Kritik vom Mieterbund Große Preisunterschiede bei Fernwärme in Düsseldorf
Düsseldorf · Die Düsseldorfer Stadtwerke feiern den geplanten Ausbau ihres Fernwärme-Netzes. Der Mieterverein beklagt jedoch Preisunterschiede von bis zu 60 Prozent bei der Fernwärme und kritisiert einen faktischen Anschlusszwang in Garath.
Der Düsseldorfer Mieterbund hat große Preisunterschiede bei der Fernwärme in der Landeshauptstadt kritisiert. Erst vor wenigen Tagen hatten die Stadtwerke den Ausbau des Fernwärmenetzes verkündet. Auch die Handwerkskammer hatte das kritisiert. Ein Überblick über den Streit um die Öko-Energie.
Das flächenmäßig größte Gebiet mit der Möglichkeit, Fernwärme zu beziehen, ist das um die Düsseldorfer Innenstadt (siehe Grafik). Das Gebiet reicht von Unterbilk bis Golzheim im Westen und Oberbilk bis Mörsenbroich im Osten. Eine Art Insel bildet die Heinrich-Heine-Universität, die ebenfalls angeschlossen ist. Im Jahr 2012 erfolgte der Brückenschlag ins Linksrheinische, als ein Düker, also eine Leitung unter dem Rhein, verlegt wurde. Einbrungen und Wittlaer im Düsseldorfer Norden haben ein eigenes Fernwärmenetz, ebenso Garath im Düsseldorfer Süden.
Der Vorsitzende des Düsseldorfer Mieterbundes kritisiert die hohen Preisunterschiede, je nachdem, in welchem der Gebiete man Fernwärme bezieht. In der Innenstadt liegt der Arbeitspreis in Cent bei 3,79 je Kilowattstunde. "Der Spaß in Garath und Umgebung ist mit 4,94 Cent mithin fast ein Drittel (30,3 Prozent) teurer als in der Innenstadt. Das ist zwar eine saubere Sache, aber nicht gerade preiswert. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass das Leitungssystem für die Fernwärme in Garath und Urdenbach nach fast 60 Jahren - wenn auch verbessert - mittlerweile abgeschrieben sein dürfte", sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Mietervereins. In Wittlaer und Einbrungen liegen die Kosten, verglichen mit der Innenstadt, sogar um rund 60 Prozent höher. Man zahlt dort 6,02 Cent.
"Die unterschiedlichen Preise kommen dadurch zustande, dass es in den Teilnetzen unterschiedliche Kostenstrukturen für die Erzeugung und Infrastruktur gibt", sagt Stadtwerkesprecher René Schleucher. So ist der niedrigere Preis in der Innenstadt dadurch gerechtfertigt, dass die Wärme zum größten Teil aus dem neuen Gaskraftwerksblock auf der Lausward kommt, zu einem kleineren Teil aus der Müllverbrennungsanlage am Kraftwerk Flingern. Das Fernwärmenetz in Garath ist aus den 60er Jahren und ein so genanntes Dreileiter-Netz mit unterschiedlichen Abnehmern für Warmwasser oder Heizenergie. Das macht das Gebührengeflecht komplizierter und die Preise höher, die Wärme kommt aus einem Biomasseheizwerk. Die Kosten für eine Renovierung 2010 belasten die Verbraucherpreise. In Einbrungen und Wittlaer sind die Preise am Höchsten, dort erzeugt ein Gaskessel am Hermann-Schauten-Weg die Energie.
Stadtwerke-Sprecher René Schleucher sagt nein. Faktisch aber haben die Bewohner von Garath keine andere Wahl. Gemäß einem städtischen Beschluss aus den 60er Jahren haben die Häuser keinen Gasanschluss und keine Schornsteine.
So funktioniert ein Fernwärmenetz
Fernwärme Das Wort bezeichnet den Transport von Wärmeenergie in Form von heißem Wasser aus einem Kraftwerk über ein Rohrleitungssystem zu den Kunden.
Funktionsweise In einem Kessel werden Energieträger verbrannt. Es entsteht Dampf, der eine Turbine antreibt und so in Strom umgewandelt wird. Bei diesem Prozess entsteht Wärme. Ein Großteil davon wird als heißes Wasser über einen Wärmetauscher in das Fernwärmenetz eingespeist.