Saatgut-Festival in Düsseldorf-Bilk Artenvielfalt auf dem Schulhof

Düsseldorf · Rund 1500 Menschen kamen zum Saatgut-Festival nach Düsseldorf-Bilk. Hier gab es Samen vor allem für alte Sorten. An vielen Ständen erhielten Besucher auch Infos zu Ökologie und Nachhaltigkeit

 Nach einer schwachen Ausgabe des Saatgut-Festivals 2022 wegen der Corona-Pandemie kamen am Samstag viele Gäste und Aussteller zum Geschwister-Scholl-Gymnasium.

Nach einer schwachen Ausgabe des Saatgut-Festivals 2022 wegen der Corona-Pandemie kamen am Samstag viele Gäste und Aussteller zum Geschwister-Scholl-Gymnasium.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In den Parks und auf den Grünflächen blühen bereits Krokusse und Narzissen, vereinzelt Schneeglöckchen. Die Vorboten der anstehenden Blütezeit im Frühling lassen die Freude auf die eigene Arbeit im Garten und Balkon steigen. Doch einigen fehlt die Kenntnis, was wann gepflanzt werden kann und soll. Bei anderen mag das Wissen, was man im eigenen Garten so wachsen und gedeihen lassen möchte, da sein, aber Saatgut fehlt. Kein Problem, denn das „Saatgut-Festival“ in Klassenräumen und auf dem Schulhof des Geschwister-Scholl-Gymnasiums an der Redinghoven-Straße konnte am Samstag Abhilfe schaffen. „Wir haben eine bunte Mischung von kleinen Gärtnereien, die ihr Saatgut selbst produzieren, über Landwirte, Umweltorganisationen und Vorträgen präsentiert“, erläutert Jenia Sychinskaya aus dem fünfköpfigen Organisationsteam. „Vom einzelnen Saatkorn bis hin zu Bäumen ist alles da, was das Gärtnerherz begehrt.“
Es war das sechste Saatgut-Festival inklusive der Saatgut-Tauschbörse. Besonders wichtig ist allen Beteiligten, dass nur samenfestes Saatgut, also solches, das sich weitervermehren lässt, angeboten wird, das nicht von industriell fertigenden Produzenten stammt. Das heißt, dass der Inhalt von Samentütchen aus Super- oder Baumärkten verpönt ist. „Die enthalten meist F1Hybride, deren Saatgut nicht zu den erwarteten Ergebnissen führt, weil die ‚Elterngeneration‘ unter Laborbedingungen und häufig gegen die Natur gekreuzt wurden“, erklärt Sychinskaya. So waren also vielfach alte naturbelassene Obst-, Gemüse- und Pflanzensorten zu finden.
Es drehte sich alles um Vielfalt, Ökologie und Umweltschutz. Privaten Gärtner wurde der Zugang zu freiem Saatgut und zum Wissen rund um den Anbau und Erhalt von selten gewordenen und alten Sorten ermöglicht. Das angebotene Saatgut war frei von geistigen Eigentumsrechten und lässt sich, ohne seine Eigenschaften zu verlieren, weiter vermehren. „Selbst ich entdecke jedes Jahr noch neue Sorten einer Pflanze“, gesteht Sychinskaya. „Derzeit ist auch viel Bewegung in der Art, wie Gärten bepflanzt werden. Viele suchen inzwischen deutlich häufiger nach Pfanzen, die trockenheitsresistent sind. Und der Trend zur Nachhaltigkeit ist erkennbar. Die Menschen wollen mehr wissen, auch über ihr Essen.“
Da wundert es nicht, dass auch der Hof Jeebel aus Salzwedel seine Saatkartoffeln und -zwiebeln feil bot. „Der Kartoffel-Anbau im Hausgarten darf nicht verschwinden. Deshalb wollen wir die Nutzgärtner unterstützen“, meint Jeebel-Hof-Mitarbeiterin Viola Radebold. „Jetzt ist die Zeit, die Kartoffel vorzukeimen und so ab Mitte April kann man sie in den Boden einbringen. Die Kartoffel braucht sieben Grad Bodentemperatur.“
Solche und ähnliche Tipps konnte man an jedem der mehr als 40 Festival-Stände erhaschen. Auch grundsätzliche Fragen zur Ökologie wurden beantwortet. Dafür waren die Biologische Station Haus Bürgel, die ehrenamtliche Kompostberatung der Awista, Greenpeace oder die Verbraucherzentrale NRW vor Ort. „Die Veranstaltung ist sinnvoll, um den Düsseldorfern die Artenvielfalt nahe zu bringen. Hier kann man sich kreative Anregungen im Umgang mit Pflanzen und deren Versorgung und Pflege holen“, machte die stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Düsseldorf, Blondin Schiefner-Földessy, klar.
Dass das Saatgut-Festival etwas mit den Menschen macht, hat Sychinskaya selbst erfahren. „Als ich vor Jahren das Saatgut-Festival das erste Mal besucht habe, hatte ich keinen Garten, und jetzt bin ich Teil der Organisation des Festivals und habe einen Garten“, so Sychinskaya. „Mich fasziniert auch, dass Saatgut ein Teil der Menschheitsgeschichte ist. Ohne Saatgut und damit die Möglichkeit selbstständig essbare Pfanzen zu ziehen, gäbe es die Sesshaftigkeit des Menschen wohl nicht.“ Einen Tipp für Gartenanfänger hat sie noch: „Ringelblume geht immer.“

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