Geplantes Veranstaltung in Düsseldorf Pro und Contra - sollte das Konzert stattfinden dürfen?

Düsseldorf · Das für Anfang September geplante Konzert unter anderem mit Sarah Connor in der Arena in Düsseldorf sorgt für reichlich Diskussionen. Auch unsere Autoren Nicole Lange und Arne Lieb sind da unterschiedlicher Meinung. Ein Pro und Contra.

 Sarah Connor bei einem Auftritt in Hamburg im vergangenen Jahr.

Sarah Connor bei einem Auftritt in Hamburg im vergangenen Jahr.

Foto: dpa/Axel Heimken

Das Konzert darf stattfinden

Pro von Nicole Lange

Während des Shutdowns haben viele Menschen auf vieles verzichtet. Das war richtig: Angesichts der Corona-Pandemie musste man Vorsicht walten lassen. Um Zeit zu gewinnen für die Krankenhäuser und die Forscher, aus Solidarität mit Schwächeren ebenso wie zum eigenen Schutz.

Und natürlich kämen wir auch noch länger ohne Konzerte aus, die ja nichts Lebensnotwendiges sind. Wann aber wäre – kann man dann fragen – überhaupt die richtige Zeit, wieder etwas zu wagen? Wir werden absehbar nicht erleben, dass die Pandemie verschwindet. Wir werden nicht plötzlich ein grünes Licht sehen, das signalisiert: Jetzt! Wir werden uns also gemeinsam – vorsichtig – herantasten müssen.

Warum nicht mit einem Konzert, das so sorgsam geplant wurde? Natürlich ist ein Risiko da, das lässt sich nie ganz ausschließen. Doch die Veranstalter haben ein striktes Konzept vorgelegt, mit reichlich Abstand, mit zeitlich versetztem Einlass und sogar durchgehender Maskenpflicht, und ohne Imbissstände, an denen sich Schlangen bilden könnten. Bei geöffnetem Dach und damit entsprechend viel frischer Luft erscheint das Risiko hier geringer als bei einer Bahnfahrt zur Stoßzeit, wie ich inzwischen einige erlebt habe. 

Dann ist da noch die Wirtschaft – und wenn wir über die reden, reden wir auch über Menschen. Solche, die in Kurzarbeit sind, ihre Arbeit zu verlieren drohen, vielleicht ihre Miete kaum noch zahlen können. Um den Kontostand von Sarah Connor mache ich mir keine Sorgen, aber es gibt eben auch Techniker, Bühnenarbeiter, Sicherheitsleute, Caterer und Reinigungskräfte. Viele von ihnen hatten über Monate zu wenig zu tun.

Wer allerdings will, dass sich ein solches Konzept bewähren kann, wird streng sein müssen bei der Anwendung der Regeln. Es muss sicher sein, dass die Anreise ohne Drängeln gewährleistet wird. Wer die Maske nicht richtig trägt, fliegt raus, wer drängelt auch. Großzügigkeit kann sich der Veranstalter hier nicht leisten.

Das Konzert darf nicht stattfinden

Contra von Arne Lieb

Die letzten Meldungen zur Corona-Pandemie sind alles andere als beruhigend. Einige Länder haben nach zeitweise guten Zahlen mit neuen Ausbrüchen zu kämpfen, auch in Deutschland steigt die Angst vor einer zweiten Welle. Schüler müssen sich mit einer Maskenpflicht arrangieren, damit sie ein Stück mehr Alltag erleben können. Und auch Düsseldorf hat gerade die Testkapazitäten erweitert, weil Urlaubsrückkehrer neue Infektionsketten in Gang zu setzen drohen.

Ausgerechnet in dieser Gemengelage will Düsseldorf ein Test-Konzert mit 13.000 Besuchern ausrichten. Dass die Branche schnell loslegen möchte, ist verständlich. Dass vielen Menschen die Konzerte fehlen, auch. Das Experiment kommt aber zur falschen Zeit – und setzt ein fatales Signal.

Die Befürworter verweisen darauf, dass sich die Menschen ja auch wieder in der Altstadt oder am Strand näherkommen. Das stimmt – und ist gefährlich genug. Eine Veranstaltung in einem Stadion, wenn auch unter strengen Schutzmaßnahmen, ist eine andere Sache. Sie erzeugt bei aller Vorsicht ein zusätzliches Risiko und spiegelt eine Normalität vor, die nicht erreicht ist. In NRW gilt bis zum 31. Oktober ein Verbot für Großveranstaltungen. Dass die Landeshauptstadt vorher vorprescht, ist instinktlos.

Dazu kommt, dass Düsseldorf der falsche Ort ist. Die Stadt rühmt sich zurecht mit einer herausragenden Kompetenz für Großveranstaltungen, die es auch ermöglicht, ein solches Event zu planen. Düsseldorf ist aber auch die Hauptstadt eines Bundeslandes, das von Anfang an einer der Hotspots war. Sachsen-Anhalt oder Brandenburg hätten deutlich bessere Argumente, sich etwas zu trauen.

Das bedeutet nicht, dass Düsseldorf die durchaus spannenden Pläne für alle Zeit begraben muss. Das Frühjahr könnte schon eine bessere Zeit für einen Neustart der Konzertbranche werden. Wer zu früh zu viel will, bringt dieses Ziel in Gefahr.

>>>Lesen Sie hier: Kostenpflichtiger Inhalt Platzt das Konzert in der Arena?

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