Düsseldorf Anwohner wehren sich gegen "Dügida"

Düsseldorf · Mehr als 50 Gewerbetreibende in der Bahnhofsgegend haben einen Brief der Anwältin Gülsen Çelebi an die Polizei unterschrieben. Sie fordern, den "Dügida"-Aufzug zu verlegen. Der soll am Montag länger als bisher sein.

 Rechtsanwältin Gülsen Çelebi hat den offenen Brief an die Polizei verfasst, den mehr als 50 Gewerbetreibende unterschrieben haben. "Wir fühlen uns bedroht", sagt sie.

Rechtsanwältin Gülsen Çelebi hat den offenen Brief an die Polizei verfasst, den mehr als 50 Gewerbetreibende unterschrieben haben. "Wir fühlen uns bedroht", sagt sie.

Foto: Andreas Endermann

Vor dem vierten Aufzug von "Dügida" regt sich Widerstand in der Bahnhofsgegend. Mehr als 50 Gewerbetreibende, viele davon Migranten, haben einen offenen Brief an die Polizei unterschrieben. Sie stellen einen Antrag auf Verlegung der wöchentlichen Demonstrationen, die nach dem Bekunden der Organisatorin noch mindestens bis April weitergehen sollen. Es sei "unverantwortlich, diese gewaltgeneigten Demonstranten auf einer Straße laufen zu lassen, die hauptsächlich von Geschäften geschmückt ist, die von Düsseldorfern mit Migrationsgeschichte geführt werden", heißt es in dem Schreiben. Der Antrag auf Verlegung hat allerdings nach Meinung von Experten wenig Aussicht auf Erfolg.

Initiatorin der Aktion ist die Rechtsanwältin Gülsen Çelebi, die für ihr Engagement gegen "Ehrenmorde" im Zuwanderermilieu bekannt geworden ist und ihre Kanzlei in der Gegend hat. Sie berichtet, dass andere Gewerbetreibende sie angesprochen hätten, etwas zu unternehmen. "Wir wollen Öffentlichkeit schaffen", sagt Çelebi. "Wir fühlen uns bedroht." Auf der Liste der Unterzeichner, die der RP vorliegt, befinden sich unter anderem Gastronomen, Ärzte und Ladenbesitzer.

"Dügida" ist ein Ableger der Dresdener "Pegida"-Märsche. Deren Organisatoren haben sich aber von der Düsseldorfer Anmelderin Melanie Dittmer distanziert. Die ist in der rechtspopulistischen Partei Pro NRW aktiv. Auch andere Parteien vom rechten Rand, wie NPD und "Die Rechte", unterstützen die Aufzüge, außerdem Hooligans.

Die Anwohner beklagen, dass sie durch die Sperrungen für die wöchentlichen Demonstrationen erhebliche Einbußen erlitten. Außerdem fühlten sie sich bedroht. "Wir wollen keine Rechtsradikalen auf unserer Straße marschieren sehen", heißt es in dem Brief. Unstrittig ist die Darstellung in dem Schreiben, dass "Dügida"-Teilnehmer zu Gegendemonstranten und Anwohnern "Wir kriegen euch alle" skandiert haben. In dem Brief wird den Teilnehmern zudem vorgeworfen, Nazi-Parolen gerufen und sich rassistisch geäußert zu haben. Dies seien Straftaten. Von der Polizei heißt es dazu, man gehe den Anschuldigungen nach. "Es gibt aber keinen Anfangsverdacht auf Straftaten."

Gewaltsame Zwischenfälle gab es laut Polizei und Beobachtern nicht bei "Dügida". Flaschenwürfe, bei denen vier Polizisten verletzt wurden, kamen aus den Reihen der Gegendemonstranten.

"Dügida" hat derweil eine längere Route als bisher angemeldet. Man will an diesem Montag von der Bismarckstraße aus bis zum Graf-Adolf-Platz ziehen. Bislang endete der Aufzug an der Oststraße. Die verlängerte Route akzeptiert die Polizei offenbar. In der vergangenen Woche war sie vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, die damalige Route zu verkürzen.

Das linke Bündnis "Düsseldorf stellt sich quer" ruft zur Gegendemonstration auf. Der "Düsseldorfer Appell" verzichtet hingegen auf eine Anmeldung. "Drei Kundgebungen haben deutlich gezeigt, dass die Hassparolen rechtspopulistischer Gruppen in Düsseldorf keinen Nährboden finden", teilt der Organisatorenkreis mit. Die Polizei rechnet mit 1500 Gegendemonstranten und lediglich 100 Teilnehmern bei "Dügida" - die Aufzüge waren kontinuierlich kleiner geworden.

(RP)
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