Reaktionen auf Pläne in Düsseldorf "Autofreie Tage funktionieren"

Düsseldorf · Der Vorschlag, in Düsseldorf einen autofreien Sonntag durchzuführen, trifft auf gemischte Reaktionen. Wir haben zwei Experten und unsere Leser auf Facebook nach ihrer Meinung zu der Idee gefragt.

 So sah der autofreie Sonntag im Dezember 1973 in Düsseldorf aus.

So sah der autofreie Sonntag im Dezember 1973 in Düsseldorf aus.

Foto: dpa

Georg Schumacher ist Kommunikationschef bei der Rheinbahn, also bei dem Unternehmen, das wie kein anderes von einem autofreien Sonntag betroffen sein dürfte. Denn alle an dem Tag autolosen Autofahrer müssen sich ja irgendwie in der Stadt bewegen.

Wer nicht zum Spazierengehen geboren wurde und vom Fahrradfahren auch nichts hält, wird früher oder später in einer Bahn oder einem Bus der Rheinbahn sitzen.

"Da machen wir mit, und zwar mit viel Spaß", sagt Schumacher, der von der Idee begeistert ist. Es bedürfe natürlich einiger Planung, aber "bis 2017 haben wir genug Zeit". Man werde einen autofreien Sonntag mit speziellen Angeboten begleiten. Er verspricht sich davon eine "gute Werbeaktion für die Rheinbahn."

"Anreize zum Umstieg sind sinnvoll, beispielsweise Schnuppertickets für den ÖPNV oder kostenlose Parkplätze in der Nähe von Bahnhöfen", meint auch Constantin Hack, Sprecher des Auto Club Europa (ACE). Zudem sei der ÖPNV oftmals überraschend günstig. "Im VRR kostet ein Tagesticket für zwei Personen in der Preisstufe A gerade einmal 9,90 Euro, Kinder unter sechs Jahren können kostenlos mitgenommen werden."

Ein Kollaps des Nahverkehrs in Düsseldorf an einem solchen Tag erwarten beide nicht. Klar, es könne dann schon mal passieren, dass ein Bus überfüllt sei und man zehn Minuten auf den nächsten warten müsse, gibt Schumacher zu bedenken: "Das System kann nicht immer perfekt funktionieren." Er plädiert dafür, einen autofreien Sonntag nicht mit einer der ganz großen Publikumsveranstaltungen in der Stadt zusammenzulegen.

Mit mehr als zehn Milliarden Fahrgästen jährlich werde der ÖPNV in Deutschland stark genutzt, doch meist an Werktagen, rechnet ACE-Sprecher Hack vor: "Gerade an Sonntagen sollte es damit genügend freie Fahrgast-Kapazitäten geben." Unternehmen wie die Rheinbahn könnten auf solche Tage reagieren, indem sie etwa längere Fahrzeuge mit mehr Sitzplätzen einsetzten, beispielsweise Gelenkbusse oder Bahnen mit mehr Waggons.

Erfahrungen in anderen Städten zeigten, dass autofreie Tage funktionieren. In Hannover, so Hack, würden die Straßensperrungen mit einem bunten Stadtfest verbunden. "Für die Menschen gibt es dann viel zu entdecken, da sie sich frei auf Straßen bewegen können, die sie normalerweise nicht betreten können. Das ermöglicht ganz neue Ein- und Aussichten: die Stadt wird leerer, leiser und sicherer."

Das erwartet auch Schumacher: "Man kann die Stadt an solch einem Tag ganz anders erleben."

Auf die Umwelt dürfte ein solcher Tag keinen nennenswerten positiven Einfluss haben. "Da erwarte ich nur geringe Effekte", sagt Hack, "zumal der Verkehr auch nur für einen Teil der Umweltverschmutzung verantwortlich ist."

Doch langfristig könnte es schon positive Auswirkungen geben: "Bürger können etwa das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr für sich entdecken und in Zukunft häufiger nutzen."

Bei Facebook sind die Reaktionen auf den Vorschlag eher negativ. Kaum jemand kann dem autofreien Sonntag dort etwas abgewinnen. Viele halten es schlichtweg für Schikane, andere geben an, sonntags arbeiten zu müssen und fürchten Behinderungen.

Was halten Sie vom autofreien Sonntag in Düsseldorf? Beteiligen Sie sich hier an der Diskussion auf Facebook.

(csr)
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