Mein Leben im Lockdown „Ich bin frustriert, werde diese Krise aber überstehen“

Gerresheim · Gianluca Casini vom Ristorante L’arte in Cucina in Gerresheim überlebt die Krise, weil er seine Speisen zum Mitnehmen anbietet. Ein Protokoll.

 Gianluca Casini führt das Ristorante L‘arte in Cucina am Gerricusplatz. Der Koch gibt zu, frustriert zu sein und krisitiert die schleppenden Hilfen.

Gianluca Casini führt das Ristorante L‘arte in Cucina am Gerricusplatz. Der Koch gibt zu, frustriert zu sein und krisitiert die schleppenden Hilfen.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Um es kurz zu sagen: Seit November ist in unserem Restaurant am Gerricusplatz nicht viel Betrieb. Zu gut Deutsch: ‚tote Hose’. Unsere Umsätze sind total gesunken. Daher habe ich zurzeit nur noch donnerstags bis sonntags geöffnet für Kunden, die unsere Gerichte abholen. Einen Lieferdienst hatte ich im ersten Lockdown getestet, aber das hat nicht gut funktioniert. Unser Restaurant ist bekannt für die etwas gehobene Küche. Wir können die Speisen nicht so einfach vorkochen und verpacken.

Dennoch haben wir nun eine neue Karte im Angebot mit Gerichten zum Abholen. Diese Umstellung war extrem schwer, denn wir mussten testen, wie die Zutaten sich verhalten, bis sie von uns bis zum Gast an den Esstisch kommen. Gemüse und Nudeln zum Beispiel garen nach dem Verpacken in ihren Schalen weiter und können zu weich werden. Inzwischen haben wir den Dreh raus und der Abholservice war im Dezember ganz gut – sogar für aufwendige Menüs mit mehreren Gängen, die wir vacuumiert in große Kartons verpackten. Das war vor allem an den Feiertagen gefragt. Die Gäste haben uns erzählt, zu Hause haben sie sich fast wie bei einem Besuch in unserem Restaurant gefühlt. Im Januar und nun im Februar haben die Leute nur noch wenig Lust, aus Verpackungen zu essen, sondern wünschen sich wieder einen besonderen Abend in einem Restaurant.

Wenn wir wieder öffnen dürften, bräuchten wir für Einkauf und andere organisatorische Schritte einige Zeit, dann würden wir startklar sein.

Wir haben immens investiert – in neues Mobiliar, Heizsysteme, Filteranlagen, Markisen, Zeltlösungen, Windschutze und in Desinfektionsmittel und Spender. Wir haben uns vorbildlich verhalten und empfinden es als angebracht, in einer angemessenen Geschwindigkeit entschädigt zu werden. Nur so könnten wir unsere laufenden Kosten trotz Lockdowns begleichen. Aber die im November versprochenen Finanzhilfen kommen nur schleppend. Ich muss mit meinem Restaurant eine Familie ernähren. Nun bin ich eigentlich sehr müde und frustriert; ich möchte endlich wieder das Restaurant öffnen und schöne Rezepte entwickeln. Die Krise werden wir überstehen. Ich habe keinen Plan B. Kochen ist mein Leben.

Aufgezeichnet von Holger Lodahl, weitere Infos online unter www.arteincucina.de

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