Protest in Düsseldorf Flüchtlinge in Traglufthalle drohen mit Hungerstreik

Düsseldorf · Auch in Düsseldorf-Mörsenbroich protestieren Bewohner einer Halle gegen unzumutbare Wohnbedingungen. Die Stadt sieht keine Chance, ohne die Notunterkünfte auszukommen.

 Vor dem Eingang der Traglufthalle in Mörsenbroich demonstrierten Flüchtlinge gegen die Wohnbedingungen.

Vor dem Eingang der Traglufthalle in Mörsenbroich demonstrierten Flüchtlinge gegen die Wohnbedingungen.

Foto: Andreas Bretz

Rund 80 Bewohner der Traglufthalle an der Sankt-Franziskus-Straße in Mörsenbroich haben vor dem Eingang der Notunterkunft gegen unzumutbare Wohnbedingungen demonstriert - nur einen Tag nach einer ähnlichen Demonstration vor der anderen Traglufthalle in Garath.

Sie hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Willkommen habt ihr gesagt, aber schlafen können wir nicht. Bitte, gebt uns nicht auf", andere schwenkten Deutschland-Fahnen. Einige Flüchtlinge kündigten sogar an, in einen Hungerstreik zu treten. Die Demonstration begann am Vormittag und zog sich bis zum Abend. Die Polizei stellte Sperrgitter auf, da die Demonstranten sich immer wieder der Straße näherten.

Die Bewohner beklagen nicht nur die Hitze in der Halle. Sie bemängeln auch ungenießbares Essen und katastrophale hygienische Bedingungen. Die Flüchtlinge wohnen teilweise seit Monaten in der Notunterkunft. "Das ist vor allem für die Kinder nicht zumutbar", sagt Yaghoub Alboughobeish, einer der Wortführer. Einige Kinder leiden unter Asthma; die Protestierenden zeigten Briefe, in denen Ärzte einen Umzug dringend anraten - in einem Fall vor mehr als einem Monat.

Das Hitzeproblem bestätigt die Stadtverwaltung, der Hersteller will nachbessern. Anzeichen für hygienische Missstände oder verdorbenes Essen waren am Mittwoch nicht zu sehen, die Verantwortlichen widersprechen den Vorwürfen.

Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft
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Eine Nacht in der Düsseldorfer Flüchtlingsunterkunft

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Foto: Bernd Schaller

Allerdings registrieren Mitarbeiter von Hilfsdiensten und Stadtverwaltung, dass das monatelange Wohnen in den beengten Sammelunterkünften zunehmend an den Nerven der Menschen zehrt. Allein die beiden Traglufthallen haben insgesamt 600 Plätze. "Es ist uns bewusst, dass das Leben in einem Zelt oder einer Halle sehr belastend ist", sagt der Leiter des Amts für soziale Sicherung, Roland Buschhausen. "Wir können die Hallen aber vor dem Herbst nicht aufgeben, weil wir die Plätze brauchen." Dann erst stünden genug Modulanlagen bereit.

CDU-Ratsherr Pavle Madzirov versuchte am Nachmittag zu vermitteln. Sein Eindruck: "Den Flüchtlingen fehlen vor allem Informationen." Auch Amtsleiter Buschhausen machte sich vor Ort ein Bild. Der Leiter der Unterkunft will nun eine Liste von besonders schutzbedürftigen Bewohnern wie Schwangeren und Kindern erstellen, möglicherweise werden sie umquartiert.

(arl)
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