Jubliäums-Schützenfest in Vennhausen Das erste Schützenfest des Jahres

Düsseldorf · Ralph Sebetzky schoss den Vogel ab. Recht zügig fiel die Holzattrappe während des Königschießens beim Schützenfest in Vennhausen. Somit ist der 55-Jährige der neue König des 120 Jahre alten Vereins.

 Die Schützen marschieren bei ihrem Festzug die Vennhauser Allee entlang.

Die Schützen marschieren bei ihrem Festzug die Vennhauser Allee entlang.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Ralph Sebetzky hatte vorher mit seiner Gattin Martina gesprochen und ihr Einverständnis eingeholt. So schoss der 55-Jährige also im wahrsten Sinne des Wortes „den Vogel ab“. Bereits mit dem insgesamt 24. Schuss fiel die Holzattrappe während des Königschießens beim Schützenfest des St. Hubertus – St. Sebastianus Schützenvereins Düsseldorf-Vennhausen. Sebestzky hatte sich zum neuen König des 120 Jahre alten Vereins geschossen. „Meine Königin wird meine Frau“, verkündete der neue Würdenträger. „Wir beide wissen, worauf wir uns eingelassen haben und wir freuen uns darauf.“

 Ralph Sebetzky mit seiner Frau Martina

Ralph Sebetzky mit seiner Frau Martina

Foto: Schützenverein Vennhausen/Stephan von Dahlen

Die Sebetzkys sind Nachfolger von Jens und Ulrike Blättermann. Der alte Schützenkönig repräsentierte noch bis Sonntagabend, wenn er die Königskette an Sebetzky überreicht, den 120 Jahre alten Verein. Am Möschesonntag vergangenes Wochenende, bei den Partyabenden am Freitag mit der Elektro-Pop-Band „12 Ínch“ und Samstag mit dem „Wohnzimmerband Düsseldorf“ war Blättermann noch die Nummer eins. Jetzt, also beim „Tanz in den Mai“ mit Sängerin Roberta Lorenza und den Sängern Thorsten Sander und Angelo Venucci, tritt Blättermann zurück ins Glied, der neue König überimmt für den Rest der Geburtstagsfeierlichkeiten.

„Die Feiern sind für uns schon ein Kraftakt“, gesteht Vorstandsmitglied Stephan von Dahlen. „Wir wollten bei freiem Eintritt ohne ein traditionelles Schützenprogramm mit viel Live-Musik feiern. Das ist gelungen, obwohl wir in den letzten Jahren kaum Einnahmen durch die Vermietung unseres Schützenhauses hatten.“ Sowieso ist der Schützenverein, der schon existierte, als Vennhausen im Jahr 1909 gemeinsam mit Gerresheim von Düsseldorf eingemeindet wurde, gut durch die Corona-Krise gekommen. „Wir hatten keine Austritte zu verzeichnen“, so von Dahlen. „Jetzt sind wir wieder mittendrin, dass Vereinsleben ans Laufen zu kriegen.“ Und dazu gehörten eben auch die Vorbereitungen auf den runden Geburtstag. Das fiel nicht ganz so leicht, denn das Hochwasser im Juli 2021 zerstörte viele historische Dokumente und Unterlagen in Vereinsarchiv im Keller des Schützenhauses. Und doch wissen die Vennhauser Schützen noch vieles, zum Beispiel, dass sich am 14. August 1903 aus den Bürgerschützen um Franz Andrikowski der „St. Hubertus Schützenverein der Glashütte Gerresheim“ gründete, der in der Stammkompanie direkt 30 Mitglieder verzeichnete. Der Schützenverein hatte 1910 60 Mitglieder und der erste Weltkrieg war eine tiefe Zäsur. Bis 1926 ruhte der Verein, bis Andrikowski den Sitz des Vereins in die Vennhauser Kneipe „Haus Knuppertsbrück“ verlegte und Hans Dünnwald die erste Kirmes mit Schaubuden und Karusells auf die Beine stellte. Der Verein wuchs.

Zum 75-jährigen Bestehen 1978 waren zehn Kompanien mit insgesamt mehr als 120 Mitgliedern Teil des Vereins. 1983 fanden die Vennhausener Schützen an der Höherhofstraße ihren jetzigen Festplatz und begannen 1994 mit dem Bau des Schützenhauses. Ihre Modernität bewiesen die Schützen kurz vor der Jahrtausendwende. In der Satzung wurde „ein Verein für Männer“ ersatzlos gestrichen. Heute ist Corona und das Hochwasser überstanden, die 60 Mitglieder und deren Freunde können das traditionell erste Schützenfest des Jahres in Düsseldorf begehen – vor allem Sonntagabend mit dem beliebten Krönungsball, zu dem sich auch Oberbürgermeister Stephan Keller angesagt hat.

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