Serie „So wohnt Düsseldorf“ Weniger schwitzen unter grünen Dächern

Düsseldorf · Sie sind gut fürs Klima, für die Isolierung des Hauses und sehen zudem auch noch schön aus: Begrünte Hausdächer. Die Stadt spendiert Hausbesitzern einen Zuschuss zur Pflanzaktion.

 Er behält den Überblick: Marcus Hecker schaut von der Leiter über sein bepflanztes Dach. Dort will er zwei Bienenkörbe aufstellen.

Er behält den Überblick: Marcus Hecker schaut von der Leiter über sein bepflanztes Dach. Dort will er zwei Bienenkörbe aufstellen.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Sie haben alles, was in diesem tropischen Sommer überlebenswichtig ist. Zwar punkten die Pflänzchen der Gattung Sukkulenten nicht unbedingt mit üppiger Schönheit, wohl aber mit einer unschlagbaren Eigenschaft: Sie überstehen große Hitze und Wasserknappheit. Um dies zu überprüfen, steigen wir Marcus Hecker aufs Dach. Der Arzt wohnt mit seiner Familie in Himmelgeist, zweigeschossiger Klinkerbau mit klaren Linien und viel Glas, großer Garten, Rheinblick. Als er beschloss sein Haus zu renovieren, begann er damit, zwei Flachdächer zu begrünen. Mit Dreifach-Effekt: Gut fürs Umweltklima, gut für die Isolierung des Hauses – „und außerdem sieht‘s auch noch gut aus.“

Sukkulenten brauchen wenig Wasser

Den Wert bepflanzter Dächer kannten schon die Baumeister der Antike. Legendär sind die Hängenden Gärten von Babylon, die auf Palastdächern blühten und als eines der sieben Weltwunder gelten. Heute darf es etwas schlichter sein, da muss in Ermangelung eines Palastes schon mal ein Garagendach zur Bepflanzung reichen. Oder ein Teil des Hauses – wie am Himmelgeister Rheinufer. Marcus Hecker hat sich für die erwähnten Sukkulenten entschieden, zu deren Familie auch Verwandte wie Kakteen oder das „Flammende Käthchen“ mit seinem Blütenreichtum zählen. Zur Gesellschaft bekamen sie Salbei, Kamille, wilden Thymian und einige Gräsersorten.

 Selbst die Überlebenskünstler unter den Pflanzen sehen in diesen tropischen Tagen ziemlich schlapp aus.

Selbst die Überlebenskünstler unter den Pflanzen sehen in diesen tropischen Tagen ziemlich schlapp aus.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zurzeit wirken zwar selbst die genügsamsten Pflanzen ziemlich schlapp, „aber Sie hätten mal sehen sollen, wie das hier im Frühling blühte“, versichert Hecker. Er hat seine beiden Dächer (über einem flachen Anbau seines Hauses und über einem Schuppen) von insgesamt gut 200 Quadratmetern zunächst von einem Dachdecker bearbeiten lassen, bevor mehrere Schichten den Untergrund – vom Fachmann Gründachaufbau genannt – für seine Pflanzaktion vorbereiteten: spezielle Folien, die verhindern, dass Feuchtigkeit und Wurzeln ins Dach eindringen und andere, die Regenwasser für die Pflanzen speichern.

Geld vom Umweltamt

Das Düsseldorfer Umweltamt fördert die Grün-Aktivitäten der Stadtbewohner wegen der vielfachen positiven Effekte: „Begrünte Dächer sorgen für ein deutlich besseres Stadtklima, vor allem weil es in der Stadt aufgrund der versiegelten Bodenflächen bis zu zehn Grad wärmer sein kann als im Umland“, heißt es auf der Internetseite der Behörde. Außerdem: Die Pflanzen speichern Regenwasser, lassen es langsam verdunsten, das sorgt für Kühlung. Schadstoffe wie Kohlendioxid und Staub werden gebunden, und schließlich wird das Dach vor Wettereinflüssen geschützt und müsste deshalb deutlich seltener saniert werden.

 Noch ziemlich klein sind die Dachpflanzen, aber mit großer Zukunft.

Noch ziemlich klein sind die Dachpflanzen, aber mit großer Zukunft.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Marcus Hecker sieht noch weitere Vorteile: „Es ist im Sommer spürbar kühler als früher im Haus,“ was er natürlich gerade in diesen Wochen als Segen empfindet. Im Winter sei es dagegen deutlich wärmer, so dass die Familie weniger heizen müsse. 2016 hat sich der Hausbesitzer für das Wachstum auf dem Dach entschieden, „Im Jahr danach waren grüne Punkte zu sehen, im nächsten Jahr wird das Dach komplett zugewachsen sein.“ Zu den Kosten: Die komplette Dachsanierung (einschließlich Wärmedämmung) hat 32 000 Euro gekostet, davon allein die Dachbegrünung 6700 Euro. Er hat von Fördermitteln des Umweltamtes in Höhe von insgesamt 6500 Euro profitiert.

Für den Hausbesitzer ein richtiger Schritt in die ökologische Richtung, der ihn zu weiteren Überlegungen inspiriert hat. Nun will er das restliche Flachdach seines zweigeschossigen Hauses mit Solarzellen bestücken. „Und auf die grünen Dächer kommen im nächsten Jahr zwei Bienenkörbe.“

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