Paare in Düsseldorf Wie ein Hochzeitsanzug die Venetienrobe sicherte
Düsseldorf · Doris und Thomas Dreßler lernten sich bei der Arbeit im Südpark kennen. In der vergangenen Session waren sie das erste verheiratete Prinzenpaar der inklusiven Karnevalsgesellschaft Gemeinsam Jeck.
Die Eheringe sind ihnen beiden nicht so wichtig. „Der liegt in der Schublade“, sagt Thomas Dreßler. Und ihrer sei zwischendurch sogar einmal verschwunden gewesen, beschreibt Doris Dreßler. Was den Düsseldorfern aber wichtig ist, ist der nächste gemeinsame Urlaub. Über ihren 17. Hochzeitstag fliegen sie zu zweit nach Spanien. Dann wollen sie Sonne tanken, an den Strand und spazieren gehen und Sardinen essen. „Die sind Thommys Lieblingsgericht, auch wenn ich die persönlich ja nicht mag“, sagt seine Frau Doris. Die Dreßlers sind ein Liebespaar mit Behinderung. In der vergangenen Session waren sie das erste verheiratete Prinzenpaar der inklusiven Karnevalsgesellschaft Gemeinsam Jeck.
Zusammen sitzen sie an diesem Tag im Café Südpark, das die Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) betreibt. Sie hat eine Currywurst bestellt, er trinkt Cappuccino. Hier im Südpark hat ihre Liebesgeschichte begonnen. Die beiden haben früher zusammen in der Grünanlage gearbeitet. „Mir ist er zuerst aufgefallen“, sagt Doris Dreßler über ihren Ehemann. Bei ihr habe es eindeutig schneller gefunkt. Doch es dauerte nicht lange, da hatte auch Thomas Gefallen daran gefunden, immer öfter mit der heute 56-Jährigen spazieren zu gehen – in Meerbusch, wo seine Eltern wohnen. „Ich habe damals noch in einer Wohngruppe in Unterrath gewohnt“, sagt Doris. Knapp 30 Jahre sei das jetzt her.
Der Südpark ist für die Dreßlers ein besonderer Teil von Düsseldorf. Thomas arbeitet dort in der Fahrradwerkstatt. In einem kleinen Schrebergarten verbringt das Paar gerne seine Freizeit. Und im Mai 2006 haben sie im Café Südpark ihre Hochzeit gefeiert. „Mit einem Buffet und Musik“, sagt Thomas. Es seien Freunde, Familie und Arbeitskollegen gekommen. Zuvor haben sie sich im Standesamt das Ja-Wort gegeben. Da sei er schon etwas nervös gewesen, sagt der Düsseldorfer. Deshalb habe er auch die Eheringe verwechselt – versehentlich steckte er Doris den Ring an den Finger, den er selbst tragen sollte. „Aber dann haben wir einfach schnell getauscht“, erinnert sich Doris. Sie habe eine weiße Hose, eine weiße Bluse und weiße Schuhe getragen. „Thomas hatte einen schönen Anzug an“, sagt sie.
Eben dieser Hochzeitsanzug des 56-Jährigen war für das Paar in den vergangenen Monaten noch einmal Thema. Denn als im Oktober feststand, dass Thomas und Doris Dreßler für eine Session die Narren der KG Gemeinsam Jeck regieren, da musste natürlich ein passender Ornat her. Und weil Doris die Venetienrobe etwas zu groß war, „opferte“ Thomas zwei Knöpfe seines Hochzeitsanzugs. Die schmückten während der Karnevalszeit das Kostüm der Düsseldorferin.
Die fünfte Jahreszeit als Prinzenpaar zu erleben, habe Spaß gemacht, da sind sich die beiden einig. Auch wenn Thomas zuvor Bedenken hatte. „Ich hatte etwas Angst davor, auf der Bühne zu reden“, sagt er. Aber das sei gar nicht nötig gewesen. Es sei spannend gewesen, Empfänge zu besuchen, den Ministerpräsidenten Hendrik Wüst und Oberbürgermeister Stephan Keller zu treffen. „Und wir hatten sogar einen eigenen Chauffeur“, sagt Doris. Die KG Gemeinsam Jeck, die im Jahr 2014 von WfaA-Mitarbeitern gegründet wurde, nimmt außerdem jährlich mit einem eigenen Karnevalswagen am Düsseldorfer Rosenmontagszug teil.
Mittlerweile ist für Doris und Thomas Dreßler aber wieder der Alltag eingekehrt. Sie wohnen in einer gemeinsamen Wohnung in Lierenfeld; täglich fährt Thomas zur Arbeit in den Südpark und Doris nach Hassels. Dort ist sie am WfaA-Standort „In der Steele“ in der Montage tätig. Bei einigen Alltagsdingen brauchen sie Unterstützung. Neuerdings hat Thomas zum Beispiel eine Leseapp auf seinem Smartphone installiert, die Texte vorliest, da das Paar selbst nicht lesen kann. Zu zweit in einen organisierten Urlaub fahren, das klappt aber hervorragend. Sie wünsche sich, mit Thomas verheiratet zu bleiben, bis „wir ins Gras beißen“, sagt Doris.