Hildegard Müller hat der Düsseldorfer CDU abgesagt Abschied von der perfekten Kandidatin

Düsseldorf · Hildegard Müller wird nicht die Oberbürgermeister-Kandidatin der Union. Die Personalie hätte in der CDU viele Freunde gefunden. Zum Jahreswechsel will die Union ihren Herausforderer bekanntgeben.

 Hildegard Müller soll Chefin des Branchenverbands VDA werden. Sie war auch als OB-Kandidatin der Düsseldorfer CDU gehandelt worden.

Hildegard Müller soll Chefin des Branchenverbands VDA werden. Sie war auch als OB-Kandidatin der Düsseldorfer CDU gehandelt worden.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es gibt Jobs, die sind noch schöner als Oberbürgermeister. Das findet zumindest Hildegard Müller. Die ehemalige Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Innogy-Vorständin wird Cheflobbyistin der Automobilindustrie, wie vor einigen Tagen bekannt wurde. Mit einem Rekord-Gehalt von mehr als einer Million Euro pro Jahr übernimmt sie die Präsidentschaft des Branchenverbands VDA – und beendet damit zugleich die Gerüchte, dass sie eine Kandidatur für die CDU bei der Kommunalwahl 2020 anstrebt.

Die frühere Bundestagsabgeordnete für den Düsseldorfer Norden soll intern bereits vor einigen Wochen endgültig abgewunken haben, die Entscheidung soll dem Vernehmen nach schon vor dem Angebot des VDA gefallen sein. Und überhaupt: Die Personalie Müller kam offenbar nie über den Status einer Möglichkeit hinaus, auch wenn sie in der Partei und darüber hinaus viel besprochen wurde.

Dennoch muss die Union aufpassen, dass die nun öffentlich gewordene Absage nicht wie eine Niederlage im Rennen um einen optimalen Kandidaten wirkt. Denn Müller hätte nahezu alles mitgebracht, was sich der selbstbewusste Kreisverband der Landeshauptstadt wünscht: Wirtschaftskompetenz, Führungsstärke, Charisma, gute Drähte nach Berlin – und lokale Kompetenz. Die Personalie hätte in der Partei viele Freunde gefunden, nicht zuletzt bei der einflussreichen Mittelstands-Vereinigung.

An der Nicht-Kandidatin Müller wird nun auch der oder die Auserwählte gemessen werden. Zum Jahreswechsel will die Union ihren Herausforderer bekanntgeben, am 29. Februar erfolgt die Nominierung auf einem Parteitag. Die CDU-Strategen halten es für besser, ihren Bewerber in medial schnelllebigen Zeiten erst rund ein halbes Jahr vor dem Urnengang am 13. September auf die Tour durch die Stadt zu schicken. Sie akzeptieren damit auch, dass die FDP als Reaktion ihre OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann schon im September gekürt hat, damit sie für einige Monate als Einzelkämpferin unterwegs ist. Und natürlich steigt die Neugier der Mitglieder und der Öffentlichkeit.

Gesucht wird in kleinstem Kreis um Parteichef Thomas Jarzombek, dem es bislang gelungen ist, die Personalie vertraulich diskutieren zu lassen. Die Namens-Spekulationen-Liste in der Stadtgesellschaft ist jedenfalls schon länger nicht um neue Namen ergänzt worden, und zu jedem weiß jemand anderes zu berichten, er oder sie habe bereits abgewunken oder zu wenig Rückhalt.

Kreis-Parteichef Thomas Jarzombek sagt angesprochen auf Müllers Absage nur allgemein, es seien verschiedene Profile für Bewerber möglich. Eine wichtige Qualifikation sei die Fähigkeit, im Team zu arbeiten und offen für Beratung zu sein, meint Jarzombek. Das Modell „einsamer Wolf“, das er bei Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) ausmacht, sei nicht erfolgsversprechend, wie die letzten Jahre gezeigt hätten.

Wer auch immer sich für die CDU in das Duell ums Rathaus stürzt, muss mehr Unsicherheit als in früheren Zeiten fürchten. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat die Stichwahl ums OB-Amt abgeschafft, wodurch Bewerber jenseits des klassischen Zweierduells CDU/SPD bessere Chancen haben könnten. Die Regelung ist aber noch keineswegs sicher, es läuft eine Klage. Dazu kommt, dass die CDU bei der Europawahl nicht mehr stärkste Kraft in der Stadt war. Das muss 2020 nicht noch einmal so sein, zeigt aber die hohe Dynamik in den Wahlergebnissen. Es sind unruhige Zeiten in der Kommunalpolitik – wobei das auch für die Autoindustrie gilt.

Arne Lieb

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