Karneval in Düsseldorf "Düsseldorf feiert authentischer"

Düsseldorf · Seit ein paar Tagen ist er im Amt: Christoph Joußen ist der neue Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval. Im Redaktionsgespräch erzählt er von seinen Vorstellungen, von seiner Sicht auf den Karneval und wagt einen Vergleich mit Köln.

 Christoph Joußen, neuer Geschäftsführer des CC, mit dem Hoppeditz, dem Symbol für den rheinischen Karneval.

Christoph Joußen, neuer Geschäftsführer des CC, mit dem Hoppeditz, dem Symbol für den rheinischen Karneval.

Foto: Bretz, Andreas

Sie sind am letzten Donnerstag einstimmig von allen Vereinsvertretern gewählt worden. Das klingt nach bayrischen Verhältnissen. Hat Sie das überrascht?

Joußen Dieses Ergebnis hat mich sehr gefreut. Ich bin aber auch der Meinung, dass in einer Dachorganisation wie dem CC sowohl der Präsident als auch der Geschäftsführer eine qualifizierte Mehrheit der Mitglieder hinter sich wissen sollten — eine knappe Mehrheit hätte mir nicht gereicht.

Ende März wurden Sie zum ersten Mal als Überraschungskandidat vorgestellt. Haben Sie seitdem eine "Ochsentour" durch die Karnevalsvereine hinter sich, um sich bekanntzumachen?

Joußen Als Ochsentour würde ich das nicht bezeichnen. Ich bin bei vielen Sommerfesten der Vereine gewesen und habe mich gerne vorgestellt.

Jetzt sind Sie Geschäftsführer eines Vereins, der wesentlich zum Image von Düsseldorf beitragen kann. Sollte die Stadt, die sich gerade mit einer neuen Marketingstrategie beschäftigt, den Karneval dabei mit berücksichtigen?

Joußen Karneval ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Identifikation der Düsseldorfer Bürger mit ihrer Stadt. Und er wird ja fast drei Monate lang gefeiert, also bestimmt der Karneval eine lange Zeit das Stadt-geschehen. Und wenn sich Düsseldorf schon überlegt, das Profil der Stadt zu schärfen, kann man das auch teilweise über den Karneval machen.

Kann sich Düsseldorf denn beim Karnevalfeiern mit Köln vergleichen?

Joußen In Köln wird natürlich ganz anders gefeiert. Die Veranstaltungen sind größer, es gibt viel mehr Besucher. Ich finde, die Düsseldorfer feiern authentischer, in einem etwas kleineren Rahmen, dafür aber viel toleranter und weltoffener. Nicht zuletzt ist unser Rosenmontagszug aufgrund der frechen Mottowagen, der vielen jährlich wechselnden Gesellschaftswagen und auch der Teilnehmer aus dem Ausland der meiner Meinung nach wesentlich interessantere.

Finden Sie, dass bei uns mehr Wert auf Familien-Karneval gelegt wird?

Joußen Ich bin schon der Meinung, dass Karneval auch ein Fest für Familien sein sollte — da bietet sich der Sonntag auf der Kö an, aber natürlich auch die vielen Veedelszüge in den Stadtteilen.

Da sind wir direkt beim Thema, junge Menschen im Karneval: Pänz in de Bütt ist ein erfolgreiches Projekt, was können Sie sich sonst noch vorstellen, um Jungen und Mädchen schon früh für Karneval zu begeistern?

Joußen Wir sollten versuchen, das Thema Karneval schon in die Kindergärten und noch mehr in die Schulen zu tragen, um Brauchtum zu unterrichten oder Projektwochen zum Thema Karneval zu machen? Kinder könnten schon in der Grundschule Büttenreden halten, Bands von den weiterführenden Schulen könnten doch auch bei uns im Karneval auftreten.

Sie wollen den Karneval noch breiter als bisher aufstellen?

Joußen Ideal wäre, wenn jedes Kind weiß, wann zum Beispiel Rosenmontag oder Hoppeditz-Erwachen ist, und warum wir einen Hoppeditz und eine Venetia haben. Unser Ziel sollte sein, das Interesse und die Wertschätzung, die der Karneval bei Kindern und Jugendlichen genießt, Schritt für Schritt zu vergrößern.

Also gehen Sie mit vielen neuen Ideen und frischem Schwung an Ihre neue Aufgabe. Betrifft das auch die Geld-Vermehrung?

Joußen Ganz klar. Ein Punkt ist das Merchandising, also der Verkauf von Düsseldorfer Karnevals-Produkten. Mit der Firma Deiters haben wir einen tollen Partner gefunden, der unter anderem T-Shirts, Poloshirts oder Schals in Lizenz - nach Entwürfen von Jacques Tilly — für uns herstellt und verkauft. Wie viel Geld uns das einbringt, kann man im ersten Jahr noch nicht sagen. Aber es wäre doch toll, wenn wir zum Beispiel Sammlerhemden mit immer neuen Sessionsmotiven entwickeln könnten. Aber es sollen auch Sachen dabei sein, die man über mehrere Jahre tragen kann und die nicht unbedingt teuer sind.

In anderen Städten vermarktet die Stadt den Karneval..

Joußen Darum sind wir der Stadt Düsseldorf auch enorm dankbar, dass sie die Vermarktungsrechte an uns übertragen hat und wir auf diese Weise den Karneval und vor allem den Rosenmontagszug finanzieren können.

Wie kann das CC noch mehr Geld verdienen?

Joußen Wir denken daran, an drei oder vier weiteren Stellen Tribünen für den Rosenmontags-Zugweg aufzubauen und diese Plätze Firmen, aber auch Familien mit Kindern anzubieten. Die Bühne am Marktplatz steht ja schon, die am Grabbeplatz auch — aber wir klären gerade mit den städtischen Ämtern, ob es noch andere Standorte geben kann.

Gibt es denn Interesse an Tribünen-Plätzen?

Joußen Ja, das habe ich jetzt schon mehrfach gehört. Vor allem Eltern von Kindern fänden es toll, an einem geschützten Platz den Zug zu verfolgen. Das muss natürlich alles bezahlbar sein.

Aber auch Sponsoren könnten die Einnahmen des CC erhöhen.

Joußen Natürlich versuchen wir immer wieder, neue Sponsoren zu gewinnen. Wichtig ist dabei jedoch, dass das Brauchtum im Vordergrund steht. Aber wir würden niemals den Rosenmontagszug derart kommerzialisieren, dass es der Rosenmontag der Firma XY wäre.

Was glauben Sie: Wie lange bleiben Sie Geschäftsführer?

Joußen Ich bin für drei Jahre gewählt. Dann gucken wir weiter. Das hängt nicht von mir alleine ab. Ich muss ja auch wiedergewählt werden.

Anke Kronemeyer fasste das Gespräch zusammen.

(RP)
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