Prozess in Düsseldorf Bahnticket-Betrüger vor Gericht

Düsseldorf · Über Jahre soll ein 25-jähriger Familienvater, der von Sozialleistungen lebte, online Fahrkarten ergaunert und sie dann vertickt haben. Durch seinen mondänen Lebensstil wurden Ermittler auf ihn aufmerksam.

 1400 Punkte hat die Anklageschrift, die die Staatsanwaltschaft am Mittwoch im Düsseldorfer Gericht verlesen wird.

1400 Punkte hat die Anklageschrift, die die Staatsanwaltschaft am Mittwoch im Düsseldorfer Gericht verlesen wird.

Foto: Christoph Schroeter

Über mehrere Stunden hinweg wird die Staatsanwältin am Mittwoch, 10. Juni, einen besonders langen Atem beweisen müssen: Mehr als 40 Seiten Anklageschrift mit fast 1400 Anklagepunkten sind dann vor dem Jugendgericht im Prozess gegen einen 25-jährigen Familienvater wegen einer beispiellosen Betrugsserie zu verlesen. Fast 350.000 Euro Schaden soll der Angeklagte durch betrügerische Online-Buchungen von Bahntickets angerichtet, die Fahrkarten dann für einen Bruchteil des Wertes unter der Hand vertickt und sich vom Erlös ein schönes und luxuriöses Leben gemacht haben.

Offiziell war dieser Angeklagte als Lagerarbeiter eigentlich nur ab und zu tätig, bezog überwiegend Sozialleistungen – und fiel ab 2014 dadurch auf, dass er immer äußerst elegant und teuer gekleidet war, immer reichlich Bargeld in der Tasche hatte und stets mit Luxushandys ausgestattet war. Um das Geheimnis seines mondänen Lebenswandels zu lüften, brauchten die Ermittler in Düsseldorf und München fast drei Jahre. Dann stand für Polizei und Staatsanwaltschaft fest: Der 25-Jährige betrieb eine Art illegales Reisebüro.

Unter 25 wechselnden Alias-Namen hat der heute 25-Jährige über Internet-Shops in Düsseldorfer Bahnhofsnähe, aber auch in München angeblich serienweise Bahntickets geordert. Dazu nutzte er die Daten von ergaunerten Kreditkarten – und verkaufte die Fahrkarten danach für einen Bruchteil des Wertes (meist für rund 30 Euro) an seine Kundschaft. Er käme eben billig an Original-Tickets, soll er den Abnehmern erklärt haben. Nur ein Zwölftel des Gesamtschadens, nämlich knapp 27.000 Euro, wurde später auf Konten des Angeklagten entdeckt.

Vom großen Rest des Erlöses soll er sich laut Anklage drei Jahre lang ein Luxusleben gegönnt haben. So üppig waren offenbar seine illegalen Einnahmen, dass er die in diesem Zeitraum parallel gezahlten Sozialleistungen nicht mal anrühren musste, sie also auf seinem Konto liegen lassen konnte. Mit den ergaunerten Tickets reisten seine Kunden derweil quer durch Europa – von München oder Düsseldorf nach Paris, Zürich, Mailand oder Bologna sowie nach Kopenhagen, Malmö oder Göteborg. Sogar Kurzstrecken von Düsseldorf nach Köln hatte der Angeklagte demnach in seinem Ticket-Angebot.

Trotz der Fülle der Vorwürfe hat das Amtsgericht bisher nur einen Verhandlungstag für diesen Fall angesetzt. Ein Urteil soll schon am gleichen Tag folgen.

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