Urdenbacher Kämpe in Düsseldorf Freilaufende Hunde stören Naturschutzgebiet

Düsseldorf · Geografie-Studenten befragten im Sommer 587 Besucher der Urdenbacher Kämpe im Süden Düsseldorfs. Professor Boris Braun stellte jetzt die Ergebnisse vor.

 Regelmäßig sind im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe Hundebesitzer mit ihren nicht angeleinten Tieren unterwegs. Das könnte ein Bußgeld nach sich ziehen.

Regelmäßig sind im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe Hundebesitzer mit ihren nicht angeleinten Tieren unterwegs. Das könnte ein Bußgeld nach sich ziehen.

Foto: RP/Günter von Ameln

Besucher der Urdenbacher Kämpe empfinden das Renaturierungsgebiet am Alten Rhein als ein Stück „Wildnis“, weil der Mensch dort nur sehr wenig eingreift. Sie sind auch mehrheitlich der Ansicht, dass die Ausbreitung nicht heimischer Pflanzen und Tiere ein natürlicher Prozess sei und vom Menschen nicht rückgängig gemacht werden sollte.

Und die Spaziergänger wollen nicht am Zugang zu diesem geschützten Gebiet gehindert werden. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer Besucherbefragung durch Geografie-Studenten der Universität Köln mit ihrem Professor Boris Braun von Juni bis September in der Urdenbacher Kämpe.

„Wir wollten drei Jahre nach der ersten Befragung wissen, wie die Leute die Renaturierung bewerten“, erklärt Braun. Hier einige Erkenntnisse:

Besucherstruktur: An vier Stellen befragten die Studenten insgesamt 587 zufällig gewählte Passanten ab zwölf Jahren. Das Durchschnittsalter betrug 51 Jahre. Mehr als ein Drittel hat einen Hochschulabschluss. Die Hälfte der Befragten besuchen mindestens einmal wöchentlich die Kämpe, 15 Prozent gar täglich. Der Anteil an Besuchern aus angrenzenden Ortsteilen Düsseldorfs oder Monheim lag bei 54,2 Prozent. „Die Anwohner fühlen sich inzwischen durch die steigende Zahl auswärtiger Besucher gestört“, so Braun. Auf Grundlage ihrer Zählungen schätzten die Studenten die Zahl der täglichen Besucher in der Kämpe auf 340, die der Hunde auf 65.

Der Fotograf der Urdenbacher Kämpe
5 Bilder

Der Fotograf der Urdenbacher Kämpe

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Foto: Klaus Weber

Einstellung zu „Wildnis“: „Viele Menschen haben bei dem Stichwort ,Wildnis‘ exotische Bilder vom Regenwald oder der Savanne im Kopf“, sagt Braun. Für 72 Prozent der Befragten komme aber schon der renaturierte Altrheinarm ihrer Vorstellung von Wildnis nahe. Und obwohl sie schätzen, dass hier der Mensch die Natur sich selbst überlässt, wollen sie nicht, dass hierzu jeglicher Zugang unterbunden wird, damit die Natur noch ungestörter ist. „Natur muss für die Menschen sichtbar und erlebbar sein“, sagt Braun.

Der Sommerdeich komme dem Bedürfnis nach einem geordneten Rahmen für das Naturerlebnis – wie in einem Guckkasten – entgegen. „Uns hat überrascht, dass die Menschen die Ansiedlung ursprünglich nicht hier heimischer Tiere und Pflanzen, wie der Nutria, positiv betrachten und sich gegen eine Entnahme aussprechen.“ Zudem werde der Umstand, dass in absehbarer Zeit wegen des nassen Bodens viele Pappeln absterben werden, noch nicht als Sicherheitsproblem angesehen. „Das gewohnte Landschaftsbild wird aber wegbrechen“, so Braun.

Landschaftsbilder: Anders als 2015 sollten die Besucher Landschaftsbilder bewerten. Als „schön“ empfinden die Menschen den Alten Rhein und den Auenwald. „Dass wir eine Landschaft mit Wasser bevorzugen, liegt wohl in unseren Genen, weil Wasser lebensnotwendig ist. Die deutsche Liebe zum Wald ist wiederum ein Ergebnis der romantischen Dichtung“, so Braun. Ihn habe gewundert, dass die für die Kämpe typischen Obstwiesen und Felder in puncto Naturnähe und Erholungswert eher schlecht abschnitten.

Rhein-Hochwasser in Düsseldorf
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Foto: Bretz Andreas

Hunde: Ein Problem der Kämpe bleibt die hohe Zahl frei laufender Hunde. Allein am Alten Rhein, einem Naturschutzgebiet, hatten 21 Prozent der Besucher einen Hund dabei, 42 Prozent waren unangeleint. Im gesamten Gebiet waren es 58 Prozent. „Leider hat sich hier seit 2015 nichts getan. Die Biologische Station scheut davor zurück, das Ordnungsamt einzuschalten, aber die sanften Methoden, spezielle Exkursionen für Hundebesitzer, haben kein Umdenken bewirkt.“

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