Corona-Folgen für Türkei-Urlauber „Das Ausreiseverbot war zuerst ein Schock“

Düsseldorf · Der Vater unseres Autors sitzt im türkischen Side fest. Die Reiseveranstalter wollen die Touristen möglichst bald ausfliegen. Bei den Menschen in der Türkei sei von Corona-Angst aber wenig zu spüren.

 Günter Schneider hatte zwei Wochen Urlaub im Küstenort Side gebucht. Aus Angst vor Corona hat die Türkei deutschen Touristen die Ausreise verboten.

Günter Schneider hatte zwei Wochen Urlaub im Küstenort Side gebucht. Aus Angst vor Corona hat die Türkei deutschen Touristen die Ausreise verboten.

Foto: RP/Günter Schneider

Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es dir?

Günter Schneider Mir und auch den anderen Touristen geht es super. Wir genießen unseren Urlaub, was bleibt uns auch anderes übrig?

Wie habt ihr von dem Ausreiseverbot erfahren?

Schneider Nur über die deutschen Medien. Auf uns zugekommen ist niemand. Erst am Samstag, also nach dem offiziellen Inkrafttreten der Sperre, lag ein Zettel an der Hotel-Lobby. So hat uns der Reiseveranstalter informiert, dass man uns hier rausholen wird. Nach allem, was man hört, werden Flüge organisiert, um die deutschen Touristen zurückzubringen.

Also darfst du ausreisen?

Schneider Es sieht so aus. Aber ich weiß noch nicht wann, und auch nicht, ob ich in Düsseldorf landen werde, in Frankfurt, Berlin oder anderswo. Theoretisch könnte jede Minute jemand zu mir kommen und sagen: Bitte packen, morgen früh geht der Flieger.

Wie ist die Stimmung unter den Touristen?

Schneider Natürlich war es zuerst ein Schock. Man fängt ja an, sich Sorgen zu machen. Es geht um Kleinigkeiten. Hab’ ich genug Medikamente dabei? Gibt es zu Hause wichtige Termine, die ich verpasse? Wenn man uns nicht ausfliegt, kann man noch einen Flug über ein anderes Land buchen? Aber inzwischen hat sich alles beruhigt, und wir machen uns die letzten Tage so schön, wie es geht. Die Leute liegen am Pool, schwimmen im Meer, gehen auf dem Basar einkaufen. Es gibt hier auch viele Rentner, Langzeiturlauber, die jetzt deutlich früher zurück müssen. Die ärgern sich natürlich ein bisschen. Aber von Angst ist hier nichts mehr zu merken.

Ist die Angst vor dem Coronavirus auch bei den Menschen in der Türkei angekommen?

Schneider Komischerweise quasi gar nicht. Im Hotel wurden überall Desinfektionsmittel-Spender aufgestellt, aber ansonsten geht hier alles seinen gewohnten Gang. Von Vorsichtsmaßnahmen ist nichts zu spüren, laut offiziellen Berichten gibt es gerade einmal fünf Fälle in der Türkei, und alle werden mit Touristen in Verbindung gebracht. Hier in Side geht das Leben seinen gewohnten Gang. Nur das Hotelpersonal ist in Sorge: Wenn alle Deutschen weg sind, wird es hier ziemlich leer. Ein Kellner hat mir erzählt, dass er dann unbezahlten Zwangsurlaub bekommt.

Freust du dich, wenn du wieder in Düsseldorf bist?

Schneider Eigentlich nicht. Hier fühlt man sich ein bisschen wie in einer kleinen, heilen Welt, wo der Alltag noch seinen gewohnten Gang geht. Wenn wir zurück in Deutschland sind, wird auch uns der Ausnahmezustand einholen.

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