Friedhof in Golzheim Erster Gedenkstein für Suizidopfer in Düsseldorf

Düsseldorf · Auf dem Golzheimer Friedhof entsteht das erste Denkmal dieser Art in Deutschland. Die Düsseldorfer Initiative Tabu Suizid will damit einen Ort des Abschieds schaffen.

 Auf dem Friedhof in Golzheim wird der Gedenkstein stehen. Dort wurden bereits im 19. Jahrhundert Suizidtote beigesetzt.

Auf dem Friedhof in Golzheim wird der Gedenkstein stehen. Dort wurden bereits im 19. Jahrhundert Suizidtote beigesetzt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der erste Gedenkstein in Deutschland für Menschen, die sich das Leben genommen haben, wird in Düsseldorf stehen. Die Initiative Tabu Suizid will damit auf die vielen Menschen aufmerksam machen, die ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt haben.

Der Gedenkstein wird nach Angaben des Vereins der erste seiner Art in Deutschland sein und soll auch zum Ort des Abschieds und der Trauer werden für die Hinterbliebenen der Menschen, deren Leichname bis heute nicht gefunden wurden. „Bisher gibt es nichts Vergleichbares in Deutschland“, sagt Vorsitzende Renate Reichmann-Schmidt. „Mir war es wichtig, für die Menschen einen Abschiedsort zu schaffen.“

In Deutschland begehen dem Statistischen Bundesamt zufolge jährlich etwa 10.000 Menschen Suizid – das sind 25 Tote am Tag. Dass dieses Denkmal in Düsseldorf auf dem Golzheimer Friedhof stehen wird, hat einen guten Grund, sagt Renate Reichmann-Schmidt. Denn auf dem denkmalgeschützten Friedhof wurden bereits im 19. Jahrhundert Menschen beigesetzt, die sich das Leben genommen hatten, während sich andere Friedhöfe noch dagegen sperrten. Suizidopfer wurden von der Kirche lange Zeit geächtet, ohne Zeremonie und Läuten der Kirchenglocken abseits der anderen Toten begraben. Im Mittelalter galt Suizid gar als familiäre Schande, Angehörige wurden enteignet oder verbannt.

Auch wenn die Beisetzung von Suizidtoten auf Friedhöfen heute nicht mehr ungewöhnlich ist, ist das Tabu um das Thema Selbsttötung nicht ganz verschwunden, heißt es von dem Verein. Bis heute werde Suizid häufig verschwiegen, weil Angehörige sich schämen, die Todesursache zu nennen und Ausgrenzung fürchten.

Auch die Genehmigung für den Gedenkstein habe Renate Reichmann-Schmidt drei Jahre gekostet, mittlerweile ist das Fundament schon gegossen. „Es ist sehr schwierig, sich für dieses Thema zu engagieren“, sagt die Vereinsvorsitzende. Die Kosten für den Gedenkstein trägt der Verein, der sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. Zudem hat die Bezirksvertretung 1 einen Zuschuss von 2500 Euro beschlossen.

Die Initative Tabu Suizid wird den Gedenkstein für Suizidopfer am Samstag, 10. Oktober, um 11 Uhr auf dem Golzheimer Friedhof enthüllen. Interessierte sind willkommen, die Masken- und Abstandspflicht ist zu beachten.

(veke)
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