Freie Stellen in der Stadt Düsseldorf findet keine Bau-Fachleute

Düsseldorf · Viele Stellen können nicht besetzt werden, im Kulturbereich ist die Lage derzeit drastisch. Der öffentliche Dienst ist in Zeiten des Bau-Booms zu unattraktiv. Die Folge: Bauarbeiten finden nicht in dem gewünschten Tempo statt.

 Im Kulturbereich ist derzeit viel zu tun, das Personalproblem ist dort besonders drastisch. Zum Beispiel wird das Schauspielhaus saniert.

Im Kulturbereich ist derzeit viel zu tun, das Personalproblem ist dort besonders drastisch. Zum Beispiel wird das Schauspielhaus saniert.

Foto: Andreas Bretz

Der Mangel an Bau-Fachleuten wird zu einem immer größeren Problem in der Stadtverwaltung - und damit für große öffentliche Bauvorhaben. Besonders drastisch trifft es derzeit den Kulturbereich: In der Bauabteilung des Kulturamts sind von 19 Stellen im technischen Bereich derzeit zehn unbesetzt. "Unsere Vorhaben können dadurch nicht mit dem Tempo vorangebracht werden, das wünschenswert wäre", sagt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe.

Dabei ist der Druck gerade im Kulturbereich hoch. Nicht nur, dass viele Bauvorhaben abzuarbeiten sind, es handelt sich auch um komplizierte Projekte: Schauspielhaus und Oper werden derzeit saniert, das Dach des Museums Kunstpalast wird ausgebessert. Und dann soll auch bald das Schumann-Haus in der Carlstadt saniert werden - das sollte eigentlich früher klappen.

Fachkräftemangel in der Stadtverwaltung

Auch andere Abteilungen der Stadtverwaltung spüren den Fachkräftemangel. Als Grund gilt die zu schlechte Bezahlung im öffentlichen Dienst. Am 16. Mai wird Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke vor dem Städtetag Nordrhein-Westfalen darüber berichten. "Bei tarifgerechter Entlohnung der Beschäftigten können wir im Wettkampf um die geeigneten Bewerber nicht mithalten", stellt er fest. Gut qualifizierte Menschen könnten sich in Ballungsräumen wie dem Rhein-Ruhr-Gebiet die Stellenangebote nach der Entgeltgruppe aussuchen. Was wiederum dazu führe, dass sich die Kommunen die dringend notwendigen Fachkräfte gegenseitig entzögen. "Wir sollten wieder stärker in den Wettbewerb mit der Wirtschaft eintreten", fordert Meyer-Falcke.

Was der Wettbewerbsnachteil der Kommunen konkret bedeutet, erklärt Heike Fleuth, Büroleiterin des Personaldezernenten. So habe die Stadt aktuell eine Stelle für einen Bauingenieur mit Fachhochabschluss ausgeschrieben. "Entlohnt wird das bei einem Anfänger mit Entgeltgruppe 11, was - je nach Stufe - 3500 oder 3700 brutto im Monat entspricht", sagt die Fachfrau. Attraktiv ist das für Bauingenieure und Architekten zurzeit nicht.

Kaum Bewerbungen auch in anderen Städten

Das bestätigt auch die Architektenkammer. "In unserer Jobbörse gibt es mehr als 400 Stellenangebote, darunter zahlreiche von Städten und Kreisen. Manche Kommunen fragen, ob wir die Anzeige veröffentlicht haben, weil sie bislang keine einzige Bewerbung erhalten haben", sagt Christof Rose, Sprecher der nordrhein-westfälischen Architektenkammer in Düsseldorf. Von der Entwicklung ist die Kammer selbst überrascht. Vor zehn Jahren habe es viel zu viele Architekten gegeben. "Stellen im öffentlichen Dienst waren beliebt, weil sie Sicherheit und meist auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bieten konnten. Doch das ist vorbei", sagt Rose.

Das Problem der Stadt: Sie ist an die Tarife gebunden, kann Gehälter nicht einfach frei verhandeln oder einfach so höhere Entgeltgruppen anbieten. "Der kommunale Arbeitgeberverband beobachtet das sehr genau und würde es kritisieren", sagt Fleuth. Trotzdem arbeite man an Lösungsansätzen, um Stellen in der Verwaltung auch für technische Berufe finanziell attraktiver zu machen. "Wir hoffen, bald Ergebnisse präsentieren zu können."

Kulturdezernent Lohe berichtet, man wolle zeitnah reagieren: "Wir werden mehr zahlen", sagt er. Statt in der Entgeltgruppe 10 sollen seine Stellen in der Gruppe 12 eingestuft werden. Ratsherr Manfred Neuenhaus (FDP) schlägt vor, auch über Alternativen nachzudenken: Die Schulbauten hat die Stadt in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert, diese Konstruktion erlaubt mehr Freiheit bei Ausschreibungen und in der Gehaltsstruktur.

(RP)
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