Altes Stahlwerk in Düsseldorf Kölner Immobilien-Mogul kauft Areal Böhler für 156 Millionen Euro

Düsseldorf · Der Büro- und Messestandort gehört jetzt einer Immobiliengesellschaft, die von einem Kölner Unternehmer gegründet wurde. Das sind die Pläne für das Areal Böhler in Düsseldorf.

Areal Böhler zwischen Meerbusch und Düsseldorf: Das Gelände ist 230.000 Quadratmeter groß.

Areal Böhler zwischen Meerbusch und Düsseldorf: Das Gelände ist 230.000 Quadratmeter groß.

Foto: Jamestown

Er habe sich „unmittelbar verliebt“, berichtet Sebastian Kahl von dem Start der Verkaufsgespräche für das Areal Böhler vor 14 Monaten. Jetzt gehört das frühere Stahlwerk zur Familie: Die von seinem Vater Christoph Kahl gegründete Immobiliengesellschaft „Jamestown Areal Böhler“ hat das Industriegelände für 156 Millionen Euro von dem österreichischen Stahlkonzern Voestalpine übernommen. Das haben beide Firmen am Montag bekannt gegeben.

„Die Größe, die Historie, die Architektur – das Areal Böhler passt perfekt in unser Einkaufsprofil“, sagt Sebastian Kahl. Der 27-Jährige wird den Gewerbe- und Messestandort gemeinsam mit dem bisherigen Standortleiter Patric Gellenbeck führen.

Das 230.000 Quadratmeter große Gelände zwischen Meerbusch und Düsseldorf wurde 1914 als Stahlwerk errichtet. Die Fläche entspricht einer Größe von mehr als 30 Fußballfeldern und besteht aus 40 Gebäuden. Die großen Produktionshallen aus Backstein und der 81 Meter hohe Schornstein zeugen bis heute von der Geschichte.

Mittlerweile sind 180 Firmen und selbstständige Gewerbe mit rund 1.200 Beschäftigten auf dem Areal Böhler angesiedelt. „Jamestown hat sich auf solche Standorte spezialisiert“, sagt Sebastian Kahl. Die Unternehmensgruppe „Jamestown Europe“ hat den Ankauf unterstützt und verwaltet weltweit ein Immobilienvermögen von rund 13 Milliarden Euro, der Großteil des Portfolios befindet sich in den USA. Der Kauf des früheren Werksgeländes ist in der fast 40-jährigen Firmengeschichte erst die zweite Investition in Deutschland. „Gelände mit solch einem Charakter gibt es hierzulande sehr selten“, sagt Sebastian Kahl.

Neben seiner Rolle als Gewerbepark ist das Areal Böhler mit einer Hallenfläche von über 18.500 Quadratmetern auch ein europaweit bekannter Standort für Messen und Veranstaltungen. Nach Angaben von Jamestown kommen mehr als 200.000 Besucher pro Jahr auf das Gelände.

Zu den beliebtesten Ausstellungen zählen die Shoes Duesseldorf, die Cyclingworld Europe und die Kunstmesse Art Düsseldorf. Auch Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex gelistet sind, buchen die Fläche regelmäßig für interne Veranstaltungen, sagt Kahl.

Der Vorbesitzer Voestalpine hat im Rahmen des Verkaufs 34.000 Quadratmeter Büro-, Produktions- und Hallenflächen angemietet. Mit fast 30 Prozent der vermietbaren Gesamtflächen ist der österreichische Stahlkonzern der mit Abstand größte Mieter im Areal Böhler.

Weitere Mieter sind das Catering-Unternehmen Broich und die erst vor Kurzem gegründete Rheinriff GmbH, die im April vor Ort eine der weltgrößten Surf-Hallen eröffnen wird. Auf der 6000 Quadratmeter großen Fläche sind neben einer neun Meter breiten stehenden Surfwelle auch sechs Beachvolleyballplätze und ein Tagungszentrum entstanden.

Das komplette Gelände ist voll vermietet – mit einer Ausnahme: Die fast 400 Meter lange und 10.000 Quadratmeter große Halle 22 steht schon lange leer. „Viele Entwickler würden die Halle aus Kostengründen einfach platt machen“, sagt Sebastian Kahl. „Wir wollen ihr lieber neues Leben einhauchen.“

Der Geschäftsführer der „Areal Böhler Betriebs GmbH“ erwägt für diese Halle ein Technologie- und Laborzentrum für junge Unternehmen, möglicherweise aus dem Bereich Medizintechnik. In dieser Branche ist die Düsseldorfer Start-up-Szene besonders stark.

Weiterhin plant der neue Besitzer Jamestown, ein Parkhaus für die Messehallen zu bauen und die Gastronomie zu erweitern. Aktuell gibt es 1500 Parkplätze auf dem Gelände und fünf gastronomische Angebote, darunter das Restaurant „Les Halles“. Im Sommer soll die örtliche Rösterei „Dritan Alsela“ als weitere Gastronomie für Gäste geöffnet werden.

Außerdem will Jamestown das Photovoltaik-Netz ausbauen. Bisher gibt es vor Ort 3800 Module, die Sonnenstrahlen in Energie umwandeln können. „Und wir haben noch weitere Pläne, um unsere Spuren hier zu hinterlassen“, sagt Sebastian Kahl. Details möchte er aber noch nicht nennen.

Sein Vater Christoph Kahl hat Jamestown 1983 gegründet, seitdem ermöglicht das Unternehmen deutschen Privatanlegern den Erwerb von Immobilienanteilen – vor allem in den USA. Seit 2019 ist Jamestown auch in Europa aktiv. Die Eheleute Kahl halten ein Viertel der Anteile am Unternehmen, sie gehören zu den reichsten Bewohnern Kölns.

Jamestown hat in seiner Firmengeschichte Käufe im Wert von über 40 Milliarden Dollar abgeschlossen und Dutzende Immobilien-Fonds aufgelegt. Die Revitalisierung von großen, ehemals industriell genutzten Objekten gehört wesentlich zur Anlagestrategie. Beispiele dafür sind der Chelsea Market und die Industry City in New York, das Innovation and Design Building in Boston und der Ponce City Market in Atlanta, die mit Nutzflächen von über 100.000 Quadratmetern eine ähnliche Größe haben wie das Areal Böhler.

Vor drei Jahren hat Jamestown erstmals in Deutschland investiert und im Kölner Stadtteil Mülheim auf der Schanzenstraße drei Bürogebäude gekauft. Deren Fassade ist ebenfalls aus Backstein gebaut.

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