Gesundheit Neues Gerät lindert die Folgen der Chemotherapie

Düsseldorf · Am privaten Luisenkrankenhaus wird die Hilotherapie kostenlos angeboten. Eine Hand-Fuß-Kühlung, die Nervenschädigungen vorbeugen oder lindern soll.

 Trudi Schaper, Vorsitzende der Internationale Senologie Initiative (ISI), betreut eine Patientin.

Trudi Schaper, Vorsitzende der Internationale Senologie Initiative (ISI), betreut eine Patientin.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Während einer Chemotherapie bei Brustkrebs müssen Frauen neben den seelischen Belastungen eine Reihe körperlicher Beeinträchtigungen verkraften: Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit und als äußeres Zeichen den gefürchteten Haarausfall. Nicht sichtbar, aber von den Patientinnen als schmerzhaft empfunden, prägen sich nach Abschluss der Behandlung in vielen Fällen Nervenschädigungen an Händen und Füßen aus. Vor allem, wenn zuvor bestimmte Medikamente verabreicht wurden, die aber unerlässlich sind. Die Polyneuropathie (medizinisch CIPN) stellt sich mit Symptomen wie Rötungen, Brennen, Kribbeln und Taubheitsgefühlen als Langzeitkomplikation dar.

Damit es erst gar nicht dazu kommt, wurde ein neuartiges Gerät zur Hand-Fuß-Kühlung entwickelt. Die Hilotherapie wird als Pilotprojekt am Luisenkrankenhaus eingesetzt. „Heilen lässt sich die Polyneuropathie damit nicht“, sagt Studienleiterin Trudi Schaper, Vorsitzende des Vereins Internationale Senologie Initiative (ISI). „Bei der Vorbeugung und Linderung erzielen wir sehr gute Ergebnisse. Je früher, desto besser. Die Hilotherapie ist effektiver und angenehmer als die sonst gebräuchlichen Eishandschuhe und Füßlinge.“ Die Selbsthilfegruppe stellt die Anwendungen kostenfrei zur Verfügung, in der Regel werden 16 in einem Zyklus von sechs Monaten verabreicht.

Bisher haben mehr als 60 Patientinnen davon profitiert, darunter Katharine Schyga. Ihre Hände und Füße stecken in Manschetten, die über Schläuche mit dem Kühlgerät verbunden sind. Ein Computer übernimmt die Steuerung und pumpt vorgekühltes Wasser mit einer konstanten Betriebstemperatur von zehn Grad durch die Schläuche. „Am Anfang kam es mir sehr kalt vor“, erinnert sich Katharine Schyga. „Aber dann spürte ich die Wirkung, und sie tat mir gut.“

Der Brustkrebs hatte die Fach- und Sicherheitskraft in einem großen Kaufhaus aus heiterem Himmel überfallen. Nur drei Stunden nach der Mammografie kam sie ins Luisenkrankenhaus zu Mahdi Rezai. „Und damit in die besten Hände“, sagt Katharine Schyga. „Die intensive Aufklärung hat mir sehr geholfen. Wenn man weiß, was bei der Chemotherapie passiert, kann man sich besser auf sie einlassen. Ich habe sie recht gut vertragen und währenddessen sogar am Empfang gearbeitet. Keiner merkte, wie krank ich war.“

Mit der Polyneuropathie aber hatte sie nicht gerechnet. „Die Hilotherapie hält sie in Schach“, sagt sie erleichtert. Auch die 26-Jährige neben ihr empfindet die Behandlung als wohltuend, Ursache ihres frühen Brustkrebses ist ein familiärer Gendefekt. Ihre Sitznachbarin (44) erhielt die Diagnose im Frühjahr. „Damit fing eine neue Zeitrechnung an“, sagt sie. Den Tumor hatte sie selbst ertastet, jetzt soll er unter der Chemotherapie schrumpfen. „Bei den Medikamenten, die ich bekomme, ist die Hand-Fuß-Kühlung als Begleittherapie wichtig, um die Nervenschädigungen gering zu halten. Bisher spüre ich keine Einschränkungen.“

Trudi Schaper hofft, dass künftig mehr Gynäkologen bereit sind, sich ein solches Gerät anzuschaffen. Die Handhabung ist einfach, der Zeitaufwand überschaubar. „Manche Ärzte sehen auch Haarausfall nicht als großen Makel an“, erzählt die Biologin. „Bei der Polyneuropathie wissen sie sehr wohl um die schwerwiegenden Folgen.“

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