Karneval in Düsseldorf Wo es mit den Veedelszügen noch klappte

Düsseldorf · Itter, die Paulsmühle und Lohausen hatten Glück mit dem Wetter und tolle Umzüge durch die Stadtteile.

 Die Itterpiraten hatten nicht nur jede Menge Kamelle dabei, sie verteilen beim Umzug durch den Stadtteil auch Tulpen.

Die Itterpiraten hatten nicht nur jede Menge Kamelle dabei, sie verteilen beim Umzug durch den Stadtteil auch Tulpen.

Foto: Guenter von Ameln (vam)

Itter Holde Burgfrauen, mutige Ritter und edle Rösser – alles, was eine Zeitreise ins Mittelalter verspricht, ist erwünscht. Denn der 28. Veedelszoch in Itter steht unter dem Motto „Schon die Ritter feierten Karneval in Itter!“. Und dabei sind der Phantasie natürlich keine Grenzen gesetzt. „Wir haben die Ritter der Kokosnuss mit dabei oder aber auch die quadratische Schokolade in Anlehnung an Ritter und Itter“, sagt Uwe Linß, der zum vierten Mal der Zugleiter ist. Einen kurzen Moment ist er unsicher wegen des Wetters, „die Sturmwarnung wurde aber runtergesetzt und da wir keine riesigen Wagen haben, ist die Windlast bei uns gering“.

Weniger groß bedeutet aber keineswegs weniger liebevoll. Und so rollen pünktlich um 14.11 Uhr die prächtigen Ritterburgen aus Pappe durch die Straßen. Die Messdiener Rheinbogen sind als jecke Drachen unterwegs und der Ponyhof hat kreative Pferdekostüme aus großen Pappkartons gebastelt. Unter die ganzen Ritter und holden Burgfrauen mischen sich ein paar anders Kostümierte.

Die Kinder der Kita St. Nikolaus gehen als Rheinpiraten und bei der Fußgruppe „The Thirteenies“ geht es etwas moderner zu. Die zehn Freunde rund um Geburtstagskind Sophia sind als bunte Geschenkpakete verkleidet. Die 13-Jährige hatte an Altweiber Geburtstag und erfüllt sich mit der Zugteilnahme einen großen Wunsch. „Ich wollte unbedingt mitgehen, weil mir das Spaß macht“, sagt Sophia. Beim Kostümbasteln steht schon die ganze Woche im Zeichen ihres Geburtstags. „Die Kinder haben vor einer Woche angefangen und einige Stunden an Arbeit investiert“, erzählt Tanja Neudert, Sophias Mutter. Nach dem Umzug wird dann noch mit ein paar Karnevalsspielen und Schoko-Zitronenkuchen weitergefeiert.

Zum zweiten Mal mit dabei sind auch wieder die Fire Drums, die zusammen mit den Tambourcorps aus Holthausen und Oberbilk mit Musik für Stimmung sorgen. Auch die Jecken entlang der Strecke lassen sich nicht vom kurzen Regenschauer vor Zugbeginn abschrecken. So feiern Panzerknacker neben Polizisten und Mäuse zusammen mit Hippies. Und nach jedem lautstarken „Itter Helau“ regnet es Kamelle, die die kleinen Jecken eifrig aufsammeln.  Bei der After-Zoch-Party auf dem Schützenplatz sorgt die Band 91/2 für ausgelassene Stimmung. Und die hartgesottenen Jecken trotzen dem kalten Wetter und feiern bis in den Abend hinein.

 Die Organisatoren des Zugs durch die Paulsmühle – die Paulsmühler Jecken – dürfen traditionell die Gruppen und Wagen anführen

Die Organisatoren des Zugs durch die Paulsmühle – die Paulsmühler Jecken – dürfen traditionell die Gruppen und Wagen anführen

Foto: Guenter von Ameln (vam)

Paulsmühle Zu närrischem Frohsinn rund um den Bunker in der Paulsmühle animiert der Karnevalszug der Paulsmühler Jecken. Und weil die tapferen Ehrenamtler des kleinen Benrather Karnevalsvereins in diesem Jahr einen Zug mit Rekordlänge auf die Beine stellen können, spart die bunte Narrenschar am Straßenrand nicht mit anerkennenden Helau-Rufen. Erhabene Majestäten und provokante Punks geben sich hier die Ehre, Sträflinge verbrüdern sich mit Polizisten in schusssicheren Westen, Piraten sind beim Landgang zu sehen, und aus der unerschöpflichen Welt der Phantasie treten Jedi-Ritter, Samuraikämpfer und der blutrünstige Graf Dracula hervor.

Die kleinsten Narren stecken in kuscheligen Tierkostümen und „verschrecken“ die Feierschar als Eisbär, Krokodil und Leopard. Weniger bestialisch zeigt sich die dreijährige Madita als Biene Maya auf Papas Arm. Ghostbuster-Fan Michael hat – in voller Geisterjäger-Montur – mit Tochter Isabell als Geist gleich die passende Begleitung mitgebracht.

