Düsseldorfer Methadon-Ambulanz Arztpraxen übernehmen Methadon-Ausgabe

Im Herbst schließt die städtische Methadon-Ausgabe an der Flurstraße. Die Patienten wechseln zu niedergelassenen Ärzten, die auf die Substitution von Drogen spezialisiert sind.

 Claus Lamprecht und seine Arzthelferin Susanne von Wennsierski geben in der Praxis einem Patienten Methadon.

Claus Lamprecht und seine Arzthelferin Susanne von Wennsierski geben in der Praxis einem Patienten Methadon.

Foto: Anne Orthen (ort)

Die städtische Methadon-Ausgabe an der Flurstraße wird in etwa drei Monaten schließen. Rund 60 Patienten wechseln dann zu niedergelassenen Ärzten, die mit der Verabreichung des synthetischen Heroin-Ersatzes bestens vertraut sind. Die wichtigsten Fakten und Argumente zum Thema im Überblick.

Warum schließt die städtische Ausgabestelle? Die Ausgabe von Methadon ist eine Kassenleistung. Und die kann und muss, so die Einschätzung von Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke, nicht von einer Kommune, sondern von darauf spezialisierten Ärzten erbracht werden. Tatsächlich hat die Existenz öffentlicher Ausgabestellen historische Wurzeln. Als das Thema in den 1990er Jahren aufkam, war von einer Übernahme durch die Kassen zunächst noch keine Rede. Man suchte eine möglichst verlässliche Plattform und schuf eine kommunale Ausgabestelle. Ebenfalls in städtischer Trägerschaft befindet sich die Psychosoziale Betreuung (PSB) für die Abhängigen. Das soll auch weiterhin so bleiben. Bislang arbeiten an der Flurstraße elf Mitarbeiter des medizinischen Personals, darunter drei Ärzte, sowie zusätzlich fünf PSB-Fachkräfte.

Welche Bedenken gab es gegen die Schließung? Einige Patienten, aber auch die Gewerkschaft Verdi befürchteten, die Verzahnung von medizinischem Personal, Sozialarbeitern und Psychologen werde nach einer Trennung von Ausgabe und Betreuung nicht mehr so gut funktionieren. Und das betreffe vor allem die komplizierteren Fälle unter den Patienten.

Wer übernimmt die Ausgabe des Ersatzstoffe? Rund 1100 Menschen aus Düsseldorf und Umgebung werden in der Landeshauptstadt substituiert, erhalten Mittel wie Methadon, die an die Stelle der ursprünglichen Droge wie Heroin treten. Das Gros der Patienten geht bereits heute in eine spezialisierte Praxis. Fünf Anbieter mit diesem Schwerpunkt gibt es nach Angaben der Verwaltung. Mit drei Standorten im Stadtgebiet ist die Gemeinschaftspraxis von Christian Plattner und Claus Lamprecht die größte ihrer Art. „Einschließlich der Diamorphin-Patienten betreuen wir knapp 400 Männer und Frauen. 30 bis 35 freie Plätze gibt es bei uns aktuell, so dass wir einen Teil derer, die von der Schließung der städtischen Ausgabestelle betroffen sind, bei uns aufnehmen könnten“, sagt Plattner. Laut Michael Dimitrov, Referent im Gesundheitsdezernat, sind nach Bekanntwerden der Schließungspläne bereits zahlreiche Betroffene zu niedergelassenen Ärzten gewechselt. Den noch vorhandenen Patientenbestand an der Flurstraße schätzt er „auf 50 bis 60 Menschen“.

Wie wird die psychosoziale Begleitung weitergeführt? Die fünf städtischen Planstellen bleiben erhalten. Die Verwaltung plant, dezentrale Hilfezentren für die psychologische und soziale Betreuung der Abhängigen einzurichten. Wo diese genau liegen, steht noch nicht fest. „In jedem Fall sollen sie unterschiedliche Gebiete des Stadtgebiets abdecken“, sagt Dimitrov.

Was sagen die Betroffenen? Susanne S. (Name von der Redaktion geändert) kam mit 14 Jahren erstmals mit Heroin in Kontakt. Rasch wurde sie abhängig. „Ohne Methadon hätte ich nicht in ein normales Leben zurückkehren können.“ Seit vielen Jahren arbeitet die 43-Jährige wieder auf einer Vollzeit-Stelle. Bis heute wird sie substituiert, erhält inzwischen aber ein anderes Präparat, „bei dem man nicht mehr das Gefühl einer leichten Benommenheit hat“. Dass niedergelassene Ärzte die Ersatz-Medikamente abgeben, findet sie gut. „Den Gang in die Praxis habe ich immer gut in meinen Alltag einbauen können.“

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