Politik in Düsseldorf Ex-OB Geisel fühlt sich von Oberbürgermeister Keller übergangen

Düsseldorf · Der ehemalige Düsseldorfer OB Thomas Geisel ist sauer auf seinen Nachfolger, weil er nicht zum „Düsseldorfer Abend“ am Montag eingeladen wurde. Er wirft Stephan Keller (CDU) vor, das sei nicht das erste Versäumnis dieser Art gewesen.

 Thomas Geisel ist sauer auf seinen Nachfolger.

Thomas Geisel ist sauer auf seinen Nachfolger.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der ehemalige Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat seinem Nachfolger Stephan Keller (CDU) vorgeworfen, ihn bewusst nicht zu städtischen Veranstaltungen einzuladen. Konkret entzündete sich der Ärger am „Düsseldorfer Abend“ zur Fußball-EM 2024 am Montagabend auf dem Rathaus-Innenhof, von dem er nur zufällig erfahren habe.

„Dass ausgerechnet der ehemalige Oberbürgermeister nicht auf der Einladungsliste steht, ist umso überraschender, als der Zuschlag zugunsten Düsseldorfs als Spielstätte der Euro 24 in meine Amtszeit fällt und wohl unbestritten ist, dass auch mein persönliches Engagement zum Erfolg unserer Bewerbung beigetragen hat“, schrieb Geisel an Keller in einem Brief, der unserer Redaktion vorliegt.

Zudem seien zu der Veranstaltung dem Vernehmen nach fast 500 Personen aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft eingeladen, schreibt Geisel. „Natürlich wäre ich auch deshalb heute Abend gerne dabei gewesen, um meine damaligen städtischen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, aber auch die Vertreter von DFB und UEFA bei dieser Gelegenheit mal wieder zu sehen, mit denen ich in der Bewerbungsphase ja gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe.“

Thomas Geisel war von 2014 bis 2020 Oberbürgermeister von Düsseldorf. 2020 verlor er in der Stichwahl deutlich gegen seinen Kontrahenten Stephan Keller. Eine Weile hatten beide auch im Düsseldorfer Rathaus zusammengearbeitet: Keller war bis 2016 Ordnungsdezernent in der Landeshauptstadt, ehe er zwischenzeitlich als Stadtdirektor nach Köln wechselte.

Geisel schreibt zu der Nicht-Einladung, er habe dafür „persönlich kein Verständnis“. Er betont, sich um einen geräuschlosen „ja geradezu harmonisch-freundschaftlichen“ Übergang nach seiner Wahlniederlage bemüht zu haben, und erklärt, er habe sich seither Zurückhaltung bei der Kommentierung kommunalpolitischer Vorgänge auferlegt. Allerdings führt er einen Blog, in dem er sich gelegentlich zu aktuellen Themen zu Wort meldet, und verfasste Gastbeiträge zu verschiedenen Themen – auch für diese Redaktion.

Dem Ex-OB zufolge war die fehlende Einladung für Montagabend nicht das erste Versäumnis dieser Art. So habe er schon kein Verständnis dafür gehabt, nicht zur Eröffnung der Zentralbibliothek im KAP1 eingeladen gewesen zu sein, „obwohl ich diese Einrichtung, wie du dich gewiss erinnern wirst, seinerzeit gegen erheblichen Widerstand von Vertretern deiner Partei durchsetzen musste.“ Der Brief endet harsch: Großzügigkeit – „Jönne könne“ – gehöre zu den vorzüglichsten Charaktereigenschaften im Rheinland, schreibt Geisel: „Ich bedaure sehr, dass Dir dieses Talent offenbar nicht gegeben ist.“

Ein Stadtsprecher erklärte auf Anfrage dazu lediglich, dass die Stadt die Gästelisten zu ihren Veranstaltungen grundsätzlich nicht kommentiere. „Über den Einladungskreis wird vielmehr stets von Fall zu Fall nach Relevanz von Personen oder Personengruppen für die jeweilige Veranstaltung entschieden.“ Im Fall des „Düsseldorfer Abends" gehe es nicht um ein Dankeschön für Leistungen in der Vergangenheit, sondern darum, die Akteure für die zukünftige Ausrichtung Euro 2024 in Düsseldorf zusammenzubringen.

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