Vornweg am Zug bimmelt traditionsgemäß Jörg Sturm als „Dä Schutzmann“. Kamelle aus vollen Händen regnet es vom rot-weißen Wagen der Paulsmühler Jecken, die mit ihrem Motto „Die Paulsmühle dreht am Rad“ den aktuellen Bauzuwachs im Ortsteil auf die Schippe nimmt. Reichlich Popcorn verteilen die weißen Gespenster der Benrather Schlossgeister. Musikalisch fernöstlich, jedoch in prunkvoll-preußischen Kaiser-Friedrich-Gewändern, marschiert, wie im Vorjahr, eine japanische Kapelle mit. Das kleine Schwarze herausgesucht hat die Fußtruppe der KGS Einsiedelstraße, um düster durch die Straßen zu wuseln.

An Ideenreichtum herrscht wahrlich kein Mangel. Flagge für Europa zeigen die Benrather Schlossnarren. Mit wehenden Fußballfeldern stürmen die „Kicker“ vom Grünhof mit. Ein demonstrativ völkerverbindendes „Helau“ schickt die „Lindenstraße“ um die Welt.

Die Kids von der Kita Waldkobolde verbreiten namensgemäß mächtig mystische Atmosphäre. Erstmals angetreten zum Paulsmühler Karnevalszug ist die Jugendabteilung des VfL Benrath mit einer spektakulär großen Spielerschar. Mit von der Partie in diesem Jahr sind auch wieder die Benrather Schützen von St. Cäcilia, die sich rhythmisch-zackig in alle Herzen und Ohren trommeln, bevor der „Stolz von Urdenbach“ quirlig wie eh und jeh das Zug-Ende bildet.

 In Lohausen kommen von Jahr zu Jahr mehr Menschen zum Zoch, um Süßigkeiten und Spielzeug zu fangen.

In Lohausen kommen von Jahr zu Jahr mehr Menschen zum Zoch, um Süßigkeiten und Spielzeug zu fangen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Lohausen In Lohausen kann die Karnevalsgesellschaft am Samstag ein erstes närrisches Jubiläum feiern. Zum elften Mal gibt es im Stadtteil einen echten Veedelszoch. Daher das Motto: „11 Jahre um die Welt mit LohusAir“. Beginn des Umzugs ist um 12.11 Uhr ab dem Schützenplatz an der Lohauser Dorfstraße. Die gut einstündige Parade führt dann über Hüttmannstraße, Im Grund, Nagelsweg, Neusser Weg, Im Lohauser Feld und zurück zum Ausgangspunkt. „An der Kirche ziehen wir zweimal vorbei“, erläutert Zugleiter Stefan Heinzen die Tatsache, dass man einige Straßen wiederholt befährt.

Heinzen sagt auch, dass man bereits in früheren Jahren die Lage des Stadtviertels direkt an der Landebahn des Flughafens für Motto-Ideen genutzt habe. Neben dem Hauptwagen, der auch heute an Rosenmontag beim großen Düsseldorfer Umzug mitfährt, gibt es in jedem Jahr einen eigenen Wagen der Grundschule Lohausen, im Veedel als „kleine gelbe Schule“ bekannt. Lehrer Roland Barton, obwohl selbst in Köln wohnhaft, betreut seit Jahren jecke Schüler, von denen einige bereits auf weiterführende Schulen gehen.

Einen weiteren Wagen stellt der Island-Ponyhof vom Neusser Weg. Dabei ist ebenfalls die zweite Karnevalsgesellschaft „Lila Engel“, die neben Lohausen den Stadtteil Stockum „betreut“. Unter den Fußgruppen marschiert das Tambourcorps des Lohauser Schützenvereins, aber auch die beiden Karnevalsvereine des benachbarten Kaiserswerth. Nach der Rückkehr zum Schützenplatz findet das große Biwak statt, bei dem das Kinderprinzenpaar, das Jubiläum und überhaupt der Karneval bei freiem Eintritt mit vielen Überraschungen gefeiert wird. Höhepunkt ist natürlich der Besuch des Düsseldorfer Prinzenpaares Prinz Axel und Venetia Jula.

„Die Lohauser beteiligen sich von Jahr zu Jahr mehr an dem Umzug“, sagt Stefan Heinzen, „vor allem die Bauern stellen großzügig ihre frisch geputzten Traktoren zur Verfügung.“ Entlang der Strecke sieht man immer wieder jubelnde Menschengruppen, Familien mit Bollerwagen und grüßende Geschäftsleute. Der Stadtteil ist nicht sehr dicht besiedelt, aber gerade die Nähe zum Flughafen mit allen Folgen für die Anwohner schweißt die Lohauser zusammen. „Unser Airport zeigt sich aber wirklich auch stets großzügig bei der Förderung des lokalen Brauchtums“, sagt der Zugleiter, bevor es losgeht.

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