Eltern beschweren sich bei Stadt Busse lassen behinderte Schüler in Düsseldorf warten

Düsseldorf · Für behinderte Schüler, die am Lohbachweg in Düsseldorf unterrichtet werden, wird die Fahrt mit dem Schulbus oft zum Frusterlebnis. Das zuständige Busunternehmen räumt Probleme ein. Die Eltern haben sich in einem offenen Brief an die Stadt gewandt.

 Svenja Kruse Glitza (v.l.) mit ihrer Tochter  Franka (14), Großvater Wolfgang Kukalla und Kai (19).

Svenja Kruse Glitza (v.l.) mit ihrer Tochter  Franka (14), Großvater Wolfgang Kukalla und Kai (19).

Foto: Anne Orthen (ort)

Der Ärger ist Svenja Kruse-Glitza ins Gesicht geschrieben. Ein paar Tage ist es jetzt her, da musste sie „fast drei Stunden“ auf die Heimkehr ihrer Tochter Franka warten. „Sie war aufgelöst und nervös, als sie endlich in Unterrath ankam, der Tag war gelaufen“, sagt die Mutter. Die Jugendliche ist geistig behindert und besucht die darauf spezialisierte Franz-Marc-Förderschule am Lohbachweg. Gebracht wird sie wie andere Schüler mit Handicap auch durch Busse des Ratinger Unternehmens Wega. Und das ist bereits seit 2011/12 im Einsatz. „Doch seit vielen Monaten läuft es nicht mehr rund“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Kruse-Glitza. Mehrere Eltern und Susanne Lamche, Leiterin der Franz-Marc-Schule, bestätigen das.

Geklagt wird über dauernde Verspätungen, häufig wechselnde Fahrer, Nicht-Erreichbarkeit des Unternehmens bei Busausfällen oder - verspätungen sowie über Defekte an Türen, Anschnallgurten und Heizungen einzelner Busse. „Ich weiß kaum noch, wann Annika das letzte Mal morgens pünktlich in der Schule war“, sagt Stephanie Steinbrücker. Für ihre Tochter, die mit dem Down Syndrom geboren wurde, bedeute das „maximalen Stress“. Und für Pädagogin Lamche, „dass wir an sehr vielen Tagen nicht mit dem Unterricht beginnen können“. Dafür sei die Unruhe viel zu groß und die Zahl derer, die schon da sind, zu klein.

Besonders ärgerlich aus Sicht von Eltern und Lehrern ist die mangelnde Information. „Mal heißt es, der Disponent habe selbst als Fahrer einspringen müssen, mal, dass man auf der hinterlegten Handynummer angerufen, aber niemanden erreicht habe“, sagt Kruse-Glitza. Den Frust der Eltern hat sie in einem sieben Seiten umfassenden Brief dargelegt, das Schreiben ging an OB Thomas Geisel, das Schulverwaltungsamt sowie sämtliche schulpolitischen Sprecher der Parteien. „Noch hat niemand geantwortet“, stellt die Pflegschaftsvorsitzende fest.

Für die Stadt als Auftraggeber von Wega sind die von Eltern, Lehrern und Schülern beklagten Versäumnisse nicht neu. „Die Vertragserfüllung ist nicht optimal, wir befinden uns bereits in einem Abmahnungsvorgang mit dem Unternehmen Wega“, sagt Florian Dirszus, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamtes. „Wir reden hier nicht über Verspätungen von ein paar Minuten, die überall einmal vorkommen können, hier geht es um viel mehr. Als Auftraggeber sind wir absolut nicht zufrieden“, meint er.

Das Unternehmen selbst räumt einige der geschilderten Probleme ein. Die „zum Teil aufgetretenen Verspätungen waren zum großen Teil den Verkehrssituationen geschuldet“, schreibt Wega in einer Stellungnahme für unsere Redaktion. In einigen Fällen seien „auch ganz kurzfristige Krankmeldungen von Fahrpersonal“ hinzu gekommen. Die Disposition hätte dann sofortige Umplanungen vornehmen müssen. Eine dreistündige Verspätung sei dem Unternehmen aber nicht bekannt, auch sei die Disposition während der Betriebszeiten „ständig besetzt“. Als schwierig beschreibt Wega die Personalsituation. Bekanntlich suchten allein die Verkehrsgesellschaften hunderte neue Fahrer. Auf Grund solcher Engpässe sei „eine Fluktuation nicht zu vermeiden“. Neue Mitarbeiter müssten eingestellt und ausgebildet werden, „wobei dies in der Kürze der Zeit zu einigen Problemen geführt hat“.

Die Eltern reichen diese Erklärungen angesichts von permanenten Verspätungen von bis zu 45 Minuten nicht. „Wir fordern einen Schülerspezialverkehr, der Qualitätsstandards zuverlässig einhält und unseren Kindern Aufregungen erspart“, sagt Steinbrücker. Gemeinsam mit den anderen Eltern setzt sie nun auf die Neuausschreibung für das Schuljahr 2019/20. „Muss es immer das vermeintlich günstigste Angebot sein?“, fragt auch Kruse-Glitza in Richtung Stadt. Doch die widerspricht. „Es geht nicht ausschließlich um den Preis. Auch Qualitätsstandards gehören zu einer Wirtschaftlichkeitsüberlegung“, meint Dirszus. Derweil verspricht Wega Besserung. Zwar entspreche die Zahl der eingesetzten Busse der Ausschreibung, es seien aber bereits Gespräche geführt worden, „einige Fahrzeuge mehr einzusetzen“. Die müssten weniger Kinder aufnehmen, „um Verspätungen oder zu lange Verweilzeiten in den Omnibussen zu vermeiden“. Zudem habe man sämtliche für den Schülerspezialverkehr am Lohbachweg eingesetzten Fahrzeuge noch einmal einer technischen Sonderprüfung unterzogen.

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