Duisburger Entwickler kauft früheres RWE- und Shell-Gelände Neues Leben für Brachflächen

Düsseldorf · Die Entwicklungsgesellschaft Aurelis Real Estate plant auf ihrer 31 Hektar großen Fläche im Reisholzer Hafen einen Unternehmerpark.

 Michael Buchholz ist Leiter der Aurelis Region West und verantwortet in dieser Funktion die Entwicklung im Reisholzer Hafen.

Michael Buchholz ist Leiter der Aurelis Region West und verantwortet in dieser Funktion die Entwicklung im Reisholzer Hafen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Leerstehende Gebäude, vor allem, wenn sie in Industriegebieten stehen, sind ein Anziehungspunkt für Menschen, die den Kick des Verbotenen suchen. Seit RWE vor vielen Jahren das Kraftwerk auf dem Areal Am Trippelsberg im Reisholzer Hafen still gelegt hat, sind nur noch illegale Besucher vor Ort gewesen und dokumentierten das auch: Gebäude und auch Verkehrsschilder sind mit Graffiti besprüht, Fensterscheiben eingeschlagen; 2011 musste die Feuerwehr sogar einen Brand in einem der Häuser löschen. Doch in rund drei Monaten wird es mit der Anziehungskraft als Abenteuerspielplatz vorbei sein.

Die neue Besitzerin des früheren RWE-Grundstücks, die Aurelis Real Estate, hat vergangene Woche mit den Abbrucharbeiten begonnen. Derzeit werden die Gebäude leergeräumt von dem, was nach dem Auszug der RWE-Mitarbeiter übrig geblieben ist. Im Anschluss wird nur noch eine freie Fläche übrig sein, berichtet Michael Buchholz, Leiter der Aurelis Region West. Und die wird dann darauf warten, mit den richtigen Plänen aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Darauf freut sich Buchholz schon. Er steht auf der riesigen Fläche, hinter ihm hat sich die Natur ein Stück des Geländes schon zurückgeholt, und blickt in Richtung der benachbarten Brache, die früher Shell nutzte und die inzwischen auch Aurelis gehört. Er ist gedanklich rund fünf bis sieben Jahre weiter, wenn der erste Spatenstich erfolgen könnte. In diesen zeitlichen Dimensionen denken Entwickler.

Der Sitz der Firma ist in Duisburg, doch schon 2003 wurde Aurelis in Düsseldorf aktiv und entwickelte auf dem 36 Hektar großen Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Derendorf das Quartier Central. Natürlich verfolgt Michael Buchholz derzeit aufmerksam, was in der Landeshauptstadt mit dem Glasmacherviertel passiert, das mehrfach mit Gewinn weiter verkauft wurde, aktuell der Adler-Gruppe gehört, und wo es derzeit nicht voran geht. Das werde bei Aurelis nicht passieren, sagt der Leiter der Aurelis Region West bei einem Ortstermin.

 Vor einer Woche ist mit dem Rückbau der Gebäude des früheren RWE-Kraftwerks begonnen worden.

Vor einer Woche ist mit dem Rückbau der Gebäude des früheren RWE-Kraftwerks begonnen worden.

Foto: Andrea Röhrig

Und bei diesem berichtet er, wie der Entwickler an die Flächen kam: Mit RWE sei man in den vergangenen Jahren immer schon über Flächen im Gespräch gewesen und bekam so auch vor zwei Jahren Kenntnis von den Verkaufswünschen des Essener Unternehmens für die Fläche im Reisholzer Hafen. Hier schlug Aurelis dann auch zuerst zu und kaufte mit den rund 257.000 Quadratmetern die größte der drei jetzt im Besitz befindlichen Flächen; es folgte von einem privaten Eigentümer die angrenzende frühere Shell-Fläche mit 48.000 Qua­drat­metern sowie als Letztes ein 4500 Quadratmeter großes Grundstück der Gebrüder Overlack, zusammen also rund 310.000 Quadratmeter. Über die jeweiligen Kaufpreise ist Stillschweigen vereinbart worden.

Michael Buchholz kann sich vorstellen, dass sein Unternehmen weitere Flächen im Reisholzer Hafen übernimmt. Bei einem vierten Grundstück, auf das Aurelis ein Auge geworfen hat, zog allerdings ein anderer Anbieter sein Vorkaufsrecht.

 Über die frühere Shell-Fläche soll die Zufahrt zum geplanten Aurelis-Unternehmerpark laufen.

Über die frühere Shell-Fläche soll die Zufahrt zum geplanten Aurelis-Unternehmerpark laufen.

Foto: Andrea Röhrig

In rund einem halben Jahr will die Entwicklungsgesellschaft das Gespräch suchen und alle an einen Tisch holen: Anwohner, Stadt, Politik, die gewerbetreibenden Nachbarn, die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), die Hafenentwicklungsgesellschaft und die Mitglieder von Hafenalarm. Als Gast hatte Buchholz schon die Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative vor der Landtagswahl besucht und sich einen Eindruck über die Befindlichkeiten vor Ort gemacht.

Mit dem geplanten Hafenausbau hat Aurelis allerdings nichts zu tun. Die Grundstücke haben keinen eigenen Zugang zum Wasser. Der müsste bei Bedarf über ein Areal laufen, das sich im Besitz der Hafenentwicklungsgesellschaft befindet. Aber zunächst will Aurelis auf ihrer Fläche einen Gewerbepark bauen. „Aurelis-Unternehmer-Park“ heißt das Projekt, mit dem sich der Entwickler „an alle Branchen richtet, die besondere Flexibilität brauchen“, auch Logistiker kann sich der Aurelis-Manager vorstellen. Hallen-, Büro- und Serviceräume sollen je nach Bedarf angemietet werden können. Die Zufahrt zum Gelände erfolgt über das frühere Shell-Gelände, um die Anwohner besser zu schützen. Denn direkt neben dem ehemaligen RWE-Kraftwerk beginnt in Richtung Itter die Wohnbebauung. Bis der erste Spatenstich des Unternehmer-Parks erfolgt, kann sich Michael Buchholz eine Zwischennutzung vorstellen, vor allem für die ehemalige Shell-Fläche. Dort hat sich der Autoverlader Autokontor Bayern nach einem kurzen Intermezzo verabschiedet, da man ohne Genehmigung losgelegt hatte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort