Düsseldorf Immer weniger Kinder fahren gut Rad

Düsseldorf · Viele Kinder in Düsseldorf können gar nicht oder nur schlecht Rad fahren. Eltern sollten ihnen ein Fahrrad kaufen – und das richtige Verkehrsverhalten vorleben, sagt der Leiter der Polizei-Unfallprävention. Der ADFC fordert außerdem breite Radwege.

 23.09.2019 /  Fahrradfahrende Kinder  ___________________________ Copyright und FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Veröffentlichung ist honorarpflichtig + 7% MwSt Tel.: +49(0)177 / 7292368 / info@hansjuergenbauer.de/ www.hansjuergenbauer.de

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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Düsseldorfer Polizei ist besorgt über die Fähigkeiten vieler Kinder, wenn es um die Fortbewegung auf zwei Rädern geht. „Wir erleben viele Kinder, die gar nicht Radfahren können, weil sie selbst kein Fahrrad besitzen“, sagt Jochen Schütt, Leiter der Abteilung Verkehrsunfallprävention.

Die Polizei führt an den 86 Düsseldorfer Grundschulen und an 10 Förderschulen die Radfahrausbildung durch. In der vierten Klasse machen die Schüler einen dreitägigen Kurs. Am Ende gibt es den Fahrrad-Führerschein. Inhaltlich geht es um Verkehrsregeln, rechts und links Abbiegen, sicheres Anfahren und vieles mehr. Entweder die Polizei kommt mit einer ihrer drei mobilen Verkehrsschulen an die Schulen. Dann bringen die Schüler ihre eigenen Fahrräder mit und üben im Umfeld der Schule das Radeln im fließenden Verkehr. Oder die Schüler kommen mit dem Bus in die Jugendverkehrsschule in Rath. Dort gibt es einen Parcour, auf dem man Fahrrad fahren und Verkehrsteilnahme üben kann.

„Die Schüler bekommen dann Fahrräder von uns gestellt“, sagt Schütt. „Wir hören dann aber sehr häufig, dass einige Schüler selbst gar kein Fahrrad und dementsprechend auch keinen Helm haben. Sie können in der vierten Klasse noch nicht Fahrrad fahren. Das stellt uns vor schwer lösbare Probleme.“ Besonders häufig höre seine Abteilung das von Schülern innerstädtischer Grundschulen.

Problematisch findet Schütt diesen Umstand deshalb, weil viele Kinder durchs Fahrradfahren den ersten richtigen Kontakt mit dem Straßenverkehr hätten. „Auf dem Rad findet die erste fahrende Verkehrsteilnahme statt“, sagt er. „Dadurch ist es später auch leichter, beispielsweise den Autoführerschein zu machen.“

Fahrradfahren sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu besseren motorischen Fähigkeiten und dem Erlernen der Verkehrsregeln, so Schütt. „Man muss sich in der Stadt im Verkehr bewegen können. Daran führt kein Weg vorbei.“

Lerke Tyra, die stellvertretende Vorsitzende des Düsseldorfer Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, hat selbst noch nicht beobachtet, dass Kinder schlechter Radfahren. „Ich nehme aber durch den Club natürlich auch eine andere Stichprobe wahr als die Polizei“, sagt sie. Sie erlebe beispielsweise, dass Kinder mit ihren Eltern mit Feuereifer an der Mini-Sternfahrt teilnähmen, die der ADFC jährlich ausrichte. „Die Polizei hat aber noch mal eine andere Gesamtheit im Blick.“ Es sei bekannt, dass Kinderärzte seit längerem mangelden Motorik bei Kindern beklagten. Allgemein sei die Bewegungsfreude weniger ausgeprägt als früher. „Die Eltern spielen dabei eine entscheidende Rolle“, sagt Tyra. „Das kann Schule allein nicht auffangen.“

Das sieht Verkehrsexperte Jochen Schütt ähnlich. „Eltern haben 365 Tage im Jahr Zugriff auf ihre Kinder“, sagt er. „Schulen und Kindergärten höchsten 200 Tage – und die Polizei drei Tage im vierten Schuljahr.“ Demensprechend liege es an den Eltern, ihren Kindern Räder zu kaufen und mit ihnen Fahrrad zu fahren.

Lerke Tyra wünscht sich darüber hinaus eine bessere Rad-Infrastruktur. „Man muss auch Gelegenheit zum Radfahren geben“, sagt sie. Sichere und breite Radwege seien wichtig, damit auch Kinder im Straßenverkehr Fahrrad fahren könnten. „Der Radweg muss so breit sein, dass er Fehler verzeiht“, so Tyra. „Ein ungeübter Radfahrer schlenkert auch mal beim Fahren.“

Statt monotoner Spielplätze plädiert sie für einen Übungsparcours für Fahrräder am Rhein. „Das hatten wir schon nach dem Grand Depart vorgeschlagen – passiert ist leider aber nichts“, sagt sie. Ebenso wünscht sie sich Geld für die Sanierung der Jugendverkehrsschule. „Die ist seit Ende der 80er ein Provisorium. Ein Trauerspiel!“, meint Tyra.

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