Unabhängiger Experte benötigt Düsseldorf braucht Lärmschutz-Beauftragten

Düsseldorf · Für die Gegner von Bahn-, Straßen- und Fluglärm gibt es nun ein Netzwerk in Düsseldorf. Damit die Betroffenen angemessen Gehör finden, braucht es in der Stadtverwaltung einen unabhängigen Experten.

 Krach durch Güterzüge stört die Bürger zwischen Rath und Eller.

Krach durch Güterzüge stört die Bürger zwischen Rath und Eller.

Foto: Andreas Endermann

Lärmschutz ist der neue Umweltschutz. Das Thema entwickelt sich ähnlich wie die Fragen zur Natur und ihres Erhalts Ende der 70er. Damals galten die Kritiker von Verschmutzung und Zerstörung auch in Düsseldorf erst einmal als Spinner. Die Bewegungen wuchsen und wuchsen, fanden in Politik und Verwaltung aber keine Entsprechung. Deshalb entstand in Form der Grünen eine eigenständige politische Kraft.

Sie etablierte sich und ihre Themen so, dass es heute ein eigenes Amt für Umwelt gibt. Dessen ehemaliger Leiter Werner Görtz hat in einem Satz zusammengefasst, wie das Thema am Anfang gesehen wurde. Als er die Leitung der Behörde 1989 übernahm, galt der Posten als wackelig. "Viele hielten damals den Umweltschutz für eine Modeerscheinung, die sich bald erledigt haben würde."

Zum Lärmschutz gibt es viele Parallelen. Am Anfang standen einzelne Bürger und kleine Gruppen, die sich den Krach vor ihrer Haustür oder über ihrem Dach nicht länger gefallen lassen wollten: den Lärm von den Güterbahnstrecken zwischen Rath und Eller, die Motorengeräusche von der Fleher Brücke, im Werstener Trog oder vom Lastring, die vielen Dezibel der Flugzeuge, die im Norden der Landeshauptstadt, in Meerbusch und Ratingen zu hören sind. Der politischen Mehrheit galten sie alle zunächst als Menschen, die auf Nebenwirkungen des modernen Lebens etwas übersensibel reagieren.

Die Gruppen aber wuchsen zu Initiativen heran, engagierten Juristen für ihre Anliegen und erarbeiteten sich auch übers Internet so viel Fachwissen, dass sie bald den meisten Politikern merklich überlegen waren. Die konnten sie schließlich nicht mehr ignorieren, im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung tauchte 2010 erstmals der Satz "Lärm macht krank" auf. Die Bewegung ist nun dabei, die nächste Stufe zu erreichen.

Das Netzwerk Lärmschutz Düsseldorf (im Internet zu finden unter laermschutz-duesseldorf.de) bietet erstmals allen Gruppen an, sich zusammenzuschließen, Wissen und erprobtes politisches Vorgehen auszutauschen. Das neue Netzwerk unterstreicht, dass Lärmschutz ein wichtiges Thema der nächsten Jahre sein wird. Es geht nicht um persönliches Pech bei der Wahl des Wohnorts oder Menschen, die ein Überangebot an Tagesfreizeit in Querulantentum stecken, sondern den berechtigten Anspruch auf Lebensqualität in einer Großstadt, der eben nicht bei schönen Grünanlagen und einem ansprechenden Kulturangebot endet.

Der Einschnitt durch die Kommunalwahl bietet der Verwaltung und der künftigen politischen Mehrheit in diesem Zusammenhang eine große Chance. Sie könnte nun den Posten eines Lärmschutz-Beauftragten schaffen, der sich als unabhängiger Experte um das Thema kümmert. Er wäre Ansprechpartner für die Betroffenen, der ihnen aufzeigt, welche Möglichkeiten des Lärmschutzes es gibt und was sie tun müssen, um sie umzusetzen.

Und er wäre Ansprechpartner für die Politiker, der ihnen sagt, welche Anliegen berechtigt sind und in welcher Reihenfolge sie angegangen werden müssen. Dies wäre auch deshalb wichtig, weil Lärmschutz in politischer Hinsicht vor allem auf eine Art betrieben wird. Wer am lautesten schreit, kriegt Recht und seinen Lärmschutz - unabhängig davon, ob sein Anliegen nach objektiven Kriterien vorrangig oder überhaupt behandelt werden müsste.

(rl)
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