Soziales in Düsseldorf Erste mobile Dusche für Wohnungslose

Düsseldorf · Projektstart für „Jotdrop“: Der Duschanhänger von Flingern mobil soll montags bis freitags vier Stunden am Tag unterwegs sein. Das Projekt soll idealerweise zu einer dauerhaften Einrichtung werden.

Philipp Braun (l.) und Klaus Kehrbusch von Flingern mobil vor dem „Jotdrop“-Container, der bald fünf Tage die Woche in Düsseldorf unterwegs sein wird.

Foto: Marc Ingel

Die Planungs- und Vorbereitungsphase dauerte rund zwei Jahre, der Durchbruch gelang mit einer Finanzspritze der parlamentarischen Sozialstiftung NRW: Ein Förderbescheid über 700.000 Euro konnte der Stiftungsratsvorsitzende Marco Schmitz jetzt an Klaus Kehrbusch, Vorstandsvorsitzender des Sozialvereins Flingern mobil, übergeben, mit weiteren Geldern der Aktion Mensch ist so ein ehrgeiziges Projekt für die nächsten drei Jahre gesichert.

Dabei geht es um nichts weniger als die Würde des Menschen – oder besser, diese einem Personenkreis zurückzugeben, der auf der Straße lebt. Für diese Wohnungslosen, und davon gibt es auch in Düsseldorf mit fast 5000 Personen (2022 waren es lediglich 3650) mehr als mancher denken mag, ist „Jotdrop“ gedacht.

Dabei handelt es sich um einen barrierefrei erreichbaren Container mit Dusche und WC, der künftig dort Station machen soll, wo die Adressaten sich aufhalten. Es ist der erste dieser Art, der in NRW unterwegs ist. „Wir starten nächste Woche quasi mit einem Feldversuch, schauen, an welchen Szenepunkten wir gebraucht werden, wo ein Strom- und Wasseranschluss vorhanden ist und werden dann unseren Fahrplan konkretisieren“, erklärt Stephan Kläsener, der dem mehrköpfigen Projektteam angehört, das gegenüber des Streetwork-Cafés Mobilé an der Charlottenstraße Büroräume bezogen hat, die auch über Lagerkapazitäten verfügen.

„Montags bis freitags wird Jotdrop dann vier Stunden am Tag unterwegs sein. An Bord sind zwei Fachkräfte der sozialen Arbeit, eine Pflegefachkraft plus eine weitere Unterstützung“, berichtet Kläsener, der bereits weiter denkt und auf Spenden und finanzielle Zuwendungen hofft: „Wir wollen das Projekt nach Möglichkeit dauerhaft etablieren und weitere Mobile anschaffen.“ Zusätzliche ehrenamtliche Kräfte seien zudem immer willkommen, zum Beispiel auch Friseure oder Wäschereien.

Das niedrigschwellige Angebot reicht dabei über die Duschmöglichkeit hinaus, es soll Türöffner für weitere Hilfsleistungen sein. Die Pflegekraft kann Wunden versorgen oder Verbände wechseln. Auch Handtücher sowie bei Bedarf Kleidung und Hygienesets werden ausgegeben. Wer möchte, kann bei den Sozialarbeitern eine Beratung in Anspruch nehmen.

Durch die digitale Ausstattung der Begleitfahrzeuge sind auch Anträge auf finanzielle Leistungen oder eine Weitervermittlung bei Amtsterminen oder Arztbesuchen möglich. „Jotdrop soll ein Brückenbauer auf vier Rädern sein“, sagt Kläsener. Und: „Jotdrop soll keine Alternative zu vorhandenen Angeboten, sondern eine Ergänzung sein. Wir kommen dahin, wo bisher keinerlei Angebote vorhanden waren und schließen so eine Lücke.“

„Es macht keinen Sinn, Wohnungslosen Vorschriften zu machen, wo sie zu leben haben, es geht darum, die Selbsthilfe zu fördern“, betont Marco Schmitz. Auch Oberbürgermeister Stephan Keller unterstreicht, dass die Stadt theoretisch für jeden Menschen in dieser Stadt einen Schlafplatz zur Verfügung stelle, trotzdem würden viele das Leben auf der Straße bewusst vorziehen. Diesen dabei zu helfen, die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken, sei eine ganz wichtige Aufgabe, erklärte Weihbischof Ansgar Puff, der Jotdrop segnete und hinzufügte: „Auch die Würde von Obdachlosen ist unantastbar.“

Und dazu zählt nun mal nicht zuletzt persönliche Hygiene. Das mag für die allermeisten selbstverständlich sein, „für Obdachlose ist es das nicht, ein Jahr nicht geduscht zu haben, ist da keine Seltenheit“, so Puff. „Das Angebot, sich in einer Privatsphäre und ohne Zeitdruck zu waschen, kann viel bewirken“, denkt auch Schmitz. Denn, so Philipp Braun, Fachbereichsleiter bei Flingern mobil: „Ziel ist es, den Menschen nachhaltig bei der Verbesserung der eigenen Lebenssituation zu helfen. Das kann manchmal mit etwas scheinbar Selbstverständlichem gelingen.“