Düsseldorfer Pflegeheime testen App soll Stürze von Senioren verhindern

Düsseldorf · Nach einem Sturz können Senioren sogar zum Pflegefall werden. Eine App mit Künstlicher Intelligenz soll helfen, solche Fälle zu verhindern. Düsseldorfer Pflegeheime der Knappschaft Krankenkasse und die KKH Krankenkasse testen sie.

 Ein Sturz kann bei Senioren fatale Folgen haben. (Symbolfoto)

Ein Sturz kann bei Senioren fatale Folgen haben. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Eine kleine Stolperfalle im Teppichboden, eine Treppenstufe, die übersehen wird, oder Unebenheiten im Gehweg: Im hohen Alter erhöht sich das Risiko für Stürze. Schmerzhafte Folge können Knochenbrüche wie beispielsweise eine Oberschenkelhalsfraktur sein, die in der Regel stationär behandelt werden muss. Manchmal führt ein Sturz sogar bis zur Pflegebedürftigkeit.

Doch wie kann man verhindern, dass Menschen im hohen Alter stürzen? Mehrere Pflegeeinrichtungen der Knappschaft in Düsseldorf, darunter das Haus Rosmarin Düsseldorf-Flingern, das Haus Curanum Düsseldorf und das Zentrum für Betreuung und Pflege St. Hedwig, sowie die KKH Kaufmännische Krankenkasse wollen dabei nun neue Wege ausloten. Die App „Lindera Mobilitätsanalyse“ soll helfen, das individuelle Sturzrisiko zu ermitteln. Pflegekräfte filmen dafür die Senioren kurz beim Aufstehen von einem Stuhl sowie beim Laufen und zwar mit einer einfachen Smartphone-Kamera. Eine 3-D-Motion-Tracking-Technologie ermöglicht es, ein dreidimensionales Bild vom Gang zu analysieren. Künstliche Intelligenz wird genutzt, um sozusagen das Auge des Arztes und der Pflegefachkraft digital zu übersetzen und damit die Mobilitätsanalyse zu digitalisieren und zu vereinfachen.

Anhand der Ergebnisse (auch ein psychosozialer Test muss in der App ausgefüllt werden) erhält der Pflegebedürftige dann individuelle Vorschläge für Präventionsmaßnahmen und kann in Angebote gesteuert werden, um ein ungewolltes Hinfallen zu vermeiden und die Mobilität zu fördern. Denkbar sind etwa Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen oder Hinweise auf den Medikationsmix oder für die korrekte Einstellung von Gehhilfen. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden (auch etwa von Angehörigen) und funktioniert auf Android- und iOS-Geräten.

Die KKH führt aktuell ein Projekt mit der Lindera GmbH und der Charité Berlin in 33 Pflegeeinrichtungen durch. Bei dem wissenschaftlichen Projekt soll zum einen ermittelt werden, wie hoch die Akzeptanz bei Bewohnern und Pflegekräften für die App ist und zum anderen natürlich, ob durch die App tatsächlich Stürze nachhaltig reduziert werden können. Dafür wird das Projekt von der Forschungsgruppe Geriatrie der Berliner Charité begleitet und ausgewertet. „Nicht nur Pflegeheimbewohner könnten von der App profitieren, auch Senioren, die in ihrem heimischen Umfeld leben“, sagt Andrea Schneider, Leiterin der Pflegekasse bei der KKH. Denn häufig seien sie gefährdet, durch einen Sturz zum Pflegefall zu werden: „Wenn wir dies mit Hilfe einer App in vielen Fällen verhindern können, wäre das ein großer Erfolg.“

Laut KKH-Daten haben 2019 mehr als zwei Prozent der über 75-Jährigen und fast acht Prozent der über 90-Jährigen einen Knochenbruch wie eine Oberschenkelhalsfraktur erlitten. Frauen sind aufgrund von Osteoporose-Anfälligkeit deutlich häufiger betroffen. „Für viele Patienten beginnt damit oft ein langer Leidensweg, der Spätfolgen und den Verlust an Selbstständigkeit zur Folge haben kann“, so Schneider.

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