Düsseldorf Ratsherr bekommt Hassmails wegen Sexismus-Debatte um Sportplakat

Düsseldorf · Stefan Wiedon brachte die Diskussion um ein Plakat für das Leichtathletik-Meeting in Düsseldorf ins Rollen. Ihm und einigen anderen ist es zu freizügig. Nun wird das Plakat überklebt – doch einige Menschen überschreiten in der Debatte offenbar Grenzen.

 Der CDU-Politiker Stefan Wiedon.

Der CDU-Politiker Stefan Wiedon.

Foto: CDU

Wie Stefan Wiedon (CDU) am Telefon bestätigte, hat er in dieser Woche einige wutentbrannte Mails erhalten. „Zwei bis drei waren noch sachlich, die Autoren fragten, ob ich Frauen nur noch in Burkas sehen wolle“, sagte Wiedon auf Anfrage unserer Redaktion. „Es gab unter den insgesamt 30 Mails, die ich erhalten habe, aber auch Grenzüberschreitungen.“

So sei ihm nahegelegt worden, seine Frau in einen Kartoffelsack zu kleiden oder in den Sudan beziehungsweise nach Afghanistan auszuwandern. Zudem sei er als „Abfall“ und „Schande“ bezeichnet worden. Konkret bedroht worden sei er aber nicht, so Wiedon. Alle Mails seien mit Namen unterzeichnet gewesen. „Ich weiß aber natürlich nicht, ob das die richtigen Namen der Absender sind.“

Bislang mache er sich nicht allzu große Sorgen, sagte Wiedon. Er hoffe, dass in der nächsten Woche keine weiteren Mails kommen. Allerdings habe ein Privatsender für Montag geplant, über das Thema zu berichten. Wenn die Mails auf dem bisherigen Niveau blieben, werde er nichts unternehmen. „Falls die Sprache aber eskaliert, überlege ich, die Behörden einzuschalten.“

Der CDU-Ratsherr hatte ein Plakatmotiv kritisiert, mit dem für ein Leichtathletik-Meeting im Februar in Düsseldorf geworben wird. Er fand die Abbildung einer Sportlerin zu freizügig. Mit seiner Kritik hatte er sich Anfang der Woche an die städtische Veranstaltungstochter D.Live gewandt. Diese hatte daraufhin veranlasst, dass das Plakatmotiv überklebt wird.

 Dieses Plakatmotiv erregt Anstoß.

Dieses Plakatmotiv erregt Anstoß.

Foto: D.Live

Zur Debatte um das Plakat sagte Wiedon, er stehe weiter zu seinen Statements und seiner Kritik. Er habe seine Meinung aber in einem Punkt geändert: „Es wäre besser für die Diskussion in der Stadtgesellschaft gewesen, einige der Plakate hängen zu lassen.“ Damit hätte auch der Eindruck einer Zensur vermieden werden können.

„Insgesamt scheint das Thema einen Nerv getroffen zu haben“, sagte Wiedon. Er finde es wichtig, dass solche Fragen debattiert würden. Als „sehr überzeugend“ bezeichnete er die Äußerungen der abgebildeten Sportlerin Sandi Morris. Die Stabhochspringerin hatte in einem ausführlichen Statement begründet, warum sie das Plakat nicht für sexistisch hält. Unter anderem hatte sie gesagt, das Motiv sei ausgewählt worden, weil ihr Name auf ihrem Rücken zu erkennen sei. Dazu Wiedon: „Das ist das erste Mal, dass mir jemand überzeugend erklärt hat, warum gerade dieses Foto gewählt wurde.“

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