Gastronomie am Schlossufer weicht Luxuswohnhaus Am Rheinufer wird eine Chance verpasst

Düsseldorf · Analyse Mit der Umgestaltung der Benrather Rheinpromenade geht es nicht voran. Jetzt weichen die Benrather Schlossterrassen einem Luxuswohnprojekt. Eine geplante Fischtreppe in Betonbauweise könnte das Ufer dort sogar verschandeln, fürchtet die Politik.

 Von der Straße Benrather Rheinufer gibt es einen Eingang in den Schlosspark. Der ist bislang wenig einladend gestaltet.

Von der Straße Benrather Rheinufer gibt es einen Eingang in den Schlosspark. Der ist bislang wenig einladend gestaltet.

Foto: Andrea Röhrig

Man stelle sich vor, dass in einigen Jahren in das Benrather Schloss und die Verbesserung der Infrastruktur 60 Millionen Euro Fördermittel von Bund, Land und Stadt gesteckt wurden und alles im neuen Glanz erstrahlt – und dann an einem schönen Wochenende hunderte Radfahrer unwissend ob des nahe gelegenen Schmuckstücks am Rheinufer vorbei fahren. Denn direkt neben den Benrather Rheinterrassen, ein Hotel mit Gastronomie und schöner Außengastronomie zum Rhein hin, befindet sich ein Eingang zum Schlosspark. Kein Schild weist hier bislang daraufhin, was sich Sehenswertes hinter dem grünen Tor befindet.

Der Platz vor dem Tor sieht wenig einladend aus. Er wird als Parkfläche genutzt. Doch damit könnte bald Schluss sein: Das aus der Nachkriegszeit stammende Hotel soll abgerissen werden und Luxuswohnungen Platz machen. „Verkommt“ die schöne Benrather Promenade dann zu einem reinen Wohnquartier für solch wohlhabenden Menschen, die sich in Düsseldorf einen unverbaubaren Blick auf den Rhein noch leisten können? Schon jetzt gibt es entlang des Rheinufers Villen und stattliche Häuser. Einige sehen so aus, als stünde bald ein Eigentümerwechsel an. Oder vielleicht ein Abriss zugunsten eines weiteren „langweiligen“ Mehrfamilienhauses mit Quadratmeterpreisen jenseits der 20 Euro, wie es sie in reicheren Ecken der Stadt inzwischen an jeder Ecke gibt.

Vor einigen Jahren stieß die Bezirksvertretung 9 eine Umgestaltung der Rheinuferpromenade an. Die ist von der Stadt in der Vergangenheit stiefmütterlich behandelt worden. Ein paar Sitzbänke und Mülleimer mehr waren bislang das höchste der Gefühle für eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Früher hielten dort sogar Ausflugsschiffe; der Steiger ist schon vor vielen Jahren abgebaut wurden, eine neue Anlegestelle - anders als in Baumerg und Monheim - bislang nicht in Sicht.

Ein Planungsbüro lieferte im November 2019 in einer Machbarkeitsstudie Ideen, unter anderem eine Zusammenlegung des früheren Rad- und der beiden heutigen Fußwege zu einer 8,50 Meter breiten Promenade. Mehr ist bislang nicht passiert. Anfragen dazu aus der Politik beantwortet die Verwaltung mit dem Hinweis, dass die BV nie einen Beschluss gefasst habe. Das wollen die Grünen nun mit einem Antrag in der Sitzung am kommenden Freitag nachholen. Die Verwaltung soll eine konkrete Planung mit Kostenermittlung auf der Basis der Machbarkeitsstudie erstellen.

Doch ob das so schnell geht? Problem sind die vielen Player, die ihre Hände im Spiel haben: Planungs-, Denkmal- und Gartenamt, die Stiftung Schloss und Park Benrath, die Bezirksvertretung 9, Immobilienbesitzer und dann ist da noch der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW), der derzeit an der Planung herumdoktert, der Itter eine richtige Rheinmündung zu geben. Die fließt derzeit nahe der Rheinterrasse durch ein Betonrohr in den Rhein. Das soll geändert werden und dabei soll zudem eine Fischtreppe gebaut werden.

Josef Kürten von den Grünen in der BV 9 hat nach den Zeichnungen des BRW eine Computersimulation gefertigt, die die schwarz-grüne Kooperation im Stadtteilparlament wegen der Massivität des Bauwerks hat aufschrecken lassen. Per Antrag will man diese Fischtreppe noch verhindern und hofft auf ein Konstrukt ähnlich wie am Brückerbach: „Alle bisher veröffentlichten Darstellungen erscheinen eher eine Verniedlichung dieses massiven Betonbauwerks mit Stützwand und Absperrgittern zu sein, welche im Endergebnis zu einer Verschandelung der gesamten Promenade führen würde. Das ist mit dem bestehenden Ortsbild, der repräsentativen Lage und dem Denkmalschutz des Schlossparks nicht vereinbar“, heißt es in dem Antragstext.

Neben den ganzen planungsrechtlichen Fragen gibt es dann auch die nach dem gastronomischen Angebot, wenn die Rheinterrasse wegfällt. Am Ruderclub, der eine eigene Vereinsgastronomie hat, gäbe es dafür theoretisch sogar Möglichkeiten. Aufenthaltsqualität hat auch damit was zu tun. Das weiß auch Nicolas Maas, Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath. Bei ihm wurde bereits vorsichtig angeklopft, ob sich die Stiftung an diesem Eingang was vorstellen können. Kann Maas. So soll der Investor des Wohnhauses den Teil des Parkplatzes abgeben, der am Tor liegt.

Dort kann sich Nicolas Maas eine Art größeren Food Truck vorstellen, mit dem die Stiftung Fußgänger und Radfahrer mit Getränken, Snacks sowie Eintrittskarten zu Schloss-Veranstaltungen und Führungen versorgen könnte. Und natürlich muss der Zugang zum Schloss und Park dann auch vernünftig ausgeschildert sein. Da mag mancher kurz zucken und sich vor Augen führen, dass das Schlosscafé mehr geschlossen als geöffnet hat. Das sei auch bei ihnen dem Personalmangel in der Gastronomiebranche geschuldet, berichtet Maas.

Ein Sprichwort sagt: Zu viele Köche verderben den Brei. Doch da bislang noch nicht mal was auf der Herdplatte steht, besteht ja noch die Hoffnung, dass sich alle an einen Tisch setzen, um die Schloss-Promenade zu einem Top-Ausflugsziel zu machen – mit Aufenthaltsqualität.

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