Kritiker sehen „Denunziantentum“ Radfahrer können Falschparker bei App melden

Düsseldorf · Über die App „Wegeheld“ können Radfahrer Autofahrer direkt ans Ordnungsamt melden - etwa, wenn sie Radwege blockieren oder in zweiter Reihe parken. In Düsseldorf wird die App eifrig genutzt. Doch nicht alle finden die Idee gut - Kritiker sprechen von „Denunziantentum“.

Ob Fahrradweg, Straßenbahngleis oder Rettungsweg – regelmäßig kommt es zu Behinderungen durch Falschparker. Im Kampf gegen diese Verkehrssünder bekommt das Ordnungsamt Düsseldorf zunehmend Unterstützung durch Meldungen aus der Bevölkerung. Dabei hilft unter anderem die Smartphone-App „Wegeheld“, die Falschparker an den Pranger stellt. Was die einen als probates Mittel sehen, bezeichnen Kritiker als „Denunziation“.

Wer regelmäßig mit dem Fahrrad durch Düsseldorf fährt, kennt das Problem. Trotz der stetig steigenden Zahl an Radwegen, ist das Fahren auf dem Rad oft noch immer ein risikoreiches Unternehmen. Grund dafür sind Falschparker, die Radfahrer zu Umwegen über Bürgersteig oder Straße zwingen, was entweder Fußgänger oder die Radfahrer selbst gefährdet. Doch nicht nur Fahrradfahrer werden durch falsch geparkte Fahrzeuge behindert. Viel Arbeit für die Mitarbeiter des Ordnungsamts. Doch die bekommen zunehmend Unterstützung aus der Bevölkerung. Waren es im Jahr 2013 noch 4.344 Drittanzeigen beim Düsseldorfer Ordnungsamt, ist die Zahl 2017 bereits auf 11.500 angestiegen und hat sich so mehr als verdoppelt.

Dank der Smartphone-App „Wegeheld“ geht das mittlerweile besonders leicht. Die App wurde 2013 in Berlin von Heinrich Stößenreuther entwickelt und lässt bundesweit Falschparker melden. Wer sich die App auf sein Smartphone herunterlädt, wird zunächst aufgefordert, seine persönlichen Daten wie Name und Adresse anzugeben, da diese Angaben für eine Anzeige notwendig sind. Ob die Angaben stimmen, wird von den App-Betreibern dagegen nicht geprüft. Anschließend gibt der Nutzer Farbe und Fabrikat des Herstellers sowie die Art des Verstoßes, also ob es sich beispielsweise um Parken in der zweiten Reihe oder das Blockieren eines Gehwegs handelt. Danach formuliert die App auf Wunsch eine E-Mail an das Ordnungsamt, die vom Nutzer nur noch abschicken muss.

Doch die App ist nicht nur eine Hilfe für das Ordnungsamt, sie ist auch ein digitaler Pranger. Während laut Stößenreuther lediglich jeder dritte Falschparker durch die Nutzer an das Ordnungsamt gemeldet wird, geht es bei der Mehrheit der Fälle ausschließlich um ein Anprangern der Verkehrssünder. „Wir wollen auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Heirnich Stößenreuther. So kann auf der Homepage der App auf einer digitalen Karte nachempfunden werden, wo sich Falschparker befinden. Auf Wunsch lässt sich das Vergehen auch auf Twitter teilen. Oft auch mit Bild des betreffenden Fahrzeugs, wobei es dafür strenge Auflagen gibt. „Wer Bilder hochlädt, muss Kennzeichen und Personen unkenntlich machen“, erklärt Stößenreuther. Das hat auch rechtliche Gründe, da es sonst zur Verletzung von Persönlichkeitsrechten kommen kann.

Fahrradclub sieht App differenziert

Dass es genügend Bedarf an der App gibt, zeigen die Nutzungszahlen. 2017 wurden in der App über 1.000 Verstöße für Düsseldorf gemeldet. Über 350 mal handelte es sich in den meisten Fällen um Parken auf Fahrradwegen, dahinter folgten Parken im Halteverbot und Parken auf Gehwegen. Beim Fahrradverband ADFC betrachtet man die App dennoch differenziert. Zwar würde dank Wegeheld das Problem zugeparkter Fahrradwege stärker in die Öffentlichkeit gerückt, doch Probleme wie fehlende Parkraumüberwachung oder Infrastrukturen würden dadurch nicht gelöst. „Das Naming und Blaming einzelner Parksünder ist, wenn überhaupt, immer nur ein punktueller Erfolg“, sagt Pressesprecherin Stephanie Krone.

In der Bevölkerung polarisiert die App, wie sich beispielsweise auf der Facebookseite der Anwendung ablesen lässt. Viele Menschen begrüßen die Möglichkeit, ohne viel Aufwand gegen Falschparker vorzugehen und auf das Problem aufmerksam machen zu können. Aber es gibt auch viele kritische Stimme, die von „Denunziation“ sprechen. Ein Wort, das Stößenreuther nicht gerne hört. „Darauf reagiere ich allergisch“, sagt er in Hinblick auf die Verwendung des Begriffs während der NS-Zeit. Ohnehin sieht er sein primäres Ziel nicht im Anprangern, sondern in der Beseitigung von Gefahren, in dem sich jeder Verkehrsteilnehmer an die Regeln

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