Inklusive Karnevalsgesellschaft Gemeinsam Jeck Gestatten, die „Hoppeditzeline“

Düsseldorf · Die inklusive Karnevalsgesellschaft „Gemeinsam Jeck“ bestreitet die Session dieses Mal nicht mit einem eigenen Prinzenpaar. Anja Rossol stellt stattdessen eine andere Düsseldorfer Karnevalsfigur dar.

 Anja Rossol repräsentiert die inklusive Karnevalsgesellschaft „Gemeinsam Jeck“ in dieser Session als „Hoppeditzeline“. Sie ist seit der Gründung 2014 bei der KG dabei.

Anja Rossol repräsentiert die inklusive Karnevalsgesellschaft „Gemeinsam Jeck“ in dieser Session als „Hoppeditzeline“. Sie ist seit der Gründung 2014 bei der KG dabei.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Anja Rossol baut derzeit an ihrem Ebenbild. Jedes Wochenende ist die 46-Jährige in der Halle Am Steinberg, in der die Karnevalsgesellschaften (KG) ihre Gesellschaftswagen für den Rosenmontagszug 2022 herrichten. „Jacques Tilly hat unseren Wagen entworfen und dabei das Relief von unserer ‚Hoppeditzeline‘ vier Meter groß an prominenter Stelle, also ganz nach vorne gestellt“, sagt Thomas Schilder. Er ist Präsident der inklusiven KG Gemeinsam Jeck, also der Gemeinschaft der Jecken, die es Menschen mit Unterstützungsbedarf ermöglicht, ungehindert und mit anderen Karneval zu feiern.

Und das tun sie gerne ausgelassen. „Unsere Mitglieder machen die meiste Stimmung. Sie interessiert es nicht, ob sie beobachtet werden, was andere über sie denken. Sie haben sich ihre Natürlichkeit bewahrt“, sagt Schilder. „Beim Feiern gibt es keine Unterschiede. Wir können so Brücken bauen und Berührungsängste abbauen.“

Dazu wird auch Anja Rossol, die in der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) an der Marienburger Straße arbeitet, in dieser Session vieles beitragen. Rossol ist zur ersten offiziellen „Hoppeditzeline“ des inklusiven Karnevalsvereins bestimmt worden. „Eigentlich haben wir seit unserer Vereinsgründung im Jahr 2014 immer ein eigenes Prinzenpaar gehabt. Aber wegen der Corona-Pandemie und, weil wir Anjas große Verdienste um unsere Karnevalsgesellschaft würdigen wollen, haben wir eine Einzelperson zum Aushängeschild der Session bestimmt“, so Schild.

Dabei hat sich der Verein aus dem Düsseldorfer Süden am „Hoppeditz“, der Symbolfigur orientiert, die alljährlich am 11.11. die fünfte Jahreszeit einläutet. Kein Wunder also, dass Rossols Konterfei auch den Gemeinsam-Jeck-Orden der Session ziert. Sie ist seit dem Gründungsjahr der KG 2014 Standartenträgerin: Also bei jeder Veranstaltung mit der Abordnung der KG Gemeinsam Jeck auf der Bühne. Früher ist sie auch mit der Band der Lebenshilfe, den „Gurkenland Boys“ aufgetreten und hat dort Akkordeon gespielt. Jedes Mal, wenn sie auf der Bühne steht, ist sie auch eine besondere Sympathieträgerin. Wegen ihrer ungekünstelten Natürlichkeit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit fliegen ihr die Herzen zu.

Sowieso ist Anja Rossol es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen, hat sie doch für Deutschland viele Medaillen bei den Special Olympics, den Sportspielen für geistig Behinderte, gewonnen. Sie spielte Tennis, machte Judo und ist jetzt Tischtennisspielerin. „Ich war für meinen Sport schon in Shanghai, Warschau, Groningen, Dublin, in Italien und Frankreich“, erinnert sich Rossol.

Früher hat sie ihre unbändige Energie bei der Bewegung abbauen können, heute macht sie es bei der KG Gemeinsam Jeck. Für ihre Auftritte muss sie nicht üben. „Anja macht ihre Auftritte aus dem Bauch heraus. Sie ist so spontan, sie muss nichts proben“, meint dann auch die Vorsitzende der KG, Elisabeth Ilser. „Ich glaube, ich bin eine Rampensau“, bestätigt Rossol fröhlich lächelnd. Diese Fähigkeit, immer mittendrin zu sein, immer vorneweg zu marschieren, wenn es los geht, wird sie am kommenden Samstag, 12. November, richtig ausleben können, denn dann wird sie von der KG Gemeinsam Jeck offiziell zur „Hoppeditzeline“ gekürt. Wenig später, am 26. November, steht auch schon die Karnevalssitzung ihrer KG an.

„Wir werden mit Anja ungefähr 25 Termine in der Session haben, der überwiegende Teil davon bei anderen Gesellschaften“, sagt Vereinspräsident Schilder. „Wir haben gute Beziehungen zu fast allen Gesellschaften im Comitee Düsseldorfer Carneval. Nur zu einer nicht.“ Welche das ist, will er allerdings nicht verraten. Vielleicht ändert sich das ja in dieser Session mit der ersten ‚Hoppeditzeline“, sie ist ja eine feierlustige Rampensau, der die Jeckenherzen zufliegen werden.

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