Bauen in Düsseldorf Die mysteriöse Geschichte einer Villa

Düsseldorf · Vor vier Jahren hat ein Projektentwickler eine schicke Villa in Düsseldorf-Golzheim ersteigert, seitdem droht sie zu verfallen. Es gibt eine Abrissgenehmigung und auch eine Baugenehmigung. Doch dann starb der Eigentümer plötzlich. Wie geht es dort weiter?

 Die Villa an der Ecke Rotterdamer/Rheinberger Straße hat schon bessere Tage gesehen. Im Garten herrscht Wildwuchs, der Abriss des Hauses, das früher mal eine Augenweide war, scheint beschlossene Sache zu sein.

Die Villa an der Ecke Rotterdamer/Rheinberger Straße hat schon bessere Tage gesehen. Im Garten herrscht Wildwuchs, der Abriss des Hauses, das früher mal eine Augenweide war, scheint beschlossene Sache zu sein.

Foto: Marc Ingel

Seit gut 40 Jahren wohnt Eike Schulz-Fuhlendorf in dem Viertel zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Reeser Platz an der Rotterdamer Straße. Hier, in unmittelbarer Rheinnähe, lebt es sich gut, sind auch die Häuser entsprechend ansehnlich. Nur eine einst offensichtlich mal ziemlich schicke Villa an der Ecke Rheinberger Straße fällt negativ aus der Reihe.

Dort wohnt augenscheinlich seit Jahren keiner mehr, im Garten sprießt das Unkraut, „sie ist zu einem Schandfleck verkommen“, sagt Eike Schulz-Fuhlendorf. Vor mehreren Monaten habe ein Unternehmen den Garten gerodet, so dass man annehmen konnte, jetzt bewegt sich was. „Aber seitdem nimmt der Wildwuchs auf dem Grundstück wieder zu“, erzählt sie.

Die etwas mysteriöse Geschichte nahm ihren Anfang im Juli 2016 bei einer Zwangsversteigerung. Auf spektakuläre Weise ersteigerte der Bauunternehmer Albert Sevinc damals das 950 Quadratmeter große Grundstück mit Landhaus-Villa aus dem Jahr 1951. Lange hatte sich Sevinc das Wettbieten angesehen, um bei 2,45 Millionen Euro einzusteigen, bei 2,8 Millionen hatte er dann auch den letzten Konkurrenten aus dem Feld geschlagen. Er werde die Immobilie wohl gewerblich nutzen, hatte Sevinc, der 1999 die Albert Sevinc Planen & Bauen GmbH in Düsseldorf gründete, daraufhin gesagt. „Doch seitdem ist hier nichts passiert“, sagt Eike Schulz-Fuhlendorf.

Hubbelrath: Die verwunschene Villa Sohl
7 Bilder

Einblicke in die verwunschene Villa Sohl

7 Bilder
Foto: Jochen Wirtz

Allerdings war der Eigentümer nicht untätig, wie eine Nachfrage bei der Stadt ergibt. Für das Gebäude an der Rheinberger Straße 1 sei schon im Mai 2019 eine „Beseitigungsanzeige“ beim Bauaufsichtsamt eingereicht worden. „Bei der Überprüfung konnte kein Denkmalwert festgestellt werden. Die Bestätigung, dass mit dem Abbruch begonnen werden kann, wurde noch im Mai 2019 gegeben“, erklärt Stadtsprecher Mario Brembach. Und: „Für das Grundstück wurde am 27. März 2020 eine Baugenehmigung für die Errichtung zweier freistehender Einfamilienhäuser erteilt.“ 

Der langjährige Leerstand der Villa sei dem Bauaufsichtsamt erst mit der Anzeige auf Beseitigung bekannt geworden. Andernfalls hätte die Stadt gegen den Eigentümer auch nach Paragraf 5 des Wohnaufsichtsgesetzes NRW vorgehen können, da Wohnraum vom Verfügungsberechtigten so zu erhalten ist, dass der ordnungsgemäße Gebrauch zu Wohnzwecken gewährleistet ist.

Dass ungeachtet der erteilten Baugenehmigung die Villa an der Rheinberger Straße nach wie vor in einem Dornröschenschlaf schlummert, hat einen guten Grund: Albert Sevinc verstarb am 16. Juli dieses Jahres und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Nordfriedhof beerdigt. Er genoss hohes Ansehen in der Stadt, ebenfalls im Jahr 2016 hatte Sevinc eine Stiftung mit seinem Namen gegründet.

Sevinc war väterlicherseits Aramäer und mütterlicherseits Armenier, vor dem Hintergrund seiner ethnischen Herkunft haben Hilfsprojekte für die Angehörigen dieser beiden Völker besondere Bedeutung für die Stiftung. Noch zu Lebzeiten hatte er wieder seinen aramäischen Namen Hadodo angenommen, der dann auch in sämtlichen Todesanzeigen genannnt wurde. Am Gründungs-Festakt der Stiftung nahm sogar Oberbürgermeister Thomas Geisel teil.

Das alles hat nicht unbedingt etwas mit der Villa in Golzheim zu tun, und wie es mit der nun weitergeht, steht in den Sternen. Eine Nachfrage bei der Baufirma des verstorbenen Sevinc, die größere Bauprojekte in ganz NRW entwickelt hat, führte nicht zum Erfolg: Kein Kommentar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort