Museum in Düsseldorf Alain Bieber bleibt doch Direktor des NRW-Forums

Exklusiv | Düsseldorf · Der Chef des Ausstellungshauses hatte im Frühjahr frustriert seinen Abschied erklärt. Nun ist ein Kompromiss gefunden: Das NRW-Forum verschmilzt mit dem Kunstpalast.

 Alain Bieber vor dem NRW-Forum (Archivfoto).

Alain Bieber vor dem NRW-Forum (Archivfoto).

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Alain Bieber bleibt doch Direktor des NRW-Forums in Düsseldorf – trotz seiner Abrechnung mit der Düsseldorfer Kulturpolitik im März. Der 40-Jährige will seinen im kommenden Jahr auslaufenden Vertrag verlängern. Der Aufsichtsrat des Ausstellungs- und Veranstaltungshauses im Ehrenhof stimmte am Donnerstagmorgen der weiteren Zusammenarbeit zu.

Man einigte sich aber auf eine organisatorische Neuaufstellung: Das NRW-Forum soll seine Eigenständigkeit verlieren und zu einer Tochter des benachbarten Museums Kunstpalast werden. Dieses Museum ist ebenfalls ein städtisches Haus. Bieber hatte diesen Schritt vorgeschlagen. Er soll ihm mehr Raum für die künstlerische Arbeit geben. Die Politik erhofft sich zudem Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit.

Bieber hatte das NRW-Forum mit sehr kleinem Team geführt und sich neben der künstlerischen Leitung um viele Bereiche von Marketing bis Sponsorenwerbung selbst gekümmert. Die Kulturpolitiker erhoffen sich durch seine Entlastung auch eine Stärkung des kulturellen Programms, einige Ausstellungen waren als zu oberflächlich kritisiert worden.

Bieber ist seit 2015 der Leiter des NRW-Forums. Er hat mit seinen Ausstellungen zu digitalen Zeitgeist-Themen wie Selfies oder Pizza für viel Aufsehen gesorgt, die Kulturszene aber auch gespalten. Zu den besucherstärksten Projekten zählten eine Ausstellung, die der Satiriker Jan Böhmermann mitkuratierte, aber etwa auch die von Ralph Goertz kuratierte Foto-Schau „Women on Street: Peter Lindbergh / Garry Winogrand“.  Der Aufsichtsrat muss in diesem Jahr turnusgemäß über die Verlängerung des Vertrags mit Bieber entscheiden.

Die Zeichen hatten im Frühjahr auf Zustimmung gestanden, auch wenn CDU und Grüne kritisch waren. In einem Interview mit unserer Redaktion kündigte Bieber aber im März überraschend seinen Abschied and beklagte mangelnde Unterstützung der Düsseldorfer Kulturpolitik für neue Ideen. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), der Bieber nach Düsseldorf geholt hatte, suchte daraufhin das Gespräch, auch der Aufsichtsrat stellte sich mit breiter Mehrheit hinter den Leiter und sein Programm. Nach einem Gespräch mit Geisel und CDU-Kulturpolitiker Marcus Münter änderte Bieber im April seine Meinung.

Wie die Zusammenarbeit mit dem Kunstpalast genau aussehen soll, wird noch besprochen. Der Aufsichtsrat kommt dazu im Juni wieder zusammen. Der Leiter des Kunstpalasts, Felix Krämer, unterstützt die Idee. Die Zusammenarbeit der beiden benachbarten Häuser soll den Ehrenhof stärken. Um die „Düsseldorfer Museumsinsel“ attraktiver zu machen, strebt Krämer auch einen Umbau des Kunstpalasts mit einem neuen Café an.

Fest steht: Die Häuser sollen weiter unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Aus Befragungen geht hervor, dass das NRW-Forum im Vergleich zu anderen Kunsthäusern ein junges Publikum hat: 42 Prozent der Besucher sind zwischen 14 und 29 Jahre alt, 30 Prozent zwischen 30 und 49 Jahre. Der Kunstpalast erreicht ein älteres Publikum, auch wenn inzwischen ein Fokus auf junge Familien gelegt wird.

Oberbürgermeister Geisel sagte unserer Redaktion, er freue sich über die Entscheidung. Bieber sei „zermürbt“ gewesen, nun sei eine gute Lösung gefunden. „Die Schwerpunkte des NRW-Forums sollen das Ansprechen einer jüngeren Zielgruppe und Ausstellungen zu digitalem Zeitgeist bleiben“, sagt Geisel. Bieber kündigt ebenfalls an, seinen Ansatz weiterzuführen und „verspielte“ und „mutige“ Ausstellungen zu machen. Zu den Themen könnten etwa das Verhältnis von Natur und Technik oder Liebe und Sexualität in Zeiten des Internets gehören. Das Ausstellungsprogramm wird aber noch erarbeitet. Auch die Fotografie soll weiterhin einen Platz erhalten.

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