Fall aus Düsseldorf Alptraum Einbruch

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Polizei vermeldet sinkende Einbruchszahlen, aber zum Jahresende gab es wieder eine massive Zunahme der Taten. Ein aktueller Fall zeigt, wie wichtig aufmerksame Nachbarn sind.

 Die Einbrecher versuchten mit massiver Gewalt, diese Terrassentüren aufzuhebeln. Sie scheiterten.

Die Einbrecher versuchten mit massiver Gewalt, diese Terrassentüren aufzuhebeln. Sie scheiterten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Schock kam am 4. Januar erst für die Kinder. Sie sind schon größer, teils erwachsen, und waren über Silvester mit dem Vater unterwegs gewesen. Der Mutter, die gegen 19 Uhr landete, sagten sie vor deren Heimflug nichts. Gemeinsam fuhren sie am Abend zum Flughafen und eröffneten ihr: "Bei uns ist eingebrochen worden." Zu Hause angekommen, packte die Mutter das Entsetzen. Scheiben eingeschlagen oder zersplittert, Terrassentüren beschädigt. Schränke, Taschen, alles war durchsucht worden. Mitgenommen jedoch hatten die Einbrecher nur das Wertvollste: Schmuck und Uhren. Der Schaden ist sechsstellig. Das schmerzt materiell, aber auch ideell, wie die Ex-Frau eines Unternehmers sagt. "Da sind Einzelstücke dabei, die ich zur Geburt der Kinder bekommen habe", sagt Anika Flaps (Name geändert).

Das freistehende Einfamilienhaus im Düsseldorfer Osten steht an einer befahrenen Straße, von einer einsamen Wohngegend würde man nicht sprechen. Gleich nebenan wohnen drei Parteien in einem Haus. Leider spricht da nicht jeder mit jedem. Zwar fiel das offene Dachfenster in Flaps' Haus, durch das es hineinregnete, einer Nachbarin auf. Sie erreichte den Unternehmer aber kurz nach Weihnachten nicht in der Firma und die Nummer der Mutter hatte sie nicht. Die hatte eine andere Nachbarin, die aber das offene Fenster nicht gesehen hatte.

 Diese Scheibe versuchten die Einbrecher einzuschlagen - ohne Erfolg.

Diese Scheibe versuchten die Einbrecher einzuschlagen - ohne Erfolg.

Foto: Hans-Juergen Bauer

"Das waren nicht irgendwelche Täter, die es mal probiert haben", sagt Martin Bolduan, Leiter des Einbruchskommissariats. Sie seien an drei Türen mit Zapfenverriegelung und an massiven Glasscheiben gescheitert. Das Haus sei gut gesichert gewesen. Eine Tat unter mehr als 100 Einbruchsfällen in den letzten beiden Wochen des Jahres 2017 - bei rund der Hälfte blieb es beim Versuch. "Ein kräftiger Anstieg der Zahlen", sagt Bolduan. Ansonsten vermeldete die Polizei bis Oktober 975 Einbrüche, die Hälfte Versuche. Polizeipräsident Norbert Wesseler sprach gerade erst von einem 30-prozentigen Rückgang der Taten.

Beinahe wäre auch Flaps verschont geblieben. "Geklappt hat der Einbruch dann an einem Fenster an der Seite des Hauses", bedauert sie, "das einzige im Erdgeschoss, das nicht vergittert war". Sie hat Zettel in der Nachbarschaft verteilt, sucht Zeugen. "Es muss doch jemand etwas mitbekommen haben."

Sie fragt sich, was sie besser hätte machen könnten. Alles Wertvolle mitnehmen, auch wenn es nur ein Kurztrip war? Müssen nun eine Alarmanlage oder Kameras eingebaut werden? Daran denkt sie jetzt. Auch an Zeitschaltuhren für das Licht. "Das ist auf jeden Fall eine gute Idee", sagt der Leiter des Einbruchskommissariats. "Am besten solche, die typischen Bewegungsmustern entsprechen." Beispiel: Unten geht das Licht aus, oben geht es an. Ein Tresor sei nur wirklich sicher, wenn er an der Wand und im Boden verankert sei. Sonst könne man ihn heraushebeln.

Die Täter baldowern die Häuser meist aus. Sie seien sich beim aktuellen Fall sicher gewesen, dass länger niemand daheim ist, hätten mit massiver Gewalt mehrfach versucht, ins Haus zu kommen, so die Polizei. Als es damit geklappt habe, sei Etage für Etage, Zimmer für Zimmer gründlich durchsucht worden. So sei in einem Zimmer ein schöner Ring, ein persönliches Geschenk, gezielt herausgefischt worden. "Den Modeschmuck drumherum haben sie ignoriert", sagt Anika Flaps und weiß nicht, was sie mehr sein soll: traurig oder wütend. Sie will nur eins: "Diesen Leute muss man das Handwerk legen und ich hoffe, anderen passiert das nicht." Das Laptop, auf dem sich auch Fotos des Schmucks befinden, ließen die Täter zurück. Sie wissen, dass man darüber vielleicht geortet werden kann. Die Polizei prüft, ob sie die Bilder in den Juwelier-Informationsdienst gibt oder beim Bundeskriminalamt einstellt.

Sind Haus oder Wohnung gut gesichert? Die Polizei schaut nach, Termine gibt es telefonisch unter 870 68 68.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Unter Tage
Flinger Passage in der Altstadt Unter Tage