Brutaler Angriff in Düsseldorf „Christen“-Rocker wegen versuchten Totschlags vor Gericht

Düsseldorf · Er bezeichnet sich als Apostel einer selbst gegründeten Freikirche namens „True Life“ - doch seit Freitag muss sich der 36-jährige Kopf der gleichnamigen christlichen Rocker-Gang wegen versuchten Totschlags vorm Düsseldorfer Schwurgericht verantworten.

„Christen“-Rocker in Düsseldorf vor Gericht
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„Christen“-Rocker in Düsseldorf vor Gericht

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Foto: dpa/Marius Becker

Aus Glaubensgründen soll der türkische Konvertit mit drei Rocker-Kumpanen aus Süddeutschland im August 2018 nachts einen abtrünnigen Rocker (24) in Düsseldorf schwer verletzt haben. Zu Prozessbeginn kam das Gericht aber kaum über die Verlesung dieser Anklage hinaus. Der nächste Prozesstag (Ende Juni) soll dann komplett für die Vernehmung des Opfers reserviert sein.

Reumütiges Verhalten wollten die extra nachts aus dem Schwarzwald angereisten Angeklagten angeblich von diesem abtrünnigen Glaubensbruder erzwingen. Als das aber misslang, so die Anklage weiter, soll der Hauptangeklagte als selbst ernannter Evangelist drei Mal mit einer scharfen Pistole auf das Opfer abgedrückt haben – doch dreimal löste sich kein Schuss.

Erst ein Mitangeklagter soll den 24-Jährigen dann mit einer Reizgaspistole getroffen und verletzt haben, bevor der Flüchtende durch einen Messerstich in die Herzgegend und einen weiteren in den unteren Rücken schwer verletzt wurde. Auch, als das Opfer an der Düsseldorfer Kö schon zusammenbrach und am Boden lag, soll es von den Angeklagten durch Tritte, Stiche und Hiebe mit einer Glasflasche weiter traktiert worden sein.

Dem Vernehmen nach kannten sich der Hauptangeklagte und das Opfer aus früheren, gemeinsamen Haftzeiten, beide sollen wegen Gewaltdelikten erheblich vorbestraft sein. Der selbst ernannte Apostel jedoch will in der Haft seine „Erleuchtung“ erlebt haben – und schart nach eigener Internet-Darstellung jetzt gerne solche Gläubige um sich, die nicht zwingend zehn Jahre in Haft verbracht haben müssen wie er selbst – die aber ebenfalls „Erfahrung mit der Finsternis haben“.

Habe er früher im organisierten Bandenmilieu auch in Rotlichtvierteln etliche Straftaten begangen, so suche er solche Viertel jetzt nur noch auf, um im christlichen Sinn zu missionieren, hieß es am Rande des Prozesses. Die Freikirche soll bundesweit rund 20 Mitglieder haben.

Welchen Bekenntniseifer jetzt Staatsanwalt und Gericht den vier „Christen-Rockern“ zutrauen, zeigt sich in der weiteren Prozessplanung. Bis Ende August sind vorerst noch 3 Verhandlungstage eingeplant.

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