Verkehrsprojekt in Düsseldorf So läuft es auf der neuen Umweltspur

Düsseldorf · Seit Montagmorgen gelten auf der Merowingerstraße in Bilk stadteinwärts neue Regeln: Die rechte Fahrspur darf nur noch von Bussen, Taxis, E-Autos und Radfahrern genutzt werden. Bislang geht das Konzept der Stadt auf.

Auf der Umweltspur auf der Merowingerstraße dürfen zum Beispiel Radfahrer fahren.

Auf der Umweltspur auf der Merowingerstraße dürfen zum Beispiel Radfahrer fahren.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das Experiment Umweltspur ist gestartet: Seit Montag darf die Merowingerstraße stadteinwärts zwischen Kopernikusstraße und Ludwig-Hammers-Platz auf der rechten Spur nur noch von Bussen, Taxis, E-Fahrzeugen (darunter auch den Eddy-Leihrollern, die nun eine Ausnahmegenehmigung haben) und Radfahrern genutzt werden. Der Start des einjährigen Verkehrsversuches, der ein Dieselfahrverbot vermeiden soll, verlief laut Stadt ruhig. Am Dienstag gehen zwei weitere Umweltspuren auf der Prinz-Georg-Straße in Betrieb. Die Fakten:

Das sagt die Stadt „Bislang läuft es gut“, sagte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke am Montagmorgen beim offiziellen Betriebsstart. Das sei sicher auch den Ferien geschuldet: Man realisiere verkehrsändernde Maßnahmen gerne in den Ferien oder an Feiertagen, weil dann ein Gewöhnungseffekt bei einem nicht allzu großen Verkehrsaufkommen eintrete. „Es wird sicherlich am ersten Schultag schwierig werden, wenn dann alle wieder in die Schule und ins Büro fahren.“ Am Montagabend zog die Stadt eine positive Bilanz: „Der Verkehr lief reibungslos“, sagte ein Sprecher.

Das sagt die Polizei Wer die Umweltspur ohne Erlaubnis befährt, muss mit einem Bußgeld zwischen 15 und 70 Euro rechnen. Die Polizei teilte am Montag auf Anfrage mit, sie überwache die Einhaltung der Regeln im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Das sagen Anwohner Etwas kritischer sehen Anwohner der Merowingerstraße die neue Spur: Holger Engler hält die Maßnahme für „reinen Aktionismus“. „Jetzt sind Osterferien, und es ist nicht viel los. Aber auch ohne die Umweltspur staut sich das hier normalerweise im Berufsverkehr bis zur Münchener Straße. Wie soll das erst werden, wenn die Ferien vorbei sind und es nur noch eine Spur gibt?“ Auch Anwohnerin Berit Engelen ist skeptisch: „Heute gab es nicht viel Stau, lediglich viel Gehupe von Autos beim Versuch, sich einzufädeln“, sagte sie. Außerhalb der Ferien sei aber viel mehr los auf der Straße. „Ich glaube, dass nach den Ferien hier das Chaos ausbrechen wird. Das hat auch die Vergangenheit gezeigt, wenn etwa wegen des Umbaus des Bilker S-Bahnhofes die Straße teils nur einspurig war – das hat auch schon nicht funktioniert.“

Das sagen Radfahrer Lob gab es derweil von vielen Radfahrern, die die Spur ausprobierten: Norbert Stapper etwa kam extra aus Monheim mit dem Rad, um sich die neue Spur anzuschauen. „Das ist super“, sagte er. Dirk Jansen vom Umweltverband BUND befuhr die neue Spur am Morgen gleich mehrfach: „Es ist auf jeden Fall eine Verbesserung, vorher musste man sich als Radfahrer im Stau auf den beiden Fahrspuren zwischen den Autos entlangschlängeln, das ist jetzt nicht mehr so“, sagte er. Ausprobiert hat die neue Spur auch Ernst Welski, der die Strecke regelmäßig fährt: „Man wird jetzt nicht mehr so von den Autos bedrängt, das ist gut“, sagte er. Bei der Eröffnung der Umweltspuren auf der Prinz-Georg-Straße wollen am Dienstagmorgen nun die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) eine Probefahrt machen.

Das sagen Fahrgäste im Bus Bei der Testfahrt unserer Redaktion mit der Linie 835 über die Umweltspur am späten Nachmittag war der Verkehr flüssig, lediglich ein Auto fuhr zunächst falsch, ordnete sich dann aber auf der linken Spur ein. Der Bus konnte ohne Probleme bis zum Bilker S-Bahnhof die Umweltspur nutzen. Gemischte Gefühle zur neuen Regelung gab es bei den Fahrgästen: Einige halten sie für eine gute Idee, argumentieren, dadurch komme der Bus schnell voran. Mitfahrerin Karen, die ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, war jedoch kritisch: „Ich bin mir sicher, dass es in den Hauptverkehrszeiten zu Stau kommen wird“, sagt sie. Schließlich sei nur noch eine Spur für alle befahrbar.

So lief es für die Autofahrer Eigentlich sollte die Umweltspur erst um 11 Uhr freigegeben werden, bereits vorher war jedoch das Verkehrsschild für die Sonderfahrspur zu sehen, so dass die Autofahrer hinter der Kreuzung Merowinger- und Kopernikusstraße schon am frühen Morgen Platz auf der rechten Spur machten. Das lief in den meisten Fällen auch ganz gut, immer wieder wurde allerdings gehupt bei den Einfädel-Manövern. Bei der Testfahrt unserer Redaktion gegen 10 Uhr morgens funktionierte das Reißverschluss-System allerdings reibungslos und es ging zügig voran.

So geht es weiter Am Dienstag wird auch auf der Prinz-Georg-Straße in beide Fahrtrichtungen zwischen Moltke- und Bagelstraße eine Umweltspur für ein Jahr eingerichtet. Beide Versuche werden von der Stadt evaluiert, Cornelia Zuschke will in einem halben Jahr einen ersten Bericht vorlegen. Ob sich die Luft verbessert, möchte auch die Hochschule Düsseldorf herausfinden: An mehreren Stellen misst das Labor für Umweltmesstechnik an der Merowingerstraße, ob sich die Werte verändern.

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