Düsseldorf Düsseldorf im U-Bahn-Fieber

Düsseldorf · Großes Interesse, kleinere Probleme: Mehr als 100.000 Menschen haben am Wochenende die Wehrhahn-Linie ausprobiert. An einigen Stellen haperte es mit der Info-Technik, den Aufzügen oder zu sensiblen Rolltreppen.

 Jeder wollte so früh wie möglich seinen Zug kriegen: die Neugierigen am Samstag an der Heinrich-Heine-Allee.

Jeder wollte so früh wie möglich seinen Zug kriegen: die Neugierigen am Samstag an der Heinrich-Heine-Allee.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Den größten Applaus gab es für die Leidtragenden. In seiner Rede zur Eröffnung der Wehrhahn-Linie sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel, dass er hoffe, dass die Beeinträchtigungen durch den Bau schnell vergessen seien. "Mein großer Dank gilt allen betroffenen Anwohnern, Anliegern und Geschäftsleuten entlang der Strecke für die enorme Geduld, die sie bewiesen haben." Der laute Beifall der dicht gedrängten Zuhörer im Bahnhof an der Heinrich-Heine-Allee war erster Ausdruck einer besonderen Stimmung, die sich nach der Jungfernfahrt eines Zuges um 12.30 Uhr im Wortsinne Bahn brach.

 Staatssekretär Enak Ferlemann, OB Thomas Geisel und NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (v. li.) enthüllten die erste Bahn.

Staatssekretär Enak Ferlemann, OB Thomas Geisel und NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (v. li.) enthüllten die erste Bahn.

Foto: Andreas Bretz
Eröffnung der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf
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Das ist die Kunst in der neuen Wehrhahn-Linie

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Foto: dpa, skm sab

Danach folgte ein Wochenende der besonderen Szenen: Die Bahnen, die am Samstag ausschließlich unterirdisch pendelten, waren bis zum Abend sehr gut gefüllt, mehr als 100.000 Düsseldorfer und Besucher besichtigten die neue Röhre. Viele von ihnen waren mit Kameras unterwegs, um die Bahnsteige und vor allem die Kunstwerke in den Stationen einzufangen. In den Zügen waren Fachsimpeleien an der Tagesordnung so wie Fahrgäste, die ohne zu überlegen alle Bahnhöfe in der richtigen Reihenfolge aufzählen konnten oder eine Dame, die überglücklich "Dass wir das noch erleben dürfen" sagte.

Da die Fahrten ausschließlich am Samstag unentgeltlich waren, erschien es um so erstaunlicher, dass die Volksfeststimmung am Sonntag ungebrochen war. An vermeintlich unspektakulären Haltestellen wie "Brunnenstraße" oder "Südring" drängten um 11 Uhr bis zu 100 Menschen in eine Bahn - nur, um mal in den Tunnel einzutauchen oder zur weiteren Besichtigung eines Bahnhofs zu fahren.

Das sagen Düsseldorfer zum Start der Wehrhahn-Linie
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Das sagen Düsseldorfer zum Start der Wehrhahn-Linie

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Eröffnungswochenende war aber auch von einigen Problemen begleitet. So erwiesen sich einige der neuen Rolltreppen als sehr sensibel und blieben schon bei kleineren Erschütterungen stehen. Die Rheinbahn untersucht dieses Phänomen nun. Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer stießen an manchen Bahnhöfen auf Aufzüge, die vorübergehend den Dienst eingestellt hatten. Zudem sorgt die kleine Schrift auf den neuen oberirdischen Haltestellen-Schildern ebenso für Ärger bei den Nahverkehrsnutzern wie manch unzuverlässige elektronische Info-Anzeige.

Die Ehrengäste der Eröffnung, der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Enak Ferlemann, und Landesverkehrsminister Michael Groschek (der seinen Dienstwagen sehr zentral am U-Bahnhof abstellte), wussten sich auch mit Applaus zu versorgen. Ferlemann versprach, "großzügig" mögliche weitere Zuschüsse des Bundes wegen gestiegener Baukosten zu bewerten. Groschek wendete sich an Randalierer, die die schönen neuen Bahnhöfe beschädigen oder verschmutzen könnten. "Denen gehört eins in den Nacken und dann eine Schüppe in die Hand", sagte er.

(RP)
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