Das Traditionsunternehmen kämpft mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen Hakle arbeitet weiter an seiner Rettung

Düsseldorf · Die Zukunft soll trotz Insolvenz gesichert sein. Das markante Firmengebäude in Benrath an der Bonner Straße/Ecke Paul-Thomas-Straße ist inzwischen abgerissen. Die Fläche ist dem Gewerbepark Segro zugeschlagen worden.

 Inzwischen ist nicht nur der Hakle-Schriftzug verschwunden, sondern auch das alte Hakle-Klinkergebäude samt der Mauer. Hakle konzentriert sich auf seinen Standort an der Kappeler Straße.

Inzwischen ist nicht nur der Hakle-Schriftzug verschwunden, sondern auch das alte Hakle-Klinkergebäude samt der Mauer. Hakle konzentriert sich auf seinen Standort an der Kappeler Straße.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Seit Jahrzehnten war die braune Klinkerwand des Gebäudes an der Kreuzung Bonner Straße/Paul-Thomas-Straße ein Wahrzeichen, denn dort hingen in blauen Großbuchstaben ein H, ein a, ein k, ein l und ein e, zusammen Hakle, als Zeichen für den Sitz des Toilettenpapierherstellers. Doch nachdem 2016 immer mal wieder Buchstaben verschwanden, wurde erst der Schriftzug entfernt und nun auch vor wenigen Wochen das gesamte Gebäude, weil Hakle sich auf seinen Standort an der Kappeler Straße konzentriert. Das hat aber nicht direkt mit der Insolvenz des Traditionsunternehmens zutun.

Aktuell ist die Frage, die auch die Belegschaft umtreibt: Schafft Hakle die Wende und hat eine Zukunft? Die Zeichen dafür stehen offenbar nicht schlecht, denn es ist zum 1. Dezember an der Kappeler Straße niemand entlassen worden – und die Löhne können nun wieder aus eigener Kraft bezahlt werden. Die Unternehmensführung war zudem auch in der abgelaufenen Woche wieder in Gesprächen mit potenziellen Investoren. Es besteht die Hoffnung, in Kürze einen Vertrag unterzeichnen zu können. Für die rund 220 Mitarbeiter wäre es wohl das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn ihre Zukunft tatsächlich gesichert werden könnte.

Hakle ist ein Markenhersteller im Bereich Toilettenpapier und Küchenrollen. Die Kosten für den Grundstoff Zellulose waren in den vergangenen Monaten dramatisch gestiegen, die galoppierenden Energiekosten hatten diese Entwicklung zuletzt sogar übertroffen. Hintergrund: Gas wird für Trocknungsprozesse durch Wärme, Strom für Produktion und Papierverarbeitung benötigt.

Ein Unternehmenssprecher bilanzierte im September, dass die Megawattstunde Gas (voriges Jahr bei 20 bis 25 Euro) nunmehr bei bis zu 300 Euro liege, der Strompreis sei bis zu zwanzig Mal höher. Da 80 Prozent der Kosten auf Rohstoffe, Energie und Logistik entfallen (auch der Transport ist teurer geworden) und gleichzeitig die Verbraucher nicht immense Preissteigerungen würden zahlen können, stand Hakle mit dem Rücken zur Wand.

Hakle wurde 1928 gegründet und ist seit 2019 durch den Einstieg von Volker Jung wieder ein Familienunternehmen. Der Manager war zuvor in der Papierindustrie tätig und will Hakle durch Innovationen wieder marktfähig machen. Die Energiekosten sollen mittelfristig durch einen Fotovoltaik-Park auf dem Firmengelände deutlich gesenkt werden, bei den Grundstoffen für die Produktion könnte nach Experimenten mit Gras nun sogar Kaffeesatz zum Einsatz kommen. Für beide Maßnahmen muss investiert werden. Von seinem Konzept muss Jung nun die möglichen Geldgeber überzeugen.

Die Kostenexplosion führte aber zunächst zur Insolvenz in Eigenverwaltung. In den Monaten September, Oktober und November finanzierte eine Bank das Insolvenzgeld und damit die Löhne vor, sodass der Betrieb weiterlaufen konnte. Das Amtsgericht bestimmte den Restrukturierungsspezialisten Jan-Philipp Hoos als vorläufigen Sachwalter, der das Unternehmen prüfte.

Nun, nach drei Monaten, wurde am 1. Dezember das förmliche Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet. Die Bundesagentur für Arbeit erstattet, wie in solchen Fällen üblich, der eingeschalteten Bank die bereits gezahlten Lohnkosten für drei Monate. Hakle darf nun kein Geld verbrennen, sondern ist seinen Gläubigern verpflichtet. Da jedoch keine Mitarbeiter entlassen wurden, wie der Unternehmenssprecher bestätigt, ist Hakle bei seinen Restrukturierungsbemühungen offenbar einen Schritt weiter. Erst mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist auch der Vertrag mit neuen Partnern möglich.

 Trotz schlechter Wirtschaftszahlen stiftete Hakle in diesem Jahr Lkw-Ladungen (wie hier im März) voll Toilettenpapier in die Ukraine.

Trotz schlechter Wirtschaftszahlen stiftete Hakle in diesem Jahr Lkw-Ladungen (wie hier im März) voll Toilettenpapier in die Ukraine.

Foto: RP/Andrea Röhrig

Das frühere Hakle-Areal an der Bonner Straße/Paul-Thomas-Straße ist inzwischen in den benachbarten Segro-Gewerbepark integriert worden. Überlegungen, die alte Klinkerfassade zu retten, hatte es gegeben, aber konnten nicht realisiert werden. Die freie Fläche soll nun in einigen Monaten vermarktet werden.

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