Vorfall auf Spielplatz in Düsseldorf Eltern am Hermannplatz nach Schüssen beunruhigt

Düsseldorf · Der Fall sorgt für Aufsehen: Experten glauben, dass am Düsseldorfer Hermannplatz mit Luftgewehr-Munition auf den Fahrradhelm eines Kindes geschossen wurde. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als es den Helm nicht trug. Die Mutter glaubt das nicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat niemand auf ein vierjähriges Mädchen geschossen, das am Samstagnachmittag am Hermannplatz für rund eine halbe Stunde gespielt hatte. Das teilte die Polizei am Montag mit. Doch es gibt verschiedene Sichtweisen der Ereignisse.

Was die Mutter sagt Für die Mutter des Mädchens steht fest, dass der Helm beim Verlassen des Hauses gegen 17 Uhr am Samstagnachmittag unbeschädigt war. "Ich hätte diese Schäden bemerkt", ist Sonja C. auch zwei Tage nach dem Vorfall im Gespräch mit unserer Redaktion sicher. Zwischen 17 und 17.15 Uhr sei sie mit Tochter und Fahrrad auf dem Spielplatz am Hermannplatz eingetroffen. Erst als ihr Kind auf die Schaukel geklettert sei, habe sie den Helm erstmals abgenommen. Wenig später - so gegen 17.45 Uhr - sei ihr die erste Kerbe aufgefallen, die restlichen Einschläge habe sie zu Hause bemerkt. "Ich würde mir wünschen, dass das Ganze harmloser ist, als es sich für mich darstellt, aber nach meiner Einschätzung können die Einschläge an diesem Nachmittag erst nach dem Verlassen des Hauses passiert sein."

Was die Polizei sagt Erste kriminaltechnische Untersuchungen legen Folgendes nahe: Auf den Fahrradhelm wurde tatsächlich geschossen, "sehr wahrscheinlich" (so Polizeisprecher André Hartwich) mit einem Luftgewehr, das mit so genannter Diabolo-Munition geladen war. Dabei handelt es sich um bleihaltige Kügelchen. Wer beispielsweise auf einer Kirmes auf Plastikblumen schießt, benutzt häufig diese Art von Munition. Ob tatsächlich Bleispuren nachzuweisen sind, blieb gestern offen. "Wir haben den Helm zu weiteren Untersuchungen an Kollegen vom Landeskriminalamt weitergegeben", sagt Hartwich. Dass zum Zeitpunkt der offenbar willkürlichen Beschädigung das Kind den Helm auf dem Kopf trug, schließen die Beamten nahezu aus. Einschusswinkel und weitere Fakten ließen keinen anderen Schluss zu. Sieben Treffer, die über den kompletten Helm verteilt seien, Kopf, Hals und Rumpf des Kindes aber konsequent verfehlten, seien höchst unwahrscheinlich. "Ein Täter, der aus einer Wohnung heraus oder von einem Baum das Kind ins Visier genommen hätte, hätte nicht immer nur den Helm treffen können", sagt Hartwich. Hinzu kommt: Die Entfernung bis zum Helm wäre bei solch einem Szenario viel zu groß, um die vorgefundenen Kerben zu verursachen.

Kay Schiefer und sein Sohn Jakob auf dem Spielplatz am Hermannplatz. "In meiner Klasse haben alle darüber gesprochen", sagt der Elfjährige.

Kay Schiefer und sein Sohn Jakob auf dem Spielplatz am Hermannplatz. "In meiner Klasse haben alle darüber gesprochen", sagt der Elfjährige.

Foto: Andreas Bretz

Was Zeugen sagen Ein Zeuge hatte am Samstag gegen 20.30 Uhr an der Suchtberatungsstelle auf der Langerstraße eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen beobachtet, die - auf einer Treppe sitzend - mit Luftdruck-Spielzeugpistolen hantiert und damit auch gefeuert hätten, allerdings nicht gezielt auf Menschen. "Für mich klang es nach Plastik-Munition", sagt der Zeuge. Hartwich ging am Montag nicht von einem Zusammenhang mit dem Geschehen am Hermannplatz aus.

Was Menschen am Hermannplatz sagen Gegen 15 Uhr ist der Spielplatz in Flingern-Nord menschenleer - trotz des sommerlichen Wetters. Erst um viertel nach drei, als für einige Klassen der nahen Montessori-Gesamtschule der Schlussgong ertönt, füllt es sich ein wenig. Vor dem Klettergerüst hocken Kay Schiefer und sein Sohn Jakob. "Alle haben darüber gesprochen, das ist bei uns rund gegangen", sagt der Elfjährige, der in die fünfte Klasse geht.

Als der Junge auf das Klettergerüst steigt, sagt sein Vater: "Mich macht stutzig, dass die Polizei bislang keine Munition gefunden hat." Dass am Samstag jemand wirklich ein Kind ins Visier genommen hat, glaubt er nicht, Jakob lässt er in Ruhe klettern. Ähnlich ergeht es Sarah Lüttgen. Ihre Tochter Mahtab ist mit vier Jahren genauso alt wie das Mädchen, dessen Helm offenbar beschossen wurde. Gekommen ist sie "mit etwas gemischten Gefühlen". Aber weggeblieben wäre Lüttgen auf keinen Fall. "Insgesamt wirkte das, was ich am Wochenende dazu gehört habe, nicht ganz schlüssig auf mich", sagt sie. Jetzt sorgt sie sich um die Stimmungsmache in den sozialen Medien. So gebe es im Quartier Menschen, die nun möglicherweise in Verdacht geraten könnten. "Und das ohne jeden Grund", meint Lüttgen und fügt an: "Morgen sind wir beide wieder da."

(jj)
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