Nach antisemitischen Vorfällen in Düsseldorf Hunderte bekunden am Landtag ihre Solidarität mit Israel

Düsseldorf · Nachdem es in Düsseldorf zu antisemitischen Vorfällen gekommen war, haben sich bei einer Kundgebung viele Demonstranten mit Israel und den hier lebenden Juden solidarisch gezeigt. „Wir dürfen Antisemitismus nicht dulden“, sagte der Oberbürgermeister.

 Teilnehmer bei der Kundgebung vor dem Landtag.

Teilnehmer bei der Kundgebung vor dem Landtag.

Foto: Verena Kensbock

Zu einer Kundgebung auf der Wiese vor dem Landtag sind am Freitag rund 450 Teilnehmer gekommen, um sich solidarisch mit Kostenpflichtiger Inhalt Israel und den in Düsseldorf lebenden Jüdinnen und Juden zu zeigen. In Düsseldorf ist es seit Beginn der Ausschreitungen in Nahost zu zwei antisemitischen Vorfällen gekommen: So hatten Unbekannte auf dem Gedenkstein der ehemaligen Synagoge an der Kasernenstraße ein Feuer gelegt, zwei Tage später wurde die Israel-Fahne vor dem Rathaus angezündet.

„Was wir gesehen haben, ist nicht das Produkt eines abstrakten Nahost-Konflikts, sondern ein Produkt strukturierten Hasses“, sagte Phlipp J. Butler-Ransohoff, Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Düsseldorf, die zusammen mit der hiesigen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Kundgebung initiiert hat. Deutsche Juden hätten heute noch Angst, offen ihre Religion auszuleben, sagte Butler-Ransohoff.

Zahlreiche Redner aus der Politik, der jüdischen Gemeinde, dem Förderverein der Mahn- und Gedenkstätte und den initiierenden Organisationen sprachen bei der friedlichen Kundgebung. Unter ihnen war auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). „Ein Teil der Gewalt ist in Deutschland und in Düsseldorf angekommen, in Gestalt von Protesten und brennenden Flaggen“, sagte Keller. „Wir dürfen Antisemitismus nicht dulden.“ Düsseldorf stehe für Weltoffenheit, Toleranz und Respekt – Antisemitismus werde hier nie einen Platz haben. „Egal, woher er kommt“, sagte der Oberbürgermeister und bezog sich damit ebenso auf muslimische Migranten wie auf Deutsche.

Die Stadt habe nach den Vorfällen „vorbildlich reagiert“, sagte Emil Brachthäuser, Vorsitzender der DIG Düsseldorf, und die angezündete Israel-Flagge vor dem Rathaus sofort ersetzt. „Düsseldorf hat im besten Sinne Flagge gezeigt“, sagte Brachthäuser, der von einer Atmosphäre der Angst und Einschüchterung sprach. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis noch mehr passiert.“ Thomas Kutschaty, NRW-Vorsitzender der SPD und ehemaliger Justizminister, forderte verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten für alle Schülerinnen und Schüler, um Judenfeindlichkeit früh zu begegnen.

(veke)
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