Düsseldorf Angeklagte schweigt im Prozess zum Bilker Doppelmord

Düsseldorf · Vor dem Landgericht Gießen muss sich zurzeit die Aachenerin Tuba S. unter anderem wegen des Bilker Doppelmordes verantworten. Am Mittwoch ging es im Prozess erstmals um Einzelheiten zu dem Düsseldorfer Fall. Das Gießener Landgericht und die Staatsanwaltschaft äußerten Kritik an der Düsseldorfer Kriminalpolizei.

 In einer Wohnung an der Karolinger Straße geschah der Mord an den zwei Frauen.

In einer Wohnung an der Karolinger Straße geschah der Mord an den zwei Frauen.

Foto: Andreas Endermann

Das Gericht sei "fassungslos darüber, was da passiert ist", sagte die Vorsitzende, der Staatsanwalt sprach von einer Vielzahl von Hinweisen, die eine erste Einschätzung der Düsseldorfer Fahnder früh widerlegt hätten.

Am 7. Mai 2016 soll Tuba S. (36) in einer Wohnung an der Karolinger Straße die Mieterin Sylvia F. (58) und deren 86-jährige Mutter erdrosselt und erstickt haben. Der Anklage zufolge hat die Frau, die eine Zeit lang in Düsseldorf gelebt hatte, zuerst die Mutter getötet und dann der Tochter Medikamente eingeflößt, um sie dazu zu bringen, die Geheimzahlen zweier EC-Karten preiszugeben. Nachdem sie auch die Tochter getötet hatte, soll sie an einem Geldautomaten an der Aachener Straße von den Konten der Opfer 130 und 90 Euro abgehoben haben.

Die Toten waren entdeckt worden, nachdem der Bruder der 58-Jährigen die Polizei eingeschaltet hatte. Er hatte von Mutter und Schwester einige Tage nichts gehört und fürchtete, dass seine depressive Schwester, die bereits einen Suizidversuch hinter sich gehabt haben soll, sich und der Mutter etwas angetan haben könnte.

Bereits am Dienstag hatten zwei Düsseldorfer Streifenpolizisten ausgesagt, die von der Leitstelle an die Adresse geschickt worden waren. Mit der Information über die Befürchtung des Bruders im Kopf hatten sie den Fall als mutmaßlichen erweiterten Suizid eingestuft und die Wohnung versiegelt. Ein Kriminaltechniker bestätigte Mittwoch als Zeuge, er habe deshalb lediglich Fotos vom Tatort machen, aber keine Spuren sichern sollen. Auch die Hinzuziehung eines Rechtsmediziners sei in solchen Fällen in Düsseldorf nicht üblich, die Ermittler hätten die Leichenschau selbst übernommen. Sie seien davon ausgegangen, dass die Tochter die Mutter erdrosselt und sich dann mit Medikamenten getötet habe. Die blutige Kopfverletzung der vermeintlichen Selbstmörderin sei "mit einem Sturz gegen die Heizung vereinbar" erschienen, sagte der Zeuge und gab zu: "Ich habe mich auf die Ermittler verlassen." Eine Polizistin räumte ein, die Leichen nicht einmal angeschaut zu haben. Erst nach einigen Tagen war klar geworden, dass die Frauen einem Verbrechen zum Opfer gefallen waren.

Offensichtlich wurde das, als die Polizei in Gießen bei der Suche nach dem Mörder eines 79-Jährigen in der Wohnung der Verdächtigen Tuba S. die EC-Karten der Düsseldorferinnen fand. S. hatte früher in der Nachbarschaft des "Riconelly" genannten Zauberers gewohnt. Ihn soll sie bereits im April 2016 getötet und anschließend seine Wohnung angezündet haben. Darum war es seit Januar im Landgericht gegangen. Tuba S. schweigt zu den Vorwürfen.

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