Düsseldorf Demo gegen Polizeigewalt – deutlich weniger Teilnehmer als erwartet

Düsseldorf · Ein umstrittener Polizeieinsatz in der Düsseldorfer Altstadt hatte für heftige Debatten gesorgt. Zu einer Demonstration am Mittag hatten die Veranstalter 5000 Teilnehmer angekündigt. Zum Start erschienen rund 300.

Bilder der Demonstration gegen Polizeigewalt in Düsseldorf am 22.08.20
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Demonstration gegen Polizeigewalt in Düsseldorf

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Demonstration sollte laut Veranstalter um 13 Uhr am Landtag beginnen, anschließend sollen die Teilnehmer über Königsallee und Heinrich-Heine-Allee durch die Innenstadt ziehen und wieder am Landtag enden. Weil nur zögerlich Teilnehmer dazustießen, wurde die Sammlungsphase verlängert.

Bis Stand 15 Uhr wurden seitens der Veranstalter keine Reden gehalten. Nur eine Schweigeminute anlässlich der Opfer des Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020 gab es. Auch wurde auf die Einhaltung der Corona-Hygieneregeln hingewiesen.

Laut Veranstalter wurden bis zu 5000 Menschen erwartet. Diese Hoffnung scheint sich jedoch nicht erfüllt zu haben. Nur etwa 300 Teilnehmer versammelten sich vor dem Landtag - begleitet von einem großem Polizeiaufgebot.

Ursprünglich sollte der „Protestmarsch für Mohamed A. - gegen Polizeigewalt“ unter anderem durch den Hauptbahnhof und am Ort des Vorfalls in der Altstadt vorbei ziehen. Nach Gesprächen mit der Polizei nahmen die Anmelder davon aber Abstand.

Anmelder der Demonstration ist der Verein „Zukunft Plus“, der sich für mehr gesellschaftliche Partizipation für Migranten einsetzt. Vorstand Karima Benbrahim erklärte, der Verein sei „zutiefst erschrocken über die brutale und unverhältnismäßige Polizeigewalt“. Dem Opfer gelte „tiefstes Mitgefühl“. Der Verein wirft der Polizei vor, es handele sich nicht um einen Einzelfall, auch aus anderen Städten würden schwerwiegende Fälle von Polizeigewalt gegen „Minderjährige of Color“ berichtet.

Die Demonstration am Samstag bezieht sich auf einen Einsatz eine Woche zuvor: Kostenpflichtiger Inhalt Nachdem ein Jugendlicher (15) Polizisten beleidigt und tätlich angegriffen hatte und sich gegen seine Festnahme wehrte, war er von den Beamten am Boden fixiert worden. Ein Polizist drückte dabei den Kopf des Jugendlichen mit dem Knie auf den Boden. Die Ermittlungen zu den Vorfall laufen noch. Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Donnerstag im Innenausschuss dargelegt, dass die Technik grundsätzlich zulässig sei.

Auch der Anwalt des Beamten hatte das Vorgehen seines Mandanten verteidigt: „Der Einsatz ist genauso abgelaufen, wie man das trainiert“, sagte Rechtsanwalt Christoph Arnold am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur: „Das war ein vorbildlicher Ablauf.“

Kritik gab es dagegen vom Bochumer Kriminologen Tobias Singelnstein. Er forderte eines Aufklärung des Vorfalls durch neuetrage Stellen, nicht durch Staatsanwaltschaft und Polizei selbst. „Je mehr Unabhängigkeit, desto besser in solchen Fällen“, sagte Singelnstein der Deutschen Presse-Agentur.

(chal/vek/dpa)
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