Nach Gespräch mit Kardinal Woelki Ehemaliger Düsseldorfer Stadtdechant Hennes verzichtet auf alle Ämter

Düsseldorf · Der Kölner Kardinal Woelki und der ehemalige Stadtdechant haben sich überraschend geeinigt. Wo der Priester künftig arbeiten wird, bleibt offen. Die Düsseldorfer Katholiken schauen nun nach vorn.

 Urlich Hennes erklärte den Verzicht auf seine Düsseldorfer Ämter.

Urlich Hennes erklärte den Verzicht auf seine Düsseldorfer Ämter.

Foto: dpa/David Young

In einem Vier-Augen-Gespräch haben der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Ulrich Hennes den Konflikt um ein mögliches Amtsenthebungsverfahren beendet. Hennes, der 2015 als Stadtdechant und neuer Pfarrer von St. Lambertus in die Landeshauptstadt gekommen war, habe seinen Verzicht auf seine Düsseldorfer Ämter erklärt, teilte das Erzbistum am Mittwoch mit.  Woelki habe diesen Verzicht als „Zeichen der Bereitschaft Hennes‘ angenommen, den Weg für einen guten Neuanfang in Düsseldorf freizumachen“.

Zeitgleich hob der Kardinal das seit März geltende Verbot des öffentlichen priesterlichen Wirkens von Ulrich Hennes auf. Über dessen zukünftigen Einsatz als Priester will der Kardinal zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Hennes selbst wollte sich am Mittwoch nicht zu der Einigung äußern. Und auch sein Anwalt Peter Schnatenberg blieb ungewohnt schmallippig. „Der gemeinsamen Erklärung von Monsignore Hennes und dem Erzbistum ist nichts hinzuzufügen.“ Zu Sachverhalten jenseits der Erklärung werde er sich nicht äußern. In der vergangenen Woche hatte das Erzbistum eine einstweilige Verfügung erwirkt. In ihr hatte das Kölner Landgericht Hennes untersagt, weiter zu verbreiten, das Erzbistum habe das Angebot gemacht, „falls“ er „freiwillig unter Anerkennung seiner Schuld auf seine Ämter verzichte, gebe es für ihn eine Zukunft als Priester“.

Der Erzbischof hatte den 57-Jährigen wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung im März beurlaubt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bei dem Vorgang aus dem Jahr 2012 ging es um einen erwachsenen Praktikanten in Hennes damaliger Pfarrei in Hilden. Doch die Staatsanwaltschaft stellte im Juni ihre Ermittlungen in diesem sowie weiteren Fällen mangels Tatverdachts ein. Auch ein im Anschluss angefertigtes innerkirchliches Gutachten hatte keine Anhaltspunkte für ein strafbewehrtes Verhalten festgestellt. Doch dabei blieb es nicht.

Laut Erzbistum soll Hennes an einem 20 Jahre alten Mann, der sich an ihn als Seelsorger gewandt hatte, im Jahr 2001 sexuelle Handlungen vorgenommen haben. Der Mann sowie fünf weitere Zeugen hatten dazu eidesstattliche Versicherungen abgegeben. Hennes bestreitet die Vorwürfe. Dennoch hatte das Erzbistum vergangene Woche festgestellt, der Düsseldorfer Pfarrer habe 2001 in einer seelsorglichen Situation das besondere Vertrauen, das ihm als Priester entgegengebracht wurde, „für seine eigenen Interessen ausgenutzt“. Dieser „Vertrauensbruch“ stelle ein „schweres Vergehen“ dar.

Bis die Ämter des Stadtdechanten und des leitenden Pfarrers an St. Lambertus neu besetzt sind, kann es Wochen oder Monate dauern. „Für die verunsicherten katholischen Christen in den Gemeinden wäre  es gut, wenn wir bis Weihnachten jeweils eine Lösung hätten“, sagt Martin Philippen. Der Vorsitzende des Katholikenrats begrüßt die Einigung: „So wird ein langwieriges Verfahren vermieden, das nur weiteren Schaden angerichtet hätte. Trotzdem bedauere ich den Weggang von Ulrich Hennes.“ An der Auswahl des neuen Stadtdechanten werden Philippen und seine Mitstreiter intensiver beteiligt, als das bislang der Fall war. Hintergrund sind die Querelen, die es vor vier Jahren bei der Nachfolge von Hennes’ Vorgänger Rolf Steinhäuser gegeben hatte. Viele Priester, aber auch eine Reihe von Laien hatten sich damals gegen eine von Köln präferierte Ernennung des Bonner Pfarrers Wolfgang Picken gewandt. Teil der nachträglichen Krisenbewältigung waren neue Statuten zur Beteiligung von Laien bei der Ernennung eines Stadtdechanten.

Ähnlich sieht das der kommissarische Stadtdechant Frank Heidkamp: „Harte Bandagen und juristische Auseinandersetzungen haben Düsseldorfer Bürger, Gläubige und Seelsorger immer mehr belastet. Jetzt können wir nach vorne schauen.“ Allerdings werde es dauern, bis die enorme Unruhe aus den Gemeinden weichen werde. „Nach diesen Monaten legt man nicht einfach einen Schalter um, sondern wird noch sehr viele Gespräche führen müssen.“

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