Wirtschaft in Düsseldorf Düsseldorf hat 72 neue Handwerksmeister

Düsseldorf · Den Meistertitel sehen viele Handwerker als Basis für ihre Selbständigkeit. Die Zahl der Meister steigt aber nur langsam.

  Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert

Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Handwerk erholt sich nur leicht von seiner Imagekrise. Noch immer ist die Zahl derjenigen, die im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf ihre Meisterprüfung bestehen, nur dreistellig – inzwischen das vierte Jahr infolge. Immerhin: Mit 939 bestandenen Meisterprüfungen im Jahr 2019 geht es zumindest gegenüber dem Vorjahr aufwärts. 2018 waren es mit gerade einmal 846 bestandenen Prüfungen so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Zum Vergleich: Im Jahr 1991 hatten noch 2522 Handwerker ihre Meisterfertigkeit bewiesen. Damals lag der Frauen-Anteil bei 11,6 Prozent; 2019 waren 22,8 Prozent Meisterinnen. Ihr Anteil ist damit so hoch wie seit 2013 nicht mehr.

Auf die Stadt herunter gerechnet, ist Düsseldorf nun um 72 Handwerksmeister reicher: 57 Männer und 15 Frauen. Viele der Aspiranten waren in den vergangenen Monaten doppelt belastet, haben zum Teil Vollzeit gearbeitet und abends zusätzlich für Stunden die Schulbank gedrückt. Als angehende Meister erwarben sie unter anderem die Lizenz zum Ausbilden und mehr Wissen in kaufmännischen Bereichen. Einige mussten während ihrer Zeit auf der Meisterschule auch finanzielle Einbußen verkraften. Diese Strapazen haben sich gelohnt: Einige Handwerker haben sich mit ihrem Meistertitel die Basis für ihre Selbständigkeit geschaffen – nicht nur formal, sondern auch vom Wissensstand her.

Zu den Jahrgangsbesten des Kammerbezirks zählt der Holz- und Bautenschützer Sven Quast: Bereits vor einigen Jahren hat er sich gemeinsam mit seinem Bruder selbständig gemacht. Eine Meisterpflicht bestehe in diesem Beruf nicht, trotzdem sei es ihm eine wichtige Angelegenheit gewesen, den Meister zu machen: „Als Chef muss man sich fortbilden. Nur so kann man das Wissen an seine Mitarbeiter weitergeben. Alles andere ist Stillstand.“ Außerdem habe der Meistertitel für seinen Betrieb eine hohe Aussagekraft. Ganz ähnlich ist das auch bei Stefanie Kamp-Knorren: Für die junge Bestatterin wäre der Meistertitel kein Muss gewesen, doch auch sie hat sich bewusst für die Weiterqualifizierung entschieden. Seit Januar ist sie Mit-Inhaberin des familieneigenen Betriebs.

Mit ihrem Notendurchschnitt zählen sie zu den Besten ihres Jahrgangs – eine Leistung, die auch Andreas Ehlert als Präsident der Handwerkskammer würdigte. Das hätte er auch gern bei einer großen für Sonntag geplanten Feier in der Stadthalle getan, bei der auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) reden sollte – die allerdings wegen der Coronavirus-Gefahr abgesagt werden musste. Deshalb nutzte der Handwerkskammer-Präsident am Donnerstag ein Pressegespräch, um auch politisch Stellung zu beziehen. Ehlert bekennt sich dazu, sich im Sinne des Handwerks in den Kommunalwahlkampf einmischen zu wollen und scheut auch nicht vor Kritik zurück.

Mit scharfen Worten kritisierte er etwa Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), der einen Werbebrief der Stadtwerke an alle Haushalte unterschrieben haben soll, in dem diese „unverhohlen und in direkter Konkurrenz zum örtlichen Handwerk bei den Hausbesitzern für den Bau von dezentralen Photovoltaikanlagen werben“. Das sei „mittelstandsfeindlich“. Ehlert erwarte von jedem, der sich dafür bewerbe, kommunale Verantwortung zu tragen, ein klares Bekenntnis – für oder gegen das Handwerk. „Auch der Klimaschutz darf kein trojanisches Pferd für mehr Staatswirtschaft sein“, sagte er.

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