Für Obdachlose in Düsseldorf Gerhard-Richter-Grafik für 50.000 Euro versteigert

Düsseldorf · Die Obdachlosenhilfe Fiftyfifty versteigert Bilder, die zum Teil berühmte Künstler gespendet haben. So kann die Düsseldorfer Organisation Appartements für Wohnungslose kaufen.

Gerhard Richter, die Nummer eins des weltweiten Kunst-Rankings, hat die Obdachlosenhilfe Fiftyfifty schon häufig unterstützt. Kürzlich gab der Weltklasse-Künstler mit besonderer Verbindung zu Düsseldorf vier Werken (drei Grafiken und ein Plakat) in die Hände von Fiftyfifty – alles für einen guten Zweck. Eine der Arbeiten ging am Mittwochmittag frühzeitig weg. „Ein leidenschaftlicher Fan dieses Künstlers hat 50.000 Euro geboten, das ist laut unseren Statuten möglich, somit ist die Auktion beendet“, sagte Hubert Ostendorf, Geschäftsführer von Fiftyfifty, auf Nachfrage unserer Redaktion. Er freue sich, dass damit ein weiteres Apartment für einen Menschen, der auf der Straße leben müsse, in greifbare Nähe rücke. 

„Vergriffen“ steht nun also auf der Internetseite der Obdachlosen-Organisation. Das Startgebot lag bei 20.000 Euro. Das Kunstwerk wurde den Angaben zufolge zum Originalpreis verkauft und ist daher nicht mehr im Rennen.

Das Bild, das den Namen „Seestück (See-See)“ trägt, hat nun einen neuen Besitzer. Dabei handelt es sich um ein Offset nach einem Original-Ölwerk auf Leinwand von 1970. Es ist auf Alu-Dibond aufgezogen und von Hand signiert, datiert auf den 22. November 2021 und das einzige Exemplar dieser Art.

Noch gerahmt werden müssen laut Ostendorf ein weiteres „Seestück“ sowie ein Gemälde mit dem Titel „Himalaya“ – dann kommen sie im kommenden Jahr auch in die Auktion. „Wenn auch diese für jeweils 50.000 Euro weggehen, dann können wir ein weiteres Apartment kaufen. Schon 50 Wohnungen konnten wir erwerben durch Bildspenden von Künstlern.“ Housing First nennt sich das Projekt, das Langzeit-Obdachlose direkt von der Straße in Wohnungen vermittelt, die Fiftyfifty erwirbt.

In den 1960er Jahren studierte Gerhard Richter auch an der Kunstakademie Düsseldorf – bei Ferdinand Macketanz und Karl Otto Götz. Seine Mitstudenten waren etwa Sigmar Polke und Gotthard Graubner. Von 1971 bis 1993 war er dort Professor für Malerei. Seine Werke zählen auf dem Kunstmarkt zu den teuersten eines lebenden Künstlers.

Der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf stellte er seinen Birkenau-Zyklus zur Verfügung. In seinem sechs Jahrzehnte umfassenden Schaffen hat sich Gerhard Richter, der im kommenden Jahr 90 Jahre alt wird, wiederholt mit dem Thema Holocaust und der (Nicht-)Darstellbarkeit der Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandergesetzt.

Erst in seinem „Birkenau“-Zyklus, der 2014 entstanden ist, fand der Künstler nach Ausführung der Kunstsammlung NRW einen Umgang mit und eine Form für das Thema. Dem Werk liegen vier Fotografien zugrunde, die von Häftlingen des KZ Auschwitz-Birkenau heimlich und unter Lebensgefahr aufgenommen wurden. Diese Ausstellung in Düsseldorf ist gerade gestartet und ist bis zum 24. April 2022 zu sehen.

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