Bis zur WM 2026: DFB verlängert Vertrag mit Bundestrainer Nagelsmann
EILMELDUNG
Bis zur WM 2026: DFB verlängert Vertrag mit Bundestrainer Nagelsmann

Nicolas Plexidas Und Ondrej Karas "Düsseldorf ist ein besonderer Ort"

Düsseldorf · Die Konsuln von Griechenland, Nicolas Plexidas, und Tschechien, Ondrej Karas, verlassen die Landeshauptstadt.

 Der griechische Generalkonsul Nicolas Plexidas (links) ist seit 2011 in Düsseldorf und wird jetzt Botschafter in der Slowakei. Ondrej Karas ist seit 2010 Konsul der Tschechischen Republik in Düsseldorf und wechselt nach Katar.

Der griechische Generalkonsul Nicolas Plexidas (links) ist seit 2011 in Düsseldorf und wird jetzt Botschafter in der Slowakei. Ondrej Karas ist seit 2010 Konsul der Tschechischen Republik in Düsseldorf und wechselt nach Katar.

Foto: Bauer

Herr Plexidas, Herr Karas, Sie vertreten seit einigen Jahren in Düsseldorf Ihre griechischen beziehungsweise tschechischen Landsleute. Wie würden Sie Düsseldorf beschreiben?

Karas Eine relativ kleine Stadt, aber mit Weltatmosphäre und mit vielen Ausländern.

Sie haben eine ganz besondere Beziehung zu Düsseldorf ...

Karas Das stimmt, denn meine Tochter ist hier geboren. Düsseldorf wird uns also unser ganzes Leben lang begleiten.

Herr Plexidas, wie beschreiben Sie Düsseldorf?

Plexidas Wohlhabend, extravagant, elegant und dynamisch. Diese vier Worte beschreiben akkurat das Profil der Stadt. Es ist ein sehr besonderer Ort.

Sie waren drei Jahre in Köln stationiert, bevor Sie vor zwei Jahren nach Düsseldorf kamen. Wie sind die Städte im Vergleich?

Plexidas Düsseldorf ist als Landeshauptstadt die politische Macht. Hier fallen die politischen Entscheidungen im Landtag, es ist also das Herz von NRW. Köln ist auf der anderen Seite kulturell, aber auch in Zahlen sehr bedeutend. Köln hat eine lange Historie und ist eine der größten Universitätsstädte Deutschlands. Düsseldorf ist eher business-orientiert. Beide ergänzen sich aber sehr gut. Gemeinsam sind sie der ganze Stolz von NRW.

Wie haben Sie beide Düsseldorf erlebt? Wie war Ihr Verhältnis zum Rathaus?

Karas Wir haben uns von Beginn an sehr willkommen gefühlt. Wir haben gute und enge Beziehungen zu der Wirtschaftsförderung der Stadt und auf der Landesebene zu NRW.Invest sowie dem Wirtschaftsministerium. Nicht zu vergessen natürlich die Industrie- und Handelskammer.

Plexidas In Düsseldorf gibt es mehr als 10 000 Griechen, deshalb habe ich mich hier richtig zu Hause gefühlt. Griechen haben die chronische Fähigkeit, sich schnell anzupassen, zugleich aber ihre Identität zu wahren. Es ist wunderbar, wie viel die Griechen dieser Stadt und NRW geben und wie viel sie zurückbekommen.

Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Für Griechen gibt es griechische Schulen in griechischer Sprache. Ist das nicht hinderlich?

Plexidas In den vergangenen Jahren hat sich diese Mentalität komplett verändert. Nur eine Minderheit bleibt in den alten Mustern. Der Großteil besucht deutsche Schulen und hat nachmittags griechischen Unterricht. Sie dürfen nicht vergessen, dass manche ihre Zukunft nicht in Deutschland sehen. Für sie ist es wichtig, ihre Muttersprache nicht zu verlieren. Ich sage immer: Integriert Euch und bewahrt Euren Charakter.

Herr Karas, wie sind die Tschechen in Düsseldorf zu charakterisieren?

Karas Tschechen, die im Ausland leben, sind bekannt dafür, sich schnell zu integrieren. Sie bilden keine Gemeinschaften, leben sehr verstreut. Im Vordergrund stehen das Leben und Arbeiten in dem jeweiligen Land. In Düsseldorf gibt es nur einige Hundert, und es ist schwierig, sie zu finden (lacht). Einige haben sich jetzt aber über den deutsch-tschechischen Wirtschaftsstammtisch von NRW.Invest und IHK kennengelernt.

Sie erwähnten es bereits, Herr Plexidas, Sie vertreten in Düsseldorf eine der größten ausländischen Gemeinden. Wie ist die Stimmung bei Ihren Landsleuten in Zeiten der Euro-Krise, von Rettungsschirmen und extremen Sparmaßnahmen im Heimatland?

Plexidas Das hat starke emotionale Auswirkungen. Die Griechen haben historisch viel gelitten, um eine bessere Zukunft zu bekommen. Sie leben jetzt fern ihrer Heimat, und es ist sehr hart für sie, dass einige Medien ein Etikett auf eine ganze Nation kleben. Meine Landsleute fühlen sich deshalb etwas gekränkt und wundern sich manchmal, weshalb die Deutschen nun so hart mit ihnen sind. In Deutschland wurden schlimme Sachen über Griechen geschrieben, in Griechenland aber auch über Deutsche. Für viele hier lebende Griechen ist all das ein Trauma. Und wir tun alles, um sie davon zu überzeugen, dass sie stolz sein können auf die Reputation, die sie sich hier erarbeitet haben, und dass sie ihnen weiterhin sicher ist.

Die Zahl der Tschechen in NRW ist nicht sehr groß. Dennoch ist Tschechien ein wichtiger Wirtschaftspartner. Woran liegt das?

Karas Das hat historische Gründe. Nach dem Putsch der Kommunisten 1948 gab es die erste Welle der Emigration nach Deutschland, eine zweite nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Sowjets 1968. In dieser Zeit hat Tschechien eine Elite verloren, die hier schon sehr lange lebt, etabliert und auf vielen Feldern erfolgreich ist.

Alle europäischen Regierungen müssen sparen. Inwiefern bekommen das auch Ihre Konsulate zu spüren?

Karas Ich kenne das Gefühl. Unser Konsulat in Düsseldorf startete vor drei Jahren genau in der Zeit des Sparkurses. Tschechien hat damals weltweit mehrere diplomatische Vertretungen geschlossen. Und wir haben das Tschechische Haus in Düsseldorf eröffnet — das war eine strategisch wichtige Entscheidung.

Es ist ja ein besonderes Konzept, das andere Konsulate in ähnlicher Form übernommen haben ...

Karas Es ist ein Niedrig-Kosten-Modell mit Büros und einem Konferenzraum. Das Konsulat ist unter einem Dach mit anderen staatlichen Agenturen für Kultur, Wirtschaft, Investitionen und Tourismus untergebracht. So konnten wir kostengünstig einen neuen Standort eröffnen. Das ist ein Modell für die Zukunft.

Plexidas Ein ähnliches Modell haben wir hier auch, mit den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Kultur. Wobei viel Kulturelles auch über unsere griechisch-orthodoxe Kirche läuft. In meiner Zeit in Deutschland habe ich 30 Prozent meines Personals verloren, ich musste die Generalkonsulate in Köln und Hannover schließen. In Düsseldorf ist ein griechisches Super-Generalkonsulat entstanden. Es ist das größte auf dem Kontinent.

Was müssen Ihre Nachfolger in Düsseldorf anpacken?

Karas Die guten Beziehungen zur IHK weiter pflegen. Energiepolitik wird auch eine große Rolle spielen. Im Oktober dieses Jahres ist ein Energie-Seminar geplant.

Plexidas Mein Nachfolger wird der Generalkonsul des neuen Griechenland sein. Wir nennen es "Exit Grecovery" (Ausgang griechischer Aufschwung, d. Red.) Wir brauchen jetzt fähige Leute, die diese Krise als Chance sehen. Die Aufgabe meines Nachfolgers wird sein, die neue Sprache der deutsch-griechischen Beziehungen in Fakten zu wandeln. Mein Tipp an ihn: Bring unsere deutschen Freunde zurück zu den Griechen.

Was ist Ihre nächste Station als Diplomat?

Karas Zunächst Prag, ab Oktober werde ich Vize-Botschafter in der neuen tschechischen Vertretung in Katar.

Plexidas Ich werde Botschafter in der Slowakei.

Darf man dazu wirklich gratulieren? Die Slowakei war immerhin das Land in Europa, das sich am stärksten gegen die Rettungsschirme für Griechenland gestemmt hat.

Plexidas (lacht) Wir Diplomaten sind für die schwierigen, nicht für die einfachen Situationen da. Ansonsten wären wir alle in der Karibik. Es ist eine Ehre, aber auch eine Herausforderung für mich. Es wird eine Charme-Offensive, um das Verhältnis zu entspannen. Solidarität ist schließlich eine Regel in Europa. Als Diplomaten dürfen wir aber nicht zu emotional agieren. So will ich meine Aufgabe in der Slowakei wahrnehmen, und glauben Sie mir, es wird klappen. Immerhin verbringen viele Slowaken ihren Urlaub in Griechenland.

Was wird Ihnen von Düsseldorf am meisten fehlen?

Karas Die Vielfalt in den deutschen Bäckereien. Und natürlich der Rhein.

Plexidas Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe viele Ähnlichkeiten zwischen dem Rheinland und meinem Land gefunden.

Welche?

Plexidas Die Rheinländer sind offen, extrovertiert, feiern Karneval, sie lieben, sie weinen. Sie sind seriös und rechtschaffen. Aber überall entlang des Rheins ist dieser spezielle mediterrane Einschlag zu finden. Das wird mir am meisten fehlen.

MATTHIAS BEERMANN UND DENISA RICHTERS FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort