Erstes Konzert des Frauen-Orchester Eine Premiere für Düsseldorf

Düsseldorf · Startschuss für das „Erste Frauen Orchester Düsseldorf“ war vor einem Jahr. Die Gründerin möchte damit Frauen der Musikwelt sichtbarer machen. Das erste Konzert findet im Januar statt.

 Ein Jahr nach der Gründung hat sich ein fester Kern aus musizierenden Frauen zusammengefunden – Dirigentin und Initiatorin Stephanie Schmitz-Oehler freut’s.

Ein Jahr nach der Gründung hat sich ein fester Kern aus musizierenden Frauen zusammengefunden – Dirigentin und Initiatorin Stephanie Schmitz-Oehler freut’s.

Foto: Anne Orthen (orth)

Ein Jahr ist es jetzt her, dass Stephanie Schmitz-Oehler angefangen hat, nach Musikerinnen für ihr neu gegründetes „Erstes Frauen Orchester Düsseldorf“ zu suchen. Mit ihrem Verein möchte sie sich für Frauen in der Musik stark machen, denn sowohl Musikerinnen als auch Dirigentinnen und Komponistinnen sind in der Musikbranche stark unterrepräsentiert. Und das möchte die Dirigentin ändern.

Seit Schmitz-Oehlers Aufruf hat sich einiges getan. Viele Musikerinnen aller Altersgruppen haben sich gemeldet – häufig allerdings nicht aus dem Grund, dass es ein reines Frauenorchester ist. „Ich habe bisher immer in schon bestehenden Orchestern gespielt. Das ist einfacher, weil schon ein Grundgerüst besteht“, erzählt Geigerin Carolin Elskamp.

Dass das Frauenorchester noch in der Gründungsphase war, sei für sie der ausschlaggebende Aspekt gewesen. „Alles musste noch organisiert werden. Nichts war festgelegt, und wir konnten mitbestimmen. Mitzuerleben, wie alles aufgebaut wurde, das war für mich das Spannende“, sagt die 44-Jährige. „Und ich bin sehr stolz, dass wir in den wenigen Monaten so gewachsen sind und solche Fortschritte gemacht haben.“

Theresa Hilser hingegen war nach einer längeren Spielpause einfach auf der Suche nach einem neuen Orchester. „Mir war es wichtig, dass die Ambitionen nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig waren. Stephanie war mir auf Anhieb sympathisch und darum habe ich Kontakt aufgenommen. Jetzt bin ich glücklich, hier gelandet zu sein“, erzählt die 31-Jährige.

Inzwischen ist das Orchester zu einem festen Kern zusammengewachsen, darf aber gerne noch größer werden. „Blechbläser und Streicher können wir noch gut gebrauchen“, sagt die Dirigentin. Sehr glücklich ist die 33-Jährige darüber, eine erfahrene Erste Geige gefunden zu haben. „Salomé Rodriguez spielt Violine im Masterstudiengang an der Hochschule. Sie hat eine andere Sicht auf die Dinge und ist mit ihren Ideen und ihrer musikalischen Qualität eine große Bereicherung“, sagt Schmitz-Oehler.

Was noch fehlt, sind Sponsoren. Nicht nur die Miete für den Probenraum ist ein großer Kostenfaktor. „Stücke von Komponistinnen sind extrem teuer. Ein Stück kostet rund 300 Euro und da ist die Partitur noch nicht mit drin. Glücklicherweise hat der Verein Zonta uns ein Stück für unser erstes Konzert gesponsert.“

Im Januar feiert das Orchester Premiere. „Ich bin ein wenig aufgeregt. Das allererste Konzert unseres Orchesters ist etwas Besonderes und ich hoffe, dass es gut angenommen werden wird“, sagt Hilser. Gespielt werden Stücke von fünf sehr unterschiedlichen Komponistinnen: Clara Schumann, Marie Jaëll, Cécile Chaminade, Florence Price und Fanny Hensel Mendelssohn.

Das Orchester hat diese Stücke gewählt, weil sie viele Stile abdecken, sei es eine klassische Ouvertüre, ein zartes Cellokonzert oder Ragtime. „Das Besondere an den Werken ist aber, dass drei davon bisher kaum gespielt wurden, obwohl sie wunderschön sind. Und bei zwei Werken werden zwei Musikerinnen solistisch tätig sein, einmal mit der Flöte und einmal mit dem Cello“, sagt die Dirigentin. „Ich finde das total spannend, weil da viele Stücke dabei sind, die ich früher noch nicht gespielt habe. Und es fühlt sich toll an, wenn nur Frauen Musik von Frauen spielen.“

Zurzeit seien nur acht Prozent der gespielten Stücke von Komponistinnen, sagt Schmitz-Oehler. Daher geht es ihr nicht nur darum, ihre Musik aufzuführen – sie möchte den Komponistinnen ein Gesicht geben. Deshalb erzählt sie bei dem Konzert auch aus dem Leben der Frauen, damit die Zuhörer ein Gefühl dafür bekommen, was es hieß, zu der damaligen Zeit als Komponistin zu arbeiten. Durften die Frauen überhaupt musikalisch tätig sein? Mit welchen Widrigkeiten hatten sie zu kämpfen? Und was ist das Besondere an ihren Stücken?

Seine Premiere feiert das Frauen-Orchester in der Theaterkantine. „Für unseren ersten Auftritt haben wir einen Ort mit Charakter gesucht. Und die Theaterkantine ist perfekt“, sagt Schmitz-Oehler: nicht zu groß und sehr gemütlich. Und die Möglichkeit, das Konzert mit Getränken und Tapas nachwirken zu lassen, sei schön. „Die Theaterkantine verfolgt ein alternatives Konzept und will mehr als nur ein Theater sein. Da passt einfach das Gesamtkonzept.

Heike und Rüdiger Fabry von der Theaterkantine waren auch gleich begeistert von der Idee und haben uns unterstützt. Und sie haben uns in Aussicht gestellt, uns vielleicht in das Programm aufzunehmen, wenn es gut läuft“, sagt die Düsseldorferin. Außerdem sei die Location bezahlbar, was für einen jungen Verein ohne Rücklagen sehr wichtig sei. „Ich war erstaunt darüber, dass Konzertorte in Düsseldorf sehr teuer sind“, sagt die Dirigentin.

Im Juni wird das Erste Frauen Orchester Düsseldorf zudem das Abschlusskonzert der Kachelsteiner Kulturtage veranstalten. „Das ist nicht nur eine tolle Perspektive für uns. Es ist auch schön, außerhalb Düsseldorfs schon bekannt zu sein, ohne bisher überhaupt ein Konzert gespielt zu haben“, sagt Schmitz-Oehler und freut sich.

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