Konflikt zwischen Arbeiten und Wohnen "Düsseldorf braucht den Hafen"

Düsseldorf · Der Konflikt zwischen Arbeiten und Wohnen im Industriehafen beschäftigt inzwischen das Verwaltungsgericht. Gestern erhielten die gegen die Stadtplanung protestierenden Betriebe noch einmal massive Unterstützung der SPD. Mit im Boot: Landesvorsitzende Hannelore Kraft.

 Der Industriehafen in Düsseldorf.

Der Industriehafen in Düsseldorf.

Foto: Andreas Bretz

Hannelore Kraft erschien trotz des kurzen Weges vom Landtag in den Medienhafen mit erheblicher Verspätung. Schließlich an Bord des Motorschiffes Ina angekommen, ließ die SPD-Landeschefin keinen Zweifel aufkommen, dass sie mit den Industriebetrieben im Hafen gemeinsamen Kurs gegen die offizielle Stadtplanung steuert. "Düsseldorf muss sich entscheiden, ob es eine reine Wohnstadt werden oder auch Produktionsstandort bleiben will."

Mitten im Europawahlkampf versorgten die Düsseldorfer Sozialdemokraten den seit Jahren schwelenden kommunalpolitischen Streit über die Hafenzukunft mit frischem Zündstoff. Mit im Boot neben der Parteivorsitzenden Karin Kortmann, der Europakandidatin Petra Kammerevert und dem Neusser SPD-Bürgermeisterkandidaten Reiner Breuer sind der stellvertretende Vorsitzende des Hafenvereins und Fortin-Mühlenwerke-Besitzer, Ernst Lamers, und Spediteur Holger Te Heesen. Beide benutzten starke Worte. "Wir warten noch ab, wie das Verwaltungsgericht entscheidet", sagte Lamers. "Absolut sicher ist aber, dass wir im negativen Fall vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster klagen werden. Wir brauchen den Hafen und wehren uns gegen eine Wohnbebauung. Die Politik der Nadelstiche gegen die Wirtschaft ist für uns nicht länger tragbar."

Te Heesen, dessen Lastwagen-Flotte vom Hafen aus weit über die Region hinaus operiert, konkretisiert: "Düsseldorf braucht nicht nur einen Hafen sondern auch einen Industriehafen." Im vergangenen Jahr seien hier rund 200 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Der Logistiker ist überzeugt, dass es noch mehr werden könnten. Lamers schätzt die aktuelle Zahl der Industriearbeitsplätze im Bereich der Neuss-Düsseldorfer Häfen einschließlich der Zulieferer auf 3000.

Das Problem zieht sich seit langem wie ein roter Faden durch die Stadtpolitik: CDU und FDP wollen jenseits der Grenzen des heutigen Medienhafens nicht nur Wohnen einfach zulassen, sondern sehen in dieser "Durchmischung" mit der nicht allzu fern angesiedelten Industrie sogar ein attraktives Nebeneinander. Wohnen an der Speditionstraße und auf der anderen Seite des Hafenbeckens an der Kesselstraße — die Sozialdemokraten sind wie die langfristig um ihre Zukunft fürchtenden Betriebe dagegen. Unterstützt werden sie vom Regierungspräsidenten. Jürgen Büssow (SPD) hat die Düsseldorfer Pläne im Zuge des Bauleitverfahrens wegen der befürchteten Belästigungen abgelehnt und sieht sich nun einer Klage der Stadt vor dem Verwaltungsgericht ausgesetzt.

An Bord der unter der Flagge der Betriebssportgruppe Stadtwerke Düsseldorf vor Anker gegangenen Ina saß gestern auch Jörg Bickenbach. Der ehemalige Staatssekretär (SPD) im Landeswirtschaftsministerium sitzt heute im Aufsichtsrat der Neuss-Düsseldorfer Häfen und hat als früherer Düsseldorfer Stadtdirektor die Entwicklung des Medienhafens mitzuverantworten. Sein Vorschlag an die ehemaligen Rathaus-Kollegen konnte ebenfalls nicht überraschen: "Die Stadt wäre gut beraten, einen deutlichen Strich zu ziehen. Für uns war immer klar, dass Wohnen im Hafen eine zu große Gefahr für die Industrie bedeuten würde."

(RP)
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