Stadtteile in Düsseldorf Was die Grafenberger aktuell bewegt
Düsseldorf · Von Fahrradstraße bis „Groß-Grafenberg“: Der Vorsitzende des Bürgervereins, Joachim Heuter, über die heißen Eisen im Stadtteil. Die Hintergründe.
Grafenberg ist ja ein eher kleiner Stadtteil, genau genommen ist er mit knapp 0,9 Quadratkilometern sogar der zweitkleinste, mit rund 6000 Einwohnern gleichzeitig aber auch der am dichtsten besiedelte im Stadtbezirk 7. Grafenberg krankt ein wenig darunter, dass es kein richtiges Zentrum gibt – und natürlich, dass vieles, was der Düsseldorfer gemeinhin mit Grafenberg verbindet, eben gar nicht Bestandteil des Stadtteils ist, allem voran natürlich der Grafenberger Wald, der tatsächlich Teil von Ludenberg ist. Das soll hier aber nur bedingt und ganz am Ende Thema sein, denn was Grafenberg auf jeden Fall hat, ist einen emsigen Bürgerverein, der stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Bewohner hat. Joachim Heuter hat vor drei Jahren die Nachfolge von Reinhard Naujoks als Vorsitzender angetreten, der 20 Jahre lang die Geschicke des Vereins leitete. Dem SPD-Mitglied steht mit dem CDU-Politiker Martin Klein ein aktives Mitglied der Bezirksvertretung 7 als Stellvertreter zur Seite, sodass ein enger Draht zu Rat und Verwaltung auf jeden Fall schon mal gegeben ist. Mit den regelmäßigen Bürgersprechstunden im Rund am Staufenplatz bietet sich zudem jedem die Gelegenheit, Kritik zu üben und Anregungen beizusteuern. Aber was sind denn nun die Themen, die aktuell die Grafenberger bewegen?
Fahrradstraße Dass Limburg- und Gutenbergstraße zu einer Fahrradstraße werden sollen, schmeckt nicht allen Anwohnern, die eine einseitige Bevorteilung der Zweiradfahrer befürchten. Viele würden es begrüßen, wenn alles so bleibt, wie es ist. „Zum einen ist der ja ebenfalls geplante Ausbau der Gutenbergstraße auch mit dem Wegfall von Parkplätzen verbunden, was immer schwierig ist“, sagt Heuter, der aber vor allem die Ausfahrt aus dem Staufenbergtunnel auf die Limburgstraße, wenn sich Radfahrer und Fußgänger in die Quere kommen, als neuralgischen Punkt ansieht.
Radweg Ein stets wiederkehrendes Thema in den Bürgersprechstunden ist auch der viel zu schmale Radweg an der Grafenberger Allee vor Netto. „Wenn der Fahrradweg nicht auf die Straße verlegt werden kann, die Parkbuchten nicht genutzt werden können, so ist es den Grafenbergern auf jeden Fall wichtig, dass die Außengastronomie bestehen bleibt“, erklärt Heuter. Für einen vernünftigen Radweg eine Autospur zu opfern, sieht er kritisch. „Das führt zwangsläufig zu großen Rückstaus.“ Zumindest das Piktogramm „Gemeinsam mit Rücksicht“ sollte kurzfristig aufgebracht werden.
Haltestelle Pöhlenweg Der barrierefreie Ausbau der Haltestelle und die damit verbundene Vollsperrung der Ludenberger Straße hat zu einem mittelschweren Chaos auf den Ausweichstrecken Torfbruchstraße und Dreherstraße gesorgt. „Aber wir haben diesen Umbau befürwortet, die Barrierefreiheit ist alternativlos. Gleichzeitig sorgt die zweite Baustelle auf der Dreherstraße jedoch für zusätzliche und unnötige Probleme, das ist einfach ganz schlecht abgestimmt“, so Heuter.
Gastronomie Ganz so übel sieht es in Grafenberg gar nicht aus: Grieche am Staufenplatz und Ludenberger, La Volpe und Gioia, Arabesq und Gigante, da fällt die Auswahl schwer. „Was hier fehlt, ist die Eckkneipe, wo man einfach mal ein Bier trinken kann“, sagt Heuter, der es nach wie vor bedauert, dass die alte Säulenvilla auf dem Grabeland an der Ernst-Poensgen-Allee abgerissen wurde. „Die hätte man, so direkt an dem Grüngürtel, wunderbar gastronomisch nutzen und das Grundstück zu einem großen Biergarten machen können.“
Aktivitäten Mit der Wiederbelebung des Sommerfestes an der Gutenbergstraße ist dem Bürgerverein ein Coup gelungen. Bei der Organisation der Martinszüge will man aus finanziellen Gründen künftig aber mit der Gutenbergschule nur noch eine statt zwei Grundschulen unterstützen, „das läuft bei 2000 Kindern auf der Straße sonst aus dem Ruder“, erklärt der Vorsitzende.
Groß Grafenberg Ganz so groß wie sein Vorgänger will Heuter den Stadtteil nicht mehr wachsen lassen. Das Dreieck Pöhlenweg/Ludenberger Straße fällt ebenso aus den Planungen raus wie der Gerresheimer Part entlang der Sulzbachstraße. Den Grafenberger Wald bis zur Rennbahnstraße „einzugemeinden“, das ist aber immer noch ein Ziel des Bürgervereins. „Jeder, der am Rolander Weg wohnt, fühlt sich als Grafenberger und nicht als Ludenberger, insofern ist das nur konsequent“, betont Heuter. „Wir dürfen aber nichts überstürzen, müssen den richtigen Zeitpunkt abwarten.“
Industriepfad Ein wichtiges Thema bleibt noch: Joachim Heuter würde gerne, dass Grafenberg zum verbindenden Element der beiden privat initiierten Industriepfade Gerresheim und Flingern wird. „Diese Lücke zu schließen, den Pfad vom Gerresheimer Bahnhof bis ins tiefste Flingern zu führen, das macht einfach Sinn.